Weber

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Rene Grießbach
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Weber

Beitrag von Rene Grießbach »

Ich stelle heute auch mal hier einen der von mir seit Anfang 2021 in unregelmäßigen Abständen erstellten Ausflugstipps mit Karl-May-Bezug ein.
(Die Beiträge, versehen mit Fotos, erscheinen bei Facebook auf der Seite des Förderverein Karl-May-Museum und an diejenigen, die das möchten, gehen sie auch als PDF per E-Mail raus.)

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AUSFLUGSTIPP

Auch wenn es draußen nasskalt ist und zeitig dunkel wird, sollte niemand freiwillig auf Ausflüge verzichten. Deshalb empfehlen wir heute einen solchen auf den Spuren des Komponisten Carl Maria von Weber.

In dem Dresdner Stadtteil Hosterwitz befindet sich in einem ehemaligen kleinen Winzerhaus das Carl-Maria-von-Weber-Museum. Das Haus diente in den Sommermonaten von 1818 bis 1825 mit Unterbrechungen als Sommerhaus des Komponisten, der hier viele seiner wichtigsten Werke schrieb.
„Der junge Carl Maria schrieb schon mit 13 Jahren seine erste Oper. In seinem Leben folgten noch weitere neun Bühnenwerke. Die Komposition des „Freischütz“ machte ihn letztendlich zum Begründer der deutschen romantischen Oper.“ ( https://museen-dresden.de/index.php?lan ... &event=302 )

„Das Carl-Maria-von-Weber-Museum bezaubert als ein authentischer Lebens- und Wirkungsort eines der wichtigsten deutschen Komponisten, und es ist das einzige Museum weltweit, das Carl Maria von Weber (1786–1826) gewidmet ist. In diesem Winzerhaus, das um 1664 erbaut wurde, verbrachte der Dresdner Hofkapellmeister ab 1818 die Sommermonate. Mit seiner Familie zog er sich in das idyllische Winzerhaus in Hosterwitz zurück und erlebte hier die glücklichsten Momente seines Lebens. Es entstanden zahlreiche Kompositionen, wie seine Opern „Euryanthe“ oder „Abu Hassan“, viele Lieder und Kammermusik. Seine berühmte Oper „Der Freischütz“ mag durch Spaziergänge im nahen Keppgrund oder durch Ausflüge in die Sächsische Schweiz inspiriert worden sein. In diesem Sommeridyll empfing Weber Persönlichkeiten wie Friedrich Kind, Johann Nepomuk Hummel, Heinrich Marschner, Ludwig Tieck oder die Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient.
Schon Mitte des 19. Jahrhunderts pflegte man hier das Andenken des Komponisten, jedoch entstand erst 1948 im Erdgeschoss eine erste Ausstellung. 1957 wurde die Gedenkstätte nach dem Tod von Webers Urenkelin Mathilde von Weber (1881–1956), die ihren Nachlass zur Verfügung stellte, offiziell eröffnet.
Seit 2005 gehört das Carl-Maria-von-Weber-Museum zu den Museen der Stadt Dresden. In den originalen Räumen erinnern Möbel, Kunstwerke und Zeitzeugnisse an den Komponisten und sein Umfeld und machen den Besuch zu einem besonderen Erlebnis. Das Flair des authentischen Ortes ist bei Konzerten, Vorträgen, musikalisch-literarischen Veranstaltungen und Gartenkonzerten erlebbar.“
( https://stmd.de/webermuseum )

Das Museum befindet sich in Hosterwitz, Dresdner Straße 44 und ist gut mit der Buslinie 63, Haltestelle Van-Gogh-Straße, erreichbar.

Auch das Stadtmuseum Dresden widmet sich, neben anderen wichtigen Persönlichkeiten, dem Komponisten.

In Dresdens Stadtzentrum befindet sich auf dem Theaterplatz zwischen Oper und Zwinger ein Denkmal für Weber, eine Statue, geschaffen von dem Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel.

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Hat nichts mit Karl May zu tun, meinen Sie?
Doch. In mehreren seiner Texte bezieht sich Karl May sehr wohl auf Weber und dessen Werk. Abschließend seien die Textstellen wiedergegeben:

Aus: „Waldröschen“:

»Bis jetzt bin ich darüber noch nicht ins Reine gekommen. Ich habe immer gehofft, daß Du mir einen Schwiegersohn bringen würdest. Dann wäre es ganz so geworden, wie sie bei uns in Pirna bei Hochzeiten singen. Hast Du den Vers schon einmal gehört?«
»Nein.«
»Das ist schade, jammerschade. Er hat eine wunderschöne Melodie und wird sogar im Theater gesungen und heißt:
Wir winden Dir den Jungfernkranz
Mit veilchenblauer Freude;
Wir führen Dich zu Spiel und Tanz
In lauter Sammt und Seide!
So wäre es geworden. In Sammt und Seide wärst Du gegangen und vor Freude wäre ich veilchenblau angelaufen; aber Du willst nicht. Nicht wahr?«
»Nein,« sagte sie leise.

[Karl Mays Werke: Waldröschen, S. 3885. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 13413 (vgl. KMW-II.6, S. 2483)]

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Aus: „Der verlorne Sohn“:

»[…] Papa und Mama gehen in das Theater. Gehen Sie auch? Dann dispensire ich Sie allerdings.«
»Nein. Ich habe den Freischütz bereits im vorigen Monate gesehen, gnädiges Fräulein.«

[Karl Mays Werke: Der verlorne Sohn, S. 2945. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 22301 (vgl. KMW-II.17, S. 1888)]

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Aus: „Deutsche Herzen, deutsche Helden“:
»[…] Aber sagt, was wollen alle diese Krieger hier?«
»Einen Rachezug nach dem Todesthale.«
»Rachezug! Todesthal? Brrrr! Das klingt ja wie eine Scene aus dem Freischütz, wo Bleikugeln gegossen werden und Teufel und Ungethüme durch die Luft fliegen. Ich glaube, der ewige Jäger und der wilde Jude sind auch dabei. Aber trotzdem gehe ich mit.«
»Zum Freischütz?«
»Nein, ins Todesthal. […]«
[Karl Mays Werke: Deutsche Herzen, deutsche Helden, S. 2914. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 27244 (vgl. KMW-II.23, S. 1892)]
Aus: „Der Weg zum Glück“:
»Also ein Bub ist verschwunden? Der Sohn von einem Baronen! Wer weiß, wohin er ist. Wann ist er denn fort?«
»Am Abende, an welchem das Schloß niederbrannte.«
»O weh! Da wird er mit verbrannt sein! Schade um den armen Buben!«
»Nein. Verbrannt ist er nicht, sondern entführt ist er worden.« […]
»Ich glaubs freilich noch gar nicht, daß eine Entführung geschehen ist.«
»Das ist bereits erwiesen und über allen Zweifel erhaben.«
»Und es kommt aberst auch nur in denen Romanen und Theaterstucken vor, sonst nicht. Ich hab mal so ein Theater sehen, wo Eine entführt worden war. Preziosa heißt das Stuck und Zigeuner warens, die das Kind mit fortnommen hatten.«

[Karl Mays Werke: Der Weg zum Glück, S. 2410. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 32170 (vgl. KMW-II.28, S. 1571)]

(Die Oper „Preziosa“ wurde 1820 von Carl Maria von Weber komponiert und am 14. März 1821 zuerst in Berlin aufgeführt. Das Libretto schrieb der Schauspieler Wolff, geboren 1784 in Augsburg , gestorben 1828 in Weimar. ( https://www.volksliederarchiv.de/lexikon/preziosa/) )

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Aus: „Der Sohn des Bärenjägers“:
»Wie? Ist's wahr? Auf dem Gymnasium haben Sie schtudiert?«
»Ja, ich hab' auch mensa dekliniert.«
Der Kleine warf ihm von der Seite einen pfiffigen Blick zu und sagte:
»Mensa dekliniert? Da haben Sie sich wohl verschprochen?«
»Nein.«
»Na, dann ist's mit Ihrem Gymnasium ooch nicht sehr weit her. Es heißt nicht dekliniert, sondern deklamiert, und auch nicht Mensa, sondern Pensa. Sie haben Ihre Pensa deklamiert, vielleicht des Sängers Fluch von Hufeland oder den Freischütz von Frau Maria Leineweber. Aberst deshalb keine Feindschaft: nicht. Es hat eben jeder so viel gelernt, wie er kann, mehr nicht, und wenn ich eenen Deutschen sehe, so freue mich drüber, ooch wenn er nicht grad een gescheiter Kerl ist oder gar een Sachse. Also, wie schtehts? Wolln wir gute Freunde sein?«

[Karl Mays Werke: Der Sohn des Bärenjägers. Erzählungen, S. 57. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 35282 (vgl. KMW-III.1-184:4, S. 50)]

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Aus: „Die Sklavenkarawane“:
[…] »So! Und was ist ein Chirurg?«
»Unter Chirurg verstehente man Leute, künstlerige, welche hatten gespielt und gesungte 'Preziosa dir, dir folgen wir' oder auch 'Leise, leise, frommte Weise, schwingte auf zum Sterntekreise'. Wird geblaste Musik dazu und gegeigte Violin.«
»Und das thun wirklich die Chirurgen?«
»Ja. Ich selbst hatt es gesehen im Theater, Olmütziges, auf Wanderschaft, meiniger. Es seinte gewesen die Opern Preziosa, das Mädchen, zigeuneriges, und Freischütz oder Samiel, teuflischer.«

[Karl Mays Werke: Die Sklavenkarawane, S. 144. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 37229 (vgl. KMW-III.3, S. 103)]

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Aus: „Der schwarze Mustang“:
Ich schpiele den Barbier von Sevilla ohne Borschtenpinsel und Seefenschaum, und der Komantsche wird den 'geschundenen Raubritter' geben. Beim erschten Offzug singe ich ihn an: 'Reich mir die Hand, mein Leben!' und hierauf trägt er die Gnadenarie aus 'Robert und Bertram' vor. Dann beginnt der Chor der Rachebrüder: 'Schab, Hobble, schab, der Schopf der muß herab!' Sodann fällt er ein: 'Leise, leise, lieber Frank, sonst wird meine Kopfhaut krank!' aus dem Freischütz, wenn ich mich nich irre oder wenn sich Weber nich geirrt hat.

[Karl Mays Werke: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe, S. 323. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 41081 (vgl. KMW-III.7-284:19, S. 257)]

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Aus: „Mein Leben und Streben“:
Es ließ sich eine Schauspielertruppe für einige Zeit in Ernsttal nieder. Es handelte sich also nicht um ein Puppen-, sondern um ein wirkliches Theater. Die Preise waren mehr als mäßig: Erster Platz 50 Pfennige, zweiter Platz 25 Pfennige, dritter Platz 15 Pfennige und vierter Platz 10 Pfennige, nur zum Stehen. Aber trotz dieser Billigkeit blieb täglich über die Hälfte der Sitze leer. Die »Künstler« fielen in Schulden. Dem Herrn Direktor wurde himmelangst. Schon konnte er die Saalmiete nicht mehr bezahlen; da erschien ihm ein Retter, und dieser Retter war - - - ich. Er hatte beim Spazierengehen meinen Vater getroffen und ihm seine Not geklagt. Beide berieten. Das Resultat war, daß Vater schleunigst nach Hause kam und zu mir sagte: »Karl, hole deine Trommel herunter; wir müssen sie putzen!« »Wozu?« fragte ich. »Du hast die Preziosa und alle ihre Zigeuner dreimal über die ganze Bühne herumzutrommeln«. »Wer ist die Preziosa?« »Eine junge, schöne Zigeunerin, die eigentlich eine Grafenstochter ist. Sie wurde von den Zigeunern geraubt. Jetzt kommt sie zurück und findet ihre Eltern. Du bist der Tambour und bekommst blanke Knöpfe und einen Hut mit weißer Feder. Das zieht Zuschauer herbei. Es wird bekannt gemacht. Wird das 'Haus' voll, so gibt der Herr Direktor dir fünf Neugroschen; wird es aber nicht voll, so bekommst du nichts. Morgen vormittags 11 Uhr ist Probe.«

[Karl Mays Werke: Mein Leben und Streben, S. 77. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 70701 (vgl. KMW-VI.3, S. 58-59)]


Ebenso bekannt ist, daß das populärste Lied aus dem Freischütz: »Wir winden dir den Jungfernkranz« nicht von Weber, sondern von einem fast ganz unbekannten Gothaer Musikdirektor ist. Weber hörte es und nahm es in seinen Freischütz auf, ohne sich etwas aus der Gefahr zu machen, als Plagiator und Dieb bezeichnet zu werden.

[Karl Mays Werke: Mein Leben und Streben, S. 290. Digitale Bibliothek Band 77: Karl Mays Werke, S. 70914 (vgl. KMW-VI.3, S. 223-224)]
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