Emma May

Thomas Math
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Emma May

Beitrag von Thomas Math »

Weiss jemand in diesem Forum naeheres zu Emmas Krankheitsgeschichte und was letztlich zu ihrem relativ fruehen Tod fuehrte.
Von Cervixcarzinom bis zur Urogenitaltuberkulose habe ich schon die wildesten Vermutungen gelesen.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Das Karl-May-Wiki spricht von Nervenkrankheit sowie geistiger und körperlicher Verschlechterung. Als Todesursache wird Bauchfelltuberkulose angegeben.

Dort erfuhr ich auch, daß sie mit dem 34 jüngeren Fritz Appunn, mit dem sie ein Verhältnis hatte, 1912 offenbar sogar zusammengezogen ist, was mir bislang gar nicht bewußt war. Gönnen wir ihr das Verhältnis. Was Roberto Blanco (u.v.a.) Recht ist, kann Emma Pollmer billig sein. Gruß an Angel, die sich im KMC-Forum in dieser Hinsicht, sagen wir, verzagter äußerte.

Enthaltsamkeit ist das Vergnügen
an Sachen, welche wir nicht kriegen

(Wilhelm Busch)

:wink:
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Natürlich ist Emma Pollmer nicht daran gestorben, aber wie Karl May in der "Pollmer-Studie" schreibt, war sie auch sexuell krankhaft abartig veranlagt. May muß es wissen. Er war ja mit ihr im Bett.

Wie Ralf Harder in vielen seiner Arbeiten nachweist, sind die Erinnerungen Mays durchaus glaubhaft, also wohl auch die in der "Pollmer-Studie".
Sandhofer
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Beitrag von Sandhofer »

Kurt Altherr hat geschrieben:Natürlich ist Emma Pollmer nicht daran gestorben, aber wie Karl May in der "Pollmer-Studie" schreibt, war sie auch sexuell krankhaft abartig veranlagt. May muß es wissen. Er war ja mit ihr im Bett.
Nun ja. An "sexuell krankhaft abartig"es bei Emma kann ich mich nicht erinnern. Eher an einen völlig verklemmten Karl. Ausserdem führt sowas ja allenfalls in Zusammenhang mit Einnahme von Drogen zum Tod. (Man könnte allerdings nun anführen, dass der Franzose den Orgasmus auch "la petite mort" nennt, den kleinen Tod. Aber das war wohl mit der Frage nicht gemeint.)
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ich nun wiederum kann mich weder an sexuell krankhaft abartig veranlagtes seitens Emma erinnern, noch an einen völlig verklemmten Karl. So unterschiedlich sind mal wieder die Wahrnehmungen.

Mays Äußerungen in der "Studie" dürften nach meinem bescheidenen Dafürhalten eine Mischung (oder auch ein Flickenteppich) aus einem Eingeständnis natürlicher Faulheit (ja, im Bett ist gemeint) einerseits (ich schrieb schon einmal, jemand der auf Kunstradfahren nicht sonderlich steht kann vielleicht trotzdem gut und gerne Fahrrad fahren) und Sich lieb Kind machen wollen bei als spießig vermuteten Untersuchungsrichtern u.ä. andererseits sein.

Wir können ja mal die Leute auf der Straße fragen, so wie die das im Heute-Journal immer machen ("Sie meint", "meint er", "meint dieser Mann").

:wink:
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Wenn Du, lieber Rüdiger, die "Pollmer-Studie" gelesen hast, muß Du es aber wahrgenommen haben. Karl May wird da in seinen Schilderungen sehr eindeutig.

Auch in Weimar war Emma Pollmer in dieser Hinsicht sehr auffällig, wenn sie mit Fritz Appun zusammen war. Im 5. Band der Karl-May-Chronik ist da ja einiges zu lesen.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Schwul sein ist schön, aber bi sein ist eine Gnade, pflegte ein Kollege seinerzeit in Neuss immer zu sagen;

:wink:

ich kann beim besten Willen nichts krankes oder abartiges bei Emma entdecken (oder habe ich was vergessen ?).

Und daß sie offenbar viel Spaß an der Freud' hatte, hat May vermutlich auch erst mit zunehmendem Alter gestört ...

*

Nachtrag (man wird so gerne mißverstanden): das soll nun keineswegs heißen, daß er ihre außerehelichen Ambitionen oder Aktivitäten gutgeheißen hätte. Soviel Größe wäre vielleicht ein bißchen viel verlangt.
Hermann Wohlgschaft
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Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Emmas Sexualität als ›abwegig‹ oder ›krank‹ zu bezeichnen, entsprach der subjektiven Bewertung des älteren Karl May. Mir gefallen solche Töne nicht. Das Sexualleben Emmas in irgendeiner Weise zu beurteilen, liegt mir fern.
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Erstmal vielen Dank Rodger fuer die KM-Wiki Referenz.Ich hatte keine Ahnung,dass es so eine ausgezeichnete Quelle zur KM Biografie gibt.
Was EP betrifft so wuerde ich Mays Studie nicht als Tatsachenbericht sondern als uebles Pamphlet ansehen.
Was Mays Sexualitaet angeht weiss man offensichtlich recht wenig,man koennte auch argumentieren das er offensichtlich EP Vorlieben, was auch immer die gewesen sein sollen, mehr als 20 Jahre genossen hat.
Uebrigens Hut ab vor einer ueber 50-jaehrigen verarmten Frau,die sich einen
30 Jahre juengeren nicht uebel aussehenden Lover nimmt,der sie dann auch nach versorgt wenn sie "geisteskrank" geworden ist.
So schlecht ist die gute Emma denn wohl doch nicht gewesen.
Der gute May hat sich eine 22 juengere Geliebte gehalten und lange Zeit vor der Scheidung in einer Dreieckbeziehung gelebt,und seine Frau dann mehr als schaebig zugunsten der juengeren Geliebten abgeschoben.
Also ehrlich diesen Mann wuerde ich kaum als moralische Instanz sehen.

An Tuberkulose des Peritoneums zu sterben ist ein uebler Tod,ich nehme mal an, dass 1917 diese Diagnose korrekt gestellt werden konnte,falls man eine Gewebeprobe entnommen hat, ansonsten koennte es natuerlich genauso gut eine Ovarienkarzinom oder aehnliches gewesen sein.
In jedem Falle hat KM ein besserer Tod ereilt auch am Ende ihres Lebens hat die Emma den kuerzeren gezogen.
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Hallo Herr Dr. Math,

Emma ist nachweislich an einem Ovarienkarzinom gestorben. Das ist in der Karl-May-Forschung erwiesen und bekannt.

Schon bei ihrer Teilnahme bei Mays Orientreise 1900 hatte Emma May mit den Symtomen dieser Krankheit zu kämpfen.

Ansonten stimme ich ihrer Meinung vorbehaltlos zu.

Viele Grüße nach Minnesota
Kurt Altherr
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Schwer zu glauben,dass Emma schon 17 Jahre vor ihrem Tod an einem Ovarienkarzinom gelitten haben soll.Ich denke es kann als sicher gelten,dass die Beschwerden die Emma um 1900 hatte nicht von einem Karzinom oder auch von extrapulmonary Tuberkulose stammten.
Im uebrigen es sei denn Emma May wurde obduziert ,sind wir was ihre Todesursache angeht auf Spekulationen angewiesen wie auch bei May selbst.
Gleiches gilt auch fuer ihre angebliche "Geisteskrankheit".
marlies

Beitrag von marlies »

Hach ... ! ... und wiedermal kommen hier May's beruehmte 'Zufaelle' ins Spiel. Eine der letzten offenen Fragen fuer Savage To Saint von meinem Editor war 'was war die Ursache von Emma's Tod?' und nachdem ich am 11 May die medizinische Frage an meinen Freund Dr Bill in Melbourne stellte, wird sie mir nun tatsaechlich in aller Breite in diesem Forum beantwortet - na wenn das nicht ein Zufall hoechsten May-grades ist, dann wees ich ooch nich mehr :lol: na ja ... six degrees of separation ... vielen Dank dem Universe !
Und ja ... Savage To Saint ist fuer den Mitte Jahr Termin 'right on schedule' (keine Verspaetungen mehr es sei denn an 'act of God') --- danach kann ich mich wieder um 'andere Dinger' kuemmern :lol:
FritzR
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Re:

Beitrag von FritzR »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Emmas Sexualität als ›abwegig‹ oder ›krank‹ zu bezeichnen, entsprach der subjektiven Bewertung des älteren Karl May. Mir gefallen solche Töne nicht. Das Sexualleben Emmas in irgendeiner Weise zu beurteilen, liegt mir fern.
Ich glaube nicht, dass erst der ältere Karl May so negativ über seine erste Frau dachte.

Dass nicht erst der „ältere Karl May“ die (Teufels)bratenseite der Emma Pollmer gerochen hat, lässt sich belegen aus dem Kapitel des bereits 1880 erschienenen Kapitels von „Scepter und Hammer“ „Der tolle Prinz“, wo ein Karl Goldschmidt (sic!) eine Emma Vollmer (sic!) liebt. In einer Szene zwischen ersterem und einem Freund entspinnt sich folgende Szene:

Zitat

Unter den Promenirenden bewegten sich zwei junge Männer, welche ihrer Haltung und Kleidung nach zu den besseren Kreisen des Mittelstandes gehörten, Arm in Arm, und den Blicken, mit welchen sie die ihnen Begegnenden musterten, war es anzusehen, daß sie irgend Jemand erwarteten.
"Sie kommen nicht," meinte der Eine von ihnen, den Hut, als ob er schwitze, abnehmend, um die hohe, breite Stirn mit dem weißen Mouchoir zu trocknen.
"Sie werden kommen, Karl, darauf verlaß Dich. Anna hat mir noch in der Dämmerstunde bejahend zugenickt, als ich vorüberging."
"Sie wird kommen, ja; sie ist ein ruhiges, festes und treues Gemüth, und Du thatest damals wohl, gerade sie zu wählen."
"War es nicht ein eigenthümlicher Scherz, der dann so schön in Erfüllung ging?"
"So schön? Ja, ich habe auch und lange Zeit geglaubt, daß es uns zum Glücke geschehen sei," meinte Karl mit halblauter Stimme, aus welcher eine tiefe, schwere Trauer klang.
"Zweifelst Du jetzt wirklich?"
"Wir saßen im Parke," fuhr der Gefragte, ohne auf diese Worte zu hören, wie rezitirend fort, "und uns gegenüber nahmen zwei unbekannte Damen Platz, die Eine blond und schmächtig, die Andere braun, dunkeläugig, voll Feuer und Leben und von einer Gestalt, an welcher ein Corregio nichts auszusetzen gehabt hätte. Wir wählten uns im Scherze eine von ihnen; Du wolltest die Blonde, Sanfte, ich die Braune, Schöne, Feurige. Aus dem Scherze wurde Ernst - Du bist glücklich und ich - elend."
"Karl!" rief der Andere.
"Zweifelst Du?"
"Ich begreife es nicht. Emma ist schön, besitzt ein gutes Gemüth, einen häuslichen, wirthschaftlichen Sinn und "- -
"Und weiß, daß sie schön ist," fiel Karl ein. "Sie hat ihre Mutter bei der Geburt verloren und wurde von ihrem Vater durch übergroße Zärtlichkeit und unverständige Nachsicht so verzogen, daß sie kein anderes Gesetz kennt, als das Gefühl des Augenblicks. Sie kennt ihre körperlichen Vorzüge sehr genau; sie bemerkt es, wenn sie bewundert wird, und thut man dies nicht, so fordert sie durch Blick, Bewegung und Geberde dazu auf. Sie hatte mich lieb, aber sie will ihre Vorzüge nicht mir allein widmen, sie bedarf auch der Anerkennung Anderer, welche sie mit suchendem Auge einkassirt. Bei einem solchen Charakter oder vielmehr Naturell ist sie allen Versuchungen ausgesetzt, denen gegenüber sie nicht diejenige Festigkeit besitzt, welche erforderlich ist zur inneren und äußeren Treue gegen den Geliebten."
"Du richtest zu streng. Auch ich habe sie später etwas weniger ernst gefunden, als ich sie vorher taxirte; aber sie ist noch jung, und die mangelhafte Erziehung wird sich nachholen lassen."
"Du bist ein großer Psycholog, Paul, um zu wissen, daß eine junge zweiundzwanzigjährige Dame noch zu ziehen ist."
"Pah! Du als Literat, der sehr berühmte Romane und Novellen schreibt, bist natürlich seelenkundiger als der bescheidene Uhrmacher Paul Held; aber ich meine, wenn ein Mädchen den Mann ihrer Wahl wirklich lieb hat, so wird sie ihren Fehlern gern entsagen."
"Richtig, doch von diesem gern entsagen bis zum wirklichen Aufgeben der Fehler ist ein weiter und schwieriger Weg, zu welchem eine Charakterfestigkeit gehört, welche dem Leichtsinne entgeht. Emma hat mich heut noch innig lieb, aber ihre Gefallsucht wird sie auf Abwege treiben, auf denen sie vielleicht jetzt schon wandelt."
"Karl!" rief der Andere zum zweiten Male.
"Ich bleibe bei dieser Behauptung. War es früher nicht ihr größtes Glück, des Abends an meinem Arme sich zu erholen? Und was thut sie jetzt? Sie verspricht mir, zu kommen, hält aber selten Wort, und wenn ich nachforsche, so höre ich, daß sie nicht daheim geblieben, sondern bei dieser Frau Schneider gewesen ist, deren Existenz mir eine höchst problematische zu sein scheint. Dieses Weib hat eine Tochter, welche den Anziehungspunkt gewisser Herrenkreise bildet. Ich habe Emma gebeten, die Familie zu meiden, sie hat meinen Wunsch nicht berücksichtigt; ich habe es ihr mit Strenge befohlen, sie ist mir ungehorsam gewesen; ich säe Aufrichtigkeit und ernte Lügen; diesem Zustande möchte ich ein Ende machen und kann es doch nicht, weil ich - - sie zu innig, zu innig liebe!"
"Armer Freund!"
"Ja, arm, sehr arm!" Wie reich und glücklich war ich vorher. Ich gehöre zu den gelesensten Novellisten; man bezahlt meine Arbeiten so, daß ich mehr einnehme als ich bedarf; ich könnte es schnell vorwärts bringen, doch glaube mir, Paul, seid meiner Bekanntschaft mit Emma habe ich nicht eine einzige Arbeit vollendet, welche ich mit gutem Gewissen dem Drucke hätte übergeben dürfen. Wenn es so fortgeht, so bin ich geistig und wirthschaftlich ruinirt."
"Sei einmal ernst mit ihr!"
"Ich bin es gewesen, doch hilft der Ernst so wenig wie die Liebe. Ich möchte am Liebsten ...

Zitat Ende

Man beachte auch die Selbsteinschätzung KMs

Ich gehöre zu den gelesensten Novellisten; man bezahlt meine Arbeiten so, daß ich mehr einnehme als ich bedarf;

Das war um 1880 keineswegs der Fall.

Man sollte also nicht alle negativen Äußerungen Mays zu Emma in die Zeit nach der Scheidung verlegen.
Es wäre auch aufschlussreich zu erfahren, wie Emma May, geborene Pollmer, auf diese Veröffentlichungen reagierte, falls sie die je gelesen hätte.
Mit Gruß

Fritz

Und besten Dank für die Biografie!
Hermann Wohlgschaft
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Re: Emma May

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Mays voreheliche Beziehung zu Emma und die Spiegelungen im literarischen Frühwerk habe ich in der Biographie (Bd. I, S. 449-480) sehr ausführlich beschrieben. Ich denke, Mays Einstellung zu Emma war von Anfang an ambivalent. Um 1902 aber hat sich die negative Wahrnehmung endgültig verfestigt und durchgesetzt. Das schließt allerdings nicht aus, dass May sich zuletzt, in Folge einer Aussprache mit Emma Ende 1911, von seiner verzerrten Sichtweise doch noch distanziert haben könnte. Es könnte durchaus sein, dass May – gerade auch im Blick auf Emma – nicht unversöhnt gestorben ist.
FritzR
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Re: Emma May

Beitrag von FritzR »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Mays voreheliche Beziehung zu Emma und die Spiegelungen im literarischen Frühwerk habe ich in der Biographie (Bd. I, S. 449-480) sehr ausführlich beschrieben. Ich denke, Mays Einstellung zu Emma war von Anfang an ambivalent. Um 1902 aber hat sich die negative Wahrnehmung endgültig verfestigt und durchgesetzt. Das schließt allerdings nicht aus, dass May sich zuletzt, in Folge einer Aussprache mit Emma Ende 1911, von seiner verzerrten Sichtweise doch noch distanziert haben könnte. Es könnte durchaus sein, dass May – gerade auch im Blick auf Emma – nicht unversöhnt gestorben ist.
Nun, umso mehr wundere ich mich über Ihre obige Aussagen, dass erst der ältere May ...
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