So absolut ist das aber nicht unbedingt immer zu sehen:rodger hat geschrieben:Firegun, eindeutig eine Firehand-Variante (beide erleben den gleichen Eisenbahnüberfall; noch einmal: wenn ein Maler den Eiffelturm einmal grün und einmal blau malt, ist es immer noch der Eiffelturm)
Inn-nu-woh ist nicht gleich Winnetou, aber aus Inn-nu-woh wird später die Figur Winnetou. Der edle Apatschenhäuptling ist also eine Weiterentwicklung der Figur des meisterlich schwimmenden Sioxhäuptlings. Zusätzlich wird Inn-nu-woh auch noch in einem Abenteuer geschildert, dass sich später im "Schatz des Silbersee" wiederfindet. Dort wird der Siox durch den (Großen und den) Kleinen Bären ersetzt - Winnetou erlebt dieses Abenteuer nicht:
Und der Dicke Jemmy und der Lange Davy haben auch so einige Züge mir Pitt Holbers und Jacob Pfefferkorn gemeinsam, sind aber nicht miteinander zu verwechseln.Ned, der alte, grauköpfige Neger, welcher als Factotum meines Hotels mir seine besondere Zuneigung geschenkt und jetzt den Koffer getragen hatte, lehnte neben mir an einem der Eisenkrahnen, welche bestimmt sind, die ungeheuersten Lasten an und vom Bord zu heben und machte mit grinsendem Zähnefletschen seine drolligen Bemerkungen über die verschiedenartigen Gestalten, welche geschäftig um uns wogten. Da plötzlich packte er mich am Arme und gab mir eine andere Stellung, so daß ich den Blick nach rückwärts werfen mußte.
¯Sehen Master dort Indian?®
¯Welchen? Meinst Du den finstern Kerl, welcher grad auf uns zusteuert?®
¯Yes, yes, Master! Kennen Master Indian?®
¯Nein.®
¯Indian sein groß Häuptling von Sioux, heißen Inn-nu-woh, sein best' Schwimm' in United-States.® (Vereinigten Staaten)
¯So, dazu gehört viel.®
¯Well, well, Sir; aber so sein, actually (wirklich) so sein!®
Ich entgegnete Nichts und sah mir den Mann, welcher jetzt in stolzer Haltung an uns vorüberschritt, genau an. Sein Name war mir nicht unbekannt, oft sogar hatte ich von ihm erzählen hören, aber immer an der Wahrheit der wunderbaren Geschichten, welche über seine Fertigkeit und Ausdauer im Schwimmen coursirten, gezweifelt. Er war von nicht gar zu hoher Gestalt; aber der Bau seines gedrungenen Körpers und insbesondere die Breite seiner Brust machten mich in meinem bisherigen Unglauben doch Etwas wankend.
In diesem Augenblicke kam eine offene Equipage, in welcher ein ältlicher Herr und eine junge verschleierte Dame saßen, dahergerollt. Mit etwas ungewöhnlicher Rücksichtslosigkeit drängte der reich gallonirte Kutscher das Geschirr durch die Menge und knallte mit der Peitsche um die Ohren der im Wege Stehenden. Erschrocken fuhren die Leute auseinander, und nur der Indianer schritt ruhig weiter und wich kein Haar breit von seiner ursprünglichen Richtung ab. War ja doch zur Seite Platz genug für den herrschaftlichen Wagen, welcher ebenso gut drüben auf dem kurzen Setzpflaster wie hier auf den glatten, breiten Quadern fahren konnte.
¯Weg da vorn, Rothhaut, oder bist Du etwa taub?® rief der Rosselenker, und als der Angeredete trotz des lauten und barschen Zurufes ohne sich umzudrehen seinen Weg fortsetzte, fuhr er, die Peitsche schwingend, fort: ¯Troll Dich bei Seite, Nigger, oder meine Peitsche zeigt Dir den Weg!®
Obgleich das Wort Nigger die größte Beleidigung für einen Indianer enthält, schien der Voranschreitende dieselbe doch nicht zu beachten, sondern ging langsam weiter. Da knallte die Peitsche, und der Riemen derselben strich dem rothen Manne grad über das Gesicht, so daá die Spuren des Hiebes sofort zu bemerken waren. In demselben Augenblicke aber stand der Getroffene auch schon auf dem Bocke, riß dem ungezogenen Burschen mit einem von unten nach oben geführten Hiebe Lippe und Nase auf, hob ihn dann vom Sitze und schmetterte ihn mit solcher Wucht herunter auf die Steinplatten, daß er alle Viere von sich streckte und lautlos liegen blieb.
Diese Bewegungen waren so schnell geschehen, daß der im Wagen sitzende Herr nicht Zeit hatte, seinem Untergebenen zu Hilfe zu kommen; jetzt aber riß er einen Revolver aus der Tasche und, denselben auf den Indianer richtend, rief er:
¯Zounds, (alle Wetter) Canaille, das ist für Dich, wenn er nicht in einer Minute wieder auf dem Bocke sitzt!®
Ohne mit der Wimper zu zucken oder eine Miene zu verziehen, nahm der Bedrohte die Büchse von der Schulter, legte sie auf den Yankee an, und ganz gewiß wäre es zwischen den Beiden zu einer ernsten That gekommen, wenn sich nicht einige schnell hinzugetretene Policemans dazwischengestellt und durch ihr Bitten den Besitzer der Equipage bewogen hätten, die Waffe an sich zu nehmen.
¯Bitte, fahrt weiter, Sir,® mahnte der eine von ihnen. ¯Euer Kutscher hat sich erhoben und wird wohl, das zerrissene Gesicht abgerechnet, keinen Schaden genommen haben. Der Unvorsichtige mußte wissen, daß nach den Gesetzen der Indianer ein Schlag nur mit dem Tode gesühnt werden kann.®
Zunächst wollte ich den Unterschied der Figuren für mich noch so erklären
aber dann habe ich festgestellt, dass die Erzählung in der Sammlung eines Reisenden ja auch bereits "Old Firehand" hieß und sie sich auf Wallerstein in "Auf der See" beziehen, die im "Surehand" (2. Band) erneut veröffentlicht wurde, richtig?So eindeutig ist dass dann aber doch nicht, die Figuren bauen zwar aufeinander auf und gleichen sich, sind aber nicht die selben. Wenn ich das jetzt richtig hinbekomme ist Firegun [eigentl. Firehand] doch noch in einem ähnlichen Alter, wie Winnetou und hat mit Ribanna eine Tochter [Ellen], in die sich Shatterhand (um einiges jünger als Winnetou) ein wenig verguckt!
Weil später aus der Tochter ein Sohn [Harry] wird und Winnetou in Shatterhand Altersklasse ist, wirkt in "Winnetou II" ja die Geschichte mit Ribanna auch ein wenig konstruiert, da Winnetou noch blutjung gewesen sein muss und zu Firehand aber bereits auch ein verdammt enges freundschaftliches Verhältnis pflegt oder aufbaut und vertieft.
[quote="im "Figurenlexikon" ist/"]FIRE-GUN, SAM(UEL) (eigentl. WALLERSTEIN): deutscher Westmann (in AUF DER SEE: »berühmtester Jäger«/in GR 15: »berühmter Jäger«); Bruder des Juweliers WALLERSTEIN (explizit nur in AUF DER SEE), Onkel von HEINRICH WALLERSTEIN - nur in AUF DER SEE: Er ist Kind armer Eltern, war Förster auf den Besitzungen des Fürsten OTTO VICTOR VON -> SCHÖNBERG-WILDAUEN und mußte wegen Verstrickungen in die 48er-Unruhen nach Amerika flüchten. [...][/quote]
Aber ich hab auch so meine Probleme mit der Figur Firehands, er wird zwar immer ziemlich gleich beschrieben, aber trotzdem passen der Fallensteller Firehand (aus dem "Winnetou" oder der Erzählung "Old Firehand") und der Old Firehand aus dem "Schatz des Silbersees" nicht ganz zusammen. Beide Male lernt Shatterhand ihn doch erst kennen, oder? Und zumindest in der Erzählung "Old Firehand" wird er auch getötet. - also wieder eine der kleinen Ungereimtheiten, die dadurch entstanden, dass zwei völlig unabhängige Erzählungen im Nachhinein irgendwie zueinander passend gemacht werden mussten.
[quote="im "Figurenlexikon" ist/"]OLD FIREHAND (eigentl. WINTER): berühmter Westmann
- in FIREHAND/WESTEN/GR 8: Er war in Deutschland Oberförster gewesen, hatte dort Frau und Sohn »und lebte ... in ungetrübtem Glücke, bis die Zeit der politischen Gärung kam, welche so manchen braven Mann um seine Ziele betrogen hat und auch ihn in den Strudel trieb, welchem er sich schließlich nur durch die Flucht zu entziehen vermochte.« (502) [...]
- in SILBERSEE: Der bürgerliche Name OFs wird in diesem Roman mit WINTER angegeben. Er ist hoch und breit gebaut, »seine männlich schönen Züge besaßen einen kühnen Schnitt«. OF ist etwa 40 Jahre alt, glattrasiert, hat blaue Augen. Seinen Jägernamen verdankt er seinen Schießkünsten. Zunächst tritt er als vornehm gekleideter Reisender, später als Jäger auf [...]
verhindert einen Eisenbahnüberfall von Tramps und zieht schließlich mit Winnetou, OS und einer Gruppe Westmänner und Rafters zum Silbersee, in dessen Nähe er eine Gold- und Silbermine anlegt und ausbeutet.[/quote]
Beim Firehand werden also die doch voneinander recht getrennte Figurenwelten zwischen Jugenderzählungen (Silbersee) und Reiseerzählungen (Winnetou, Surehand) miteinander verwischt. In meinen Augen nicht unbedingt die beste Lösung.
Aber das ist meine persönliche Meinung,
Anika