Hermann Hesse

Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Warum der gute Sharlih das Gedicht ausgerechnet beim Alpenglühen schreiben wollte erschließt sich mir nicht so wirklich ....
..... ist wahrscheinlich auch nicht so wichtig

"Hinauf, hinauf! Ich raste nicht;
Ich darf und mag nicht unten bleiben."

da krieg ich wieder die Kurve zu Hesse......

"Es gab keine, keine, keine Pflicht für erwachte Menschen als die eine: sich selber zu suchen, in sich fest zu werden, den eigenen Weg vorwärts zu tasten, einerlei wohin er führte." (Demian)

:wink:
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Herzlich willkommen. Na endlich. :wink:

"Hermine ist in der Hölle". Das kann man wohl sagen ...

:lol:
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Tief unten herrscht über Ardistan ein Geschlecht von finster denkenden, selbstsüchtigen Tyrannen, deren oberstes Gesetz in strenger Kürze lautet: „Du sollst der Teufel deines Nächsten sein, damit du dir selbst zum Engel werdest.“
(Das Märchen von Sitara ..... KM)

........ mir wird schon ganz heiß..............

:shock:
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

... jede(n) macht halt was anderes an, die Geschmäcker sind verschieden ...

:mrgreen:
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hesse hat geschrieben: Die neue ortografi

Die vorgeschlagene neue Orthographie lehne ich, wie jede Verarmung der Sprache und des Sprachbildes, vollkommen ab.
(1954)

(Ich habe heute einen Satz in einem Zeitungsartikel drei mal lesen müssen, bis ich ihn verstanden habe ... und dann erkannte ich woran es lag: da stand unsinnigerweise "da stand" statt "dastand", offenbar nach der Rechtschreibreform (ich kenne deren Regeln nicht, ignoriere sie weitgehend), wodurch der Sinn des Satzes völlig unklar wurde ... "dastand" ist halt etwas anderes als "da stand" ...)
Zuletzt geändert von rodger am 2.7.2011, 16:41, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Und gleichsam vorab zur HKA ... (in deren Nachbetrachtungen in neuerer Zeit gelegentlich steht, daß man sich eben leider nicht an so etwas hält (weil man, noch einmal leider, offenbar für (zu) so etwas keinen "Draht" hat ...)):
Hesse hat geschrieben:Im Prozeß der "Vereinheitlichung" und zugleich Banalisierung der Sprache steht, glaube ich, der Dichter eindeutig auf Seite der erhaltenden, retardierenden Partei, und sollte es daher möglichst auch in den formalen Fragen der Orthographie etc. tun. Wenn ein Autor einmal das Wort "anderer" geschrieben hat, darf ihn das nicht dazu verpflichten, auf der nächsten Seite auf das Wort "andrer" zu verzichten, bloß weil das "konsequent" ist. Zwischen beiden Wörtern ist ein rhythmischer Unterschied, und wenn auch der Autor die Motive, warum er das einemal so, das andremal so schreibt, nicht immer klarlegen kann, so tut er es eben doch aus einem künstlerischen, einem Bedürfnis nach Differenzierung im Ausdruck. Wenn in einem Quartett von Schubert die Coda eines Satzes die drittletzte Note punktiert, in einem andern Satz aber die sonst gleiche Endphrase der Coda ohne Punkt läßt, so weiß jeder Musikant, daß das auch einheitlich gemacht werden könnte, daß das aber weit langweiliger wäre.
:!:
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Möchte jetzt mal ein bisschen vom Thema abkommen (nein nicht ganz …. bei Hesse bleibe ich schon…;o).

Eine Freundin schickte mir eben einen netten Wochenendgruß mit einem dazugehörigen Video-Clip :)

http://www.youtube.com/watch?v=nFVsNU_R ... ture=share

und in meinem derzeitigen Hesse-Wahn ist mir natürlich sofort wieder ein Bezug zu diesem (für mich) genialen Schriftsteller eingefallen:
"Über diesen Tag, über diese Seite meiner bunten Lebensblätter möchte ich ein Wort schreiben, ein Wort wie „Welt“ oder „Sonne“, ein Wort voll Magie und Strahlungskraft, voll Klang, voll Fülle, voller als voll, reicher als reich, ein Wort mit Bedeutung vollkommener Erfüllung, vollkommenen Wissens. Da fällt das Wort mir ein, das magische Zeichen für diesen Tag, ich schreibe es groß über dies Blatt: MOZART. Das bedeutet: die Welt hat einen Sinn, und er ist uns erspürbar im Gleichnis der Musik."
(Hermann Hesse,
Tagebuch 1920/21)

Und außerdem gibt es da ja auch noch den „Steppenwolf“, in dem Mozart als Repräsentant der UNSTERBLICHEN auftaucht und Harry Haller auffordert, das „Magische Theater“ als eine „Schule des Humors“ zu begreifen: „Sie sollen leben, und sie sollen das Lachen lernen. Sie sollen die verfluchte Radiomusik des Lebens anhören lernen, sollen den Geist hinter ihr verehren, sollen über den Klimbim in ihr lachen lernen. Fertig, mehr wird nicht von ihnen verlangt.“
(der gesamte Dialog zwischen Haller und Mozart am Ende des „Steppenwolf“ gehört zu meinen Lieblings-Passagen dieses Buches, das mit dem Satz endet: „Einmal würde ich das Lachen lernen (…). Mozart wartete auf mich.“
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hermine hat geschrieben:„Sie sollen leben, und sie sollen das Lachen lernen. Sie sollen die verfluchte Radiomusik des Lebens anhören lernen, sollen den Geist hinter ihr verehren, sollen über den Klimbim in ihr lachen lernen.“
Das ist übrigens auch ein großes Thema in (im Vorspiel von) "Ariadne auf Naxos" von Richard Strauss. So richtig habe ich das erst vor einigen Jahren bei wiederholtem Ansehen begriffen. Und zwischenzeitlich auch manchmal schon wieder nahezu vergessen ... was wiederum ein Hesse-Thema ist: das nicht durchgängig halten können bereits erlangter Einsichten ...
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

rodger hat geschrieben:... was wiederum ein Hesse-Thema ist: das nicht durchgängig halten können bereits erlangter Einsichten ...
......darum ist er mir wahrscheinlich so nahe - geht mir genauso (kann ich absolut nachvollziehen)
mit dem Kopf kapiert man (Frau) fast alles, wenn nicht immer die Sache mit dem Bauch dazukommen würde....

:wink:
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

„Dann wurden die Schulbücher älterer Knaben gekauft. Ich mußte daheim die Aufgaben lösen, die ihnen in der Schule gestellt waren. So wurde ich sehr bald klassenfremd, für so ein kleines, weiches Menschenkind ein großes, psychologisches Übel, von dem Vater freilich so viel wie nichts verstand. Ich glaube, daß sogar nicht einmal die Lehrer ahnten, was für ein großer Fehler da begangen wurde. (…) und so drückte sogar der Herr Lokalschuldirektor ein Auge darüber zu, daß ich als acht- oder neunjähriger Knabe schon bei den elf- und zwölfjährigen saß.(…) Was mir in den Klassen, in die ich meinem Alter nach noch nicht gehörte, für meinen kleinen Geist gegeben wurde, das wurde auf der anderen Seite meiner Seele genommen. Ich saß nicht unter Altersgenossen. Ich wurde als Eindringling betrachtet und schwebte mit meinen kleinen, kindlich-seelischen Bedürfnissen in der Luft.“

Ja – und was Karl May hier beschreibt in „Mein Leben und Streben“ erlebte anscheinend auch Hermann Hesse in eben dieser Form und verarbeitete dieses Trauma u.a. in seinem Buch „Unterm Rad“.

"Unterm Rad" ist eine stellenweise sarkastische und insgesamt heftige Anklage gegen Eltern und Lehrer, die mit ihren gut gemeinten Erwartungen begabte Jugendliche übermäßig unter Druck setzen und dadurch erzeugten Nöte der Betroffenen nicht wahrhaben wollen.“ (Zitat)

Gottseidank ist es den beiden so tyrannisierten Literaten gelungen, ihre in der Kindheit erlittenen Quälereien in produktiver Form aufzuarbeiten und zu kanalisieren ….. soviel Glück hatte der Protagonist Hans Giebenrath aus „Unterm Rad“ nicht …. er ertrinkt am Ende im Fluß – ob es Suizid oder ein Unfall war, lässt Hesse hier offen. Metaphorisch läßt er ihn allerdings schon etwas früher symbolisch absaufen: „Keiner (…) sah hinter dem hilflosen Lächeln des schmalen Knabengesichts eine untergehende Seele leiden und im Ertrinken angstvoll und verzweifelnd um sich blicken.“
Noch eine kleine Kuriosität am Rande: Hans G. verliebt sich unglücklich in ein Mädchen ….. EMMA ...;o)
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

"kein Vergnügen, wenn jetzt plötzlich jeder glatte Journalist und jede geistig interessierte Edeltante den Steppenwolf in sich entdeckt und mir kollegial und mitkreatürlich auf die Schulter klopft."

(Hermann Hesse über Feuilleton-Resonanz)

:D

(Quelle: "Hermann Hesse. Autor der Krisis" von Ralph Freedman, suhrkamp taschenbuch, S. 401)

(Im Original des ebenso anspruchsvollen (nicht immer leicht zu lesen, man muß gedanklich schon manchmal auf dem quivive sein, wie Karl May gern zu formulieren pflegte) wie sehr lesenswerten Buches heißt es übrigens im Titel Pilgrim of Crisis.)
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

"kein Vergnügen, wenn jetzt plötzlich jeder glatte Journalist und jede geistig interessierte Edeltante den Steppenwolf in sich entdeckt und mir kollegial und mitkreatürlich auf die Schulter klopft."
... und dazu fällt mir natürlich wieder die Sache mit Wollschläger und 'Kusch' und Kraus ein, falls sich jemand erinnert, bin gerade zu faul das herauszusuchen ... (der einzige der sich möglicherweise halbwegs erinnert ist mir indes derzeit vermutlich nicht grün da ich seine Schwarzweißmalerei in Sachen eines 'auffällig gewordenen' SPD-Politikers nicht teile ...)

:lol:
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von markus »

@Hesse, Hemingway

(gehe lieber weiter "Am Jenseits" lesen, statt mich mit Dingen zu befassen, wofür ich eindeutig noch zu grün bin)
:wink:
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Zu grün für Hemingway, glaub' ich nicht. In einer Verfilmung von "Soldaten zu Haus" würde ich Dich als Krebs besetzen. Diese Mischung aus trockener Verzweiflung (naja bei Dir vielleicht nur ansatzweise, beim Krebs den Umständen entsprechend ausgepräger ...), Sarkasmus und Gutmütigkeit kommt schon [unbekannterweise] aus der Ferne überzeugend herüber ...

:wink:
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Er zeigt nicht die Oberfläche, sondern erfaßt seine Gestalten von innen heraus, sieht sie nicht nur mit den Augen, sondern mit der Seele. Stoffhungrige Leser kommen dabei kaum auf ihre Rechnung. Nicht was seine Helden erleben, sondern wie sie es wahrgenommen haben, ist ihm wichtig.
(Volker Michels im Nachwort zu "Die Heimkehr. Sämtliche Erzählungen 1908-1910" von Hermann Hesse.)

[Unter diesem Aspekt betrachtet:] Hesse hätte [z.B.] gut über Gartow schreiben können ... Aber er wäre in einer gewissen (rindsgemütigen hätte ich fast geschrieben, aber wir wollen es besser [einigermaßen] mit 'im Gesichte Seelenruhe, an den Füßen milde Schuhe' halten ...) Fraktion von mit May sich beschäftigenden Kreisen freilich zum Spinner erklärt worden, wie die Äußerungen des Nachwortschreibers als Spinnerei ...

(Will u.a. in etwa sagen: allzuviele Schreibereien über May sind halt sozusagen grauenhaft oberflächlich ... und nicht nur das, nein, sie sind [daher] falsch ...)
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