Ratschputen

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marlies

Ratschputen

Beitrag von marlies »

diesmal sprachliche 'Verstecktheiten'. In der kleinen Geschichte 'Abenteuer in Ceylon' die ich gerade durchlese, ist das Wort 'Ratschputen', im Satz: Betel kauende Ratschputen.
Dachte ich mir: na das waer was fuer's English forum, im 'translators den' - (im English forum haben wir eine 'Uebersetzer Ecke').
Meine einfache Frage war ... wer weiss was Ratschputen sind?
Fuer mich war es relativ einfach es herauszufinden. Die meisten gingen mit der Kirche ums Dorf herum, von orientalischer 'Sekte' zu 'keine Ahnung'. Ich hab auch einen 'clue' gegeben ... wenn man weiss was Betel nuesse einem antun dann weiss man was Ratschputen sind.

nu ... was isses?
Dernen
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Beitrag von Dernen »

Wenn man weiß, daß der Buchstabe "J" im Deutschen speziell vergangener Jahrhunderte gerne schon mal mit "dsch" wiedergegeben wurde (Beispiel: "Hadji" = "Hadschi"), kommt man relativ schnell auch auf die Variante "tsch". Die Rajputen also, und die lassen sich sehr einfach ergoogeln.

Grüße
Rolf Dernen
marlies

Beitrag von marlies »

halleluja - da haben wirs ja --- man kann auch nicht alles wissen downunder .... :lol: :lol: - man wird doch immer wieder fuendig - ach die dsch's und j's die machen alles so konfus :lol: good onya, Rolf - cool :idea:
marlies

Beitrag von marlies »

eigentlich ists doch nicht so 'clearcut', weil das betelnut chewing, das Betel kauen, eigentlich NICHT Indisch ist, und die Rajput Indier sind, und von einer hoeheren Kaste. Das Betel kauen kommt mehr suedlich vor, nicht mal in Thailand so eigentlich, und in den mehr niedrigen Volksschichten.
So, knowing May, Ratschputen - 'ratschen' + 'pute' weil das Betel kauen ein Plappermaul aus einem macht, er sich hier ein kleines Wortspiel erlaubt hat (oder - Moeglichkeit 3 - er hat's nicht besser gewusst und einfach etwas zusammengesetzt - was ich nicht fuer sehr moeglich halte da er ziemlich diszipliniert war in solcher Dinger). :roll:
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rodger
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Beitrag von rodger »

knowing May, Ratschputen - 'ratschen' + 'pute' weil das Betel kauen ein Plappermaul aus einem macht, er sich hier ein kleines Wortspiel erlaubt hat
Das wäre ihm durchaus zuzutrauen und sowas hat er auch gern gemacht, aber da, wo das vorkommt ("Girl-Robber" bzw. "Ein Abenteuer auf Ceylon") paßt es ja an der Stelle überhaupt nicht hin. Auch wenn der Doppelsinn wirklich sehr hübsch ist (in Foren, am Arbeitsplatz und anderswo haben wir auch die eine oder andere Ratschpute), in dem Fall halte ich es nicht für Absicht.
(oder - Moeglichkeit 3 - er hat's nicht besser gewusst und einfach etwas zusammengesetzt - was ich nicht fuer sehr moeglich halte da er ziemlich diszipliniert war in solcher Dinger
Hm. Das sehen andere auch gern so, von wegen diszipliniert (wenn ich z.B. an das aktuelle Titelbild einer May-Zeitschrift denke), aber das glaube ich nicht so recht. Er KONNTE diszipliniert sein, wenn er wollte, durchaus, aber meistens war er doch eher herrlich g'schlampert ...

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

ich setz mit mal dazwischen 'on the fence', weil das Betelkauen und Rajput nicht ganz zusammen passt. Feinheiten beim Uebersetzen ... kein Wunder meine Haare werden grau. :lol: - faellt mir gerade ein - er hat sie von weitem doch beobachtet - was konnte er da besser bemerken - Kleidung? Plappern? wie konnte er 'sehen' dass die Betel gekaut haben?
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rodger
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Beitrag von rodger »

wie konnte er 'sehen' dass die Betel gekaut haben
Du denkst zuviel ...

:lol:

Zum einen: er hat solche Sachen gern aus Reisebeschreibungen anderer abgekupfert, und da stand es halt so drin ...

Zum andern: ich vermute das ist einfach so eine klischeehafte Zuordnung, wie etwa kaugummikauender Ami, weißwurschtmampfender Bayer, tintetrinkender Schreiber u.v.a.m.
Dernen
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Beitrag von Dernen »

marlies hat geschrieben:ich setz mit mal dazwischen 'on the fence', weil das Betelkauen und Rajput nicht ganz zusammen passt.
Bist Du sicher? Ich finde da einige Treffer bei Google. Nimm mal die alte Englische Schreibweise "Rajpoot". Anyway, May wird irgend eine Übersetzung aus dem Englischen gelesen haben, in der das gewöhnliche "dsch" mal als ""tsch" ausfiel. oder aber es ist ein Fehler des Setzers. Da gibt es viele Möglichkeiten. Die damalige deutsche Schreibweise war allerdings "Radschputen", wie mir der zeitgenössischen "Pierer" gerade sagte.
marlies

Beitrag von marlies »

ja nun mit dem 'j' finde ich auch ein Haufen mehr ... Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Betel (Deutsch ist nicht so ausfuehrlich wie die English) hat etwas ueber Betel Baeume/Nuesse. English Wikipedia sagt auch dass in 'moderner Zeit' das Betelkauen weitverbreitet ist in India. (Was ist schon modern?)
Im Lichte des Tages denke ich mir auch dass der Karle ein kleines Klischee irgendwo abgeschrieben hat.
@rodger ... und 'frueher' sagte man dass Frauen nicht genug denken ... na was solls nu sein? Schweigen ist auch nicht immer golden und wie man so schoen rund ume Schwizer Jasstisch seit: ufem tisch muesess verrecke ... und hier sagt man: 'the squeaky wheel gets the oil' - und wenn ich mir das alles so anschaue dann war doch die ganze Diskussion allgemein ganz belehrsam. Und es hat auch gezeigt dass der May uns doch noch ein paar 'nuesse zum knacken' ueberliefert hat. :lol: :lol: und dass man solche Dinger immer von verschiedenen Seiten ansehen kann ... und dass nichts rein schwarz und weiss ist, sondern dass da viele Grautoene dazwischen sind...gerade das gefaellt mir ... das regt zum denken an ... :wink: (da faellt mich nochwas ein ... ich bin erst bei den kleinen alten Reise erzaehlungen ... ich kann kaum warten bis ich bei Babel und Bibel angelangt bin ... von wegen nuesse knacken und so ... soll ich mal hinten anfangen zu lesen?)
H. Mischnick
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Beitrag von H. Mischnick »

Aus welchem Jahr ist der "zeitgenössische Pierer"?

Und mit "korrekter Schreibweise" sollte man sehr vorsichtig sein. Der "Allein-Seligmachende" Duden ist erst recht spät in Karl Mays Leben Orthographieoberwächter geworden. Zum Beispiel 1881 war er noch weit davon entfernt, alleinige Richtlinie zu sein.
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rodger
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Beitrag von rodger »

ich kann kaum warten bis ich bei Babel und Bibel angelangt bin ... von wegen nuesse knacken und so ... soll ich mal hinten anfangen zu lesen?)
Ich habe mir im Laufe der letzten fünf Jahre das Gesamtwerk reingezogen, zum großen Teil in Original & Bearbeitung. Etliches davon habe ich sogar mehrmals gelesen in der Zeit. Das ist "technisch" auch ohne weiteres möglich: nehmen wir einmal an Du liest 1 Buch pro Woche, dann bist Du ja nach zwei Jahren schon bei über hundert Bänden ... Und man kann trotzdem "nebenbei" noch einen Beruf ausüben, eine Beziehung pflegen, den Alltag meistern, noch allerhand anderes lesen und Forenbeiträge schreiben ...
(bei letzteren sollte man allerdings aufpassen daß man das rechte Maß nicht aus den Augen bzw. dem Gefühl verliert, das sag' ich mir jetzt auch selber: es adsorbiert Energien, und bringt wirklich oft: nichts, gar nichts.)

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

mein Mann kann auch 'multitasking' --- ich habs aufgegeben weil ich immer die Uebersicht ueber 20 gleichzeitiglaufende 'tasks' verliere und zuviel Unheil anrichte damit. So mach ich nur noch eins: Karl May Uebersetzen, und die Nuesse die er hinterlassen hat knacken - ich ueberlass das Superman spielen den Supermaennern :twisted: :lol: .
Dernen
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Beitrag von Dernen »

H. Mischnick hat geschrieben:Aus welchem Jahr ist der "zeitgenössische Pierer"?
7. Auflage. 1892. Ich weiß schon, daß May die Geschichte früher geschrieben hat.
H. Mischnick
Beiträge: 84
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Beitrag von H. Mischnick »

Das ist leider das Problem: Vielbändige Konversationslexika konnten und können sprachlicher Entwicklung stets nur hinterherhinken. Und als Karl May das Wort niederschrieb, war die einheitliche Rechtschreibung Zukunftsmusik. Wenn wirs ganz genau nehmen, bringen wir die in Einzelfällen auch nach Neuer Deutscher Falschschreibung nicht zustande.
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