Ulrich Plenzdorf gestorben

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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich wollte übrigens (mir fällt gerade auf, daß ich das vermutlich erklären muß ...) mit Rimbaud, Hölderlin und Kafka, diesen genialen Menschen, nicht etwa sagen "im Gegensatz zu May, oder Plenzdorf, usw."

Nein, die drei (R, H, K) liest, sozusagen, kein Schwein, trotzdem gelten sie zurecht als "Weltliteratur" (was immer das nun genau sein mag). Aber wer liest, bzw., versteht sie schon ... Es stehen Denkmäler irgendwo in der Gegend herum, Schüler lernen die Lebensdaten, die Epoche und die "Stilrichtung" (!), und damit hat es sich, Klappe zu, Affe tot. Auf's Podest und (wisch und) weg. So läuft das.

"Sie liebte Schiller, ohne ihn im geringsten zu verstehen" steht irgendwo in einer Dorfgeschichte oder Humoreske bei Karl May. In der Bearbeitung ist da der Teil nach dem Komma tatsächlich gestrichen. Gelegentlich wirft die Art der Bearbeitung auch ein gewisses Licht auf den Bearbeiter ...

:wink:
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Über Plenzdorf, Rüdiger, habe ich schon eine eigene sehr hohe Meinung. Das ich dabei "Der Spiegel" und einen Nachruf des NDR bemüht habe, dann eigentlich nur, um meine eigene Meinung gegenüber Querdenkern zu untermauern.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich kenne kaum etwas von Plenzdorf und kann dessen literarischen Rang gar nicht beurteilen. Ich habe die "Leiden des jungen W." und die "Legende von Paul und Paula" einmal gesehen und weiß so gut wie nichts mehr davon, was nicht gerade ein Indiz dafür ist, daß ich eine allzu große Affinität zu dem Autor hätte ... Aber die Fernsehserie, die Du erwähntest, habe ich auch gern gesehen.

Ein kleines Anekdötchen habe ich anzubieten in Sachen Plenzdorf, nicht erfunden, wirklich so geschehen.

Oldenburg, Schloßtheater, ca. 1975, Die neuen Leiden des jungen W.

Sonntagsnachmittagsabo ("Sie machen sich keinen Begriff ...")

Zwei alte Damen im Publikum, blättern vor der Aufführung im Programmheft. Offene Bühne, kein Vorhang. Eine der beiden merkt irgendwann, daß es da schon etwas zu sehen gibt, stößt die andere an: "Du, guck', da steht ja ein Motorrad auf der Bühne" (mit norddeutschem Slang und rollendem r).

Die andere (guckt, stutzt): "Tatsächlich !" (blättert forschend im Programmheft, findet etwas; erleichtert, mit Aha-Effekt): "Ah ! Guck', da steht ja: Die NEUEN Leiden des jungen W." ...

Die andere (verstehend, kopfnickend): "Ach so, denn häwwt die datt umgemodelt ..."

Ich schwöre, so war es. Hanns Dieter Hüsch hatte schon recht: die Realität ist viel kabarettistischer, als wir sie überhaupt betreiben und beschreiben können ...

:wink:
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