Hermann Hesse

Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

rodger hat geschrieben:...... als alter Feuermacher im heimischen Garten sei der latente Hang da gewesen, mehr anzuzünden als Sträucher u.ä. ....
Dazu fiel mir sofort meine beste Freundin ein, die mich sehr gut kennt und immer zu mir sagt: "Hauptsache, die Luft brennt", wenn ich mal wieder die Klappe nicht halten kann und nur zu Provokationszwecken (wie gestern in einem anderen (momentan nicht zu erreichenden) May-Forum) rumstänkere.

:oops:

Das Buch hört sich interessant an .... setz ich mir mal auf die Agenda (vielleicht gibt's es ja irgendwann als TB)
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Ah, erfolgreich herbeigelockt ...

8)

Also wenn besagtes laues Lüftlein von gestern provozierend sein soll ... da mußt Du Dir schon was Anderes einfallen lassen ...

:D

(da fällt mir doch der erste Auftritt des kleinen grünen Drachen bei 'Jim Knopf' wieder ein, damit bin ich schon mal jemand gekommen ...)

In Sachen 26 € für das Buch habe ich zunächst auch gezögert, da es in Leihbüchereien auch Hessebiographien [fast] zum Nulltarif gibt, aber später am Nachmittag mich gefragt ob ich eigentlich noch richtig ticke ... die 26 € gibt man ggf. für 1 x Essengehen aus, und das Buch ist wirklich gut und wird mir wesentlich mehr erfreuliche Stunden bereiten als Essen zu gehen ...

By the way, fiel mir auf (das Komma / scheinbar fehlende "es" ist schon richtig; wenn Carossa in einem wesentlichen Gedicht eine Zeile mit "Fiel mir ein" beginnen kann kann ich auch nach "By the way," "fiel mir auf" schreiben 8) ) daß mich wesentlich mehr interessiert wie es Hermann Hesse vor hundert und weiß ich wieviel Jahren ging als wie es meinen Nachbarn heute geht, die kenne ich auch nicht so gut ... und daß Hesse in seiner ach so nachvollziehbaren Eigenbrötelei und entsprechenden Äußerungen inhaltlich nah bei Sascha Schneider liegt ... (in Sachen "gemeines" Publikum u.a. ...)
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

rodger hat geschrieben:....... daß mich wesentlich mehr interessiert wie es Hermann Hesse vor hundert und weiß ich wieviel Jahren ging ....)
.... aber das wissen wir doch. Ich kenne wenig Autoren, die so offensichtlich über sich selbst "sprechen" wie Hermann Hesse. Egal, ob er im "Steppenwolf" wütet, in "Unterm Rad" mit dem Erziehungsritual seiner Zeit abrechnet, seinen versonnenen Träumerkopf "Peter Camenzind" leiht oder ob er den Weg zu sich selbst sucht, sowohl im "Demian" als auch in "Siddhartha".

Unser "Sharlih" schreibt zwar auch meist über sich selbst, aber eben latenter und manchmal vielleicht auch unbewußt - während Hesse ganz (wie schrieb mal ein anderer Hesse-Freund) "öffentlich" offen daherkommt.

:wink:
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

rodger hat geschrieben:.....da fällt mir doch der erste Auftritt des kleinen grünen Drachen bei 'Jim Knopf' wieder ein, damit bin ich schon mal jemand gekommen ...
.... wie war der denn? Hab ich leider vergessen .... ist schon sooooo lange her.
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hermine hat geschrieben:
rodger hat geschrieben:....... daß mich wesentlich mehr interessiert wie es Hermann Hesse vor hundert und weiß ich wieviel Jahren ging ....
.... aber das wissen wir doch.
Ich hab' ja auch nicht gesagt daß wir es nicht wissen ...

:D

Die Info, daß es mich interessiert, bezog sich auf das neue Buch, in dem es eben [u.a.] just darum geht. Und ein paar andere, in denen es ebenfalls darum geht, habe ich auch schon gelesen.

:D
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Bücher oder Schriften in denen es primär um Fahrtrouten, Fahrkarten, Aufenthalts- und Ankunftstage [usw.] Hesses auf Reisen geht, ohne daß auf dessen [mutmaßliche] Befindlichkeit eingegangen wird, habe ich übrigens noch nicht gelesen. Zu Hesse gibt es sowas vermutlich auch nicht, das gibt es nur in Sachen Karl May. Das mag mit der jeweiligen "Gestricktheit" der Leser[schaften] zusammenhängen.

:lol:
Hermann Wohlgschaft
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Ein Schelm, wer jetzt an bestimmte Namen aus der May-Szene denkt ... :wink:
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hermine hat geschrieben:
rodger hat geschrieben:.....da fällt mir doch der erste Auftritt des kleinen grünen Drachen bei 'Jim Knopf' wieder ein, damit bin ich schon mal jemand gekommen ...
.... wie war der denn? Hab ich leider vergessen .... ist schon sooooo lange her.
Daß ich es das letzte mal gesehen habe, ist auch schon schätzungsweise ein oder zwei Jahre her. Ich versuch's mal aus der Erinnerung: der kommt aus seinem Vulkan und meint die Leute zu erschrecken, er hält sich sozusagen [in der Wirkung auf Fremde] für ganz fürchterlich. Und Lukas und Jim steigen ganz gemütlich aus ihrer Lokomotive, schauen ihn sich an und denken ach, der ist aber niedlich ...

8)
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Ein Schelm, wer jetzt an bestimmte Namen aus der May-Szene denkt ... :wink:
Pschschscht !

:lol:
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

(von einem sozusagen fatalen Verdacht beschlichen)

Aber die lobenswerte 'Chronik' meinte ich nicht ...

8)

Deren Autoren halten sich sozusagen [mehr oder weniger] heraus, das geht ja noch bzw. ist ok. Es gibt indes andere, die halten [vermutlich] aufgrund ihres eigenen (sagen wir statt eines Zitates:) speziellen Gemüts alles, was mit Befindlichkeiten, inneren Vorgängen usw. zu tun hat, offenbar für sozusagen nicht ganz geheuer, damit kennen sie sich nicht aus, wollen damit auch nichts zu tun haben, es löst inneren Widerstand, ggf. regelrecht aggressive Impulse in ihnen aus ... und wenn sie sich dann noch anmaßen, in dem Zusammenhang andere herabsetzen zu wollen, hört der 'Spaß' wirklich auf. Yes. Well.
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Auch ich habe nicht die 'Chronik' gemeint! :wink: Dass wir so etwas brauchen, ist klar, das bestreitet wohl keiner.
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Daß nicht nur Karl May unadäquat verfilmt wird, konnte man heute abend im Ersten sehen ... ("Die Heimkehr") Netter Film, aber nicht Hesse ... Ich meine nicht einmal primär das "Aufpeppen" durch Fremdeinschübe in der Handlung, sondern die Charakterisierung der Figuren ... die beiden "Gutmenschen" die da zu sehen waren, sind bei Hesse keineswegs solche, er sieht sie unübersehbar auch kritisch ... ("Zwar hatte die Abreise des Herrn Schlotterbeck nicht die Folge gehabt, ihr nach dem Entfernten Sehnsucht zu wecken und ihr sein Bild zärtlich zu verklären, doch wäre sie jetzt in ihrer Not ganz froh gewesen, einen Freund und Berater zu haben. Ja sie hätte, falls es mit der Schwägerin schlimm gehen sollte, sich wohl auch die Bewerbung des reichen Mannes noch einmal näher und freundlicher angesehen." / "Es war ihm klargeworden, daß alle diese Geschichten nur Wasser auf seine Mühle seien. Die Schwägerin war fort, Gott sei Dank, die Frau Entriß saß vereinsamt und traurig und hatte wohl auch Geldsorgen, da war es Zeit, daß er nochmals vor sie trat und in dem abendsonnigen Stüblein ihr sein Angebot wiederholte. Vergnügt verbrachte er den Abend" ... (Wenn man genau hinguckt: eine Art Kuhhandel, wie das denn wohl zuzeiten kommen mag ...))
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Den "Mohrle", wesentliche Figur in dem Fernsehfilm, gibt's nicht in Hesses Erzählung, beim Googeln (der Frage nachgehend, wo sie den hergeholt haben mögen) fand ich dies
Das Erlebnis des frühen Todes des künstlerisch begabten Spielkameraden Hermann Mohr (1879-1889) schildert Hesse in der Erzählung „Der Mohrle“ oder "Erlebnis aus der Knabenzeit".
wobei der Mohrle im Fernsehfilm nicht als Knabe, sondern als Erwachsener (schätzungsweise so zwischen Vierzig und Fünfzig) starb.

Die Sache mit der Frau des Bürgermeisters steht auch nicht in der "Heimkehr", vielleicht wiederum in einer anderen Erzählung. Ein bunter Mix also aus allerhand ...
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Kürzlich las ich „Unterm Rad“ wieder, das ich zuvor vor knapp vierzig Jahren gelesen hatte und offenbar ganz falsch in Erinnerung. Es geht gar nicht um die Schule, es geht um ein [Langzeit-] Seminar [im Kloster Maulbronn], und die Hauptfigur geht nicht an den Umständen kaputt, sondern an sich selber.

Damals sah ich das ganz anders ... Es hat immer auch mit einem selber zu tun, was man sieht. Mit der jeweiligen Phase in der man sich befindet ... (Wie schrieb Schmiedt auf S. 50 [a.a.O.] sehr richtig [über May], zum 'armen Opfer' taugt er endgültig nicht.)

Soo schlimm sind die geschilderten Lehrer und Mitseminaristen nicht ... und daß er sich halt in einen Mitschüler verliebt und damit nicht zurechtkommt wie überhaupt mit Sexualität dafür können weder sie noch er selber ... Und mit dem Saufen muß man halt aufpassen, wenn man’s nicht verträgt, sonst kann man auch schon einmal zu Tode kommen ... (bissel hemdsärmelig vorgetragen aber so ist das.)

([Vorsichtshalber] Königs [Alfons des Viertelvorzwölften] Erläuterungen: Die Hauptfigur in „Unterm Rad“ kommt am Ende nach exzessivem Alkoholgenuß unter nicht geklärten Umständen ums Leben.)

Interessant ist daß es eine frühere Fassung gab und in der Buchausgabe Stellen gestrichen sind, mit Hesses Einverständnis. Aus der Werkausgabe (Sämtliche Werke in 20 Bänden) geht dummerweise nicht eindeutig hervor, ob es sich bei der in ihr enthaltenen Fassung um die frühere oder spätere handelt (vermutlich um die spätere). Deshalb habe ich mir die Frühfassung dazubestellt und werde vergleichen. Band 2 der Sämtlichen Werke enthält zwar von „Gertrud“ alle drei Fassungen, aber nur eine von „Unterm Rad“ ... Ein Manko. Zumindest die Varianten bzw. Abweichungen hätten m.E. aufgeführt werden sollen.
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

rodger hat geschrieben:Kürzlich las ich „Unterm Rad“ wieder, das ich zuvor vor knapp vierzig Jahren gelesen hatte und offenbar ganz falsch in Erinnerung. Es geht gar nicht um die Schule, es geht um ein [Langzeit-] Seminar [im Kloster Maulbronn], und die Hauptfigur geht nicht an den Umständen kaputt, sondern an sich selber.
…… schön gesagt, aber wodurch werden wir denn wir selbst? Werden wir nicht alle geprägt von Erziehung, Kindheitserlebnissen und emotionalen Erfahrungen?
Die Befreiung aus solchen Verstrickungen ist äußerst heikel und schwierig … und den meisten gelingt es bis an ihr Lebensende überhaupt nicht. Meist brechen sie aus diesen Kreisläufen in Form von schwerster Krankheit aus, in Form von Zusammenbrüchen (Burn out), Drogensucht, Alkoholismus oder eben Suizid.
Wenn wir die verletzten Wesensanteile in uns nur anschauen lernen, würden wir beginnen zu heilen.
(wie sagt auch Alfons der Viertelzwölfte immer so schön: hinschauen – auch bei sich selbst … ;o))
Hinschauen, hinwenden, zuwenden …. das allein sind wunderbewirkende Taten.

Las ich neulich (weiß aber nicht mehr wo):
„Wir alle selbst kennen den Weg! In unserem tiefsten Herzen! Wir haben es nur vergessen, weil wir schon so lange vom Weg abgekommen sind, und umherirren!
Und wir brauchen nur unserem Herzen zu folgen! Und dazu gehört mehr Mut, als zu den größten weltlichen Abenteuern!“

Und Hesse hat eben bei sich selbst hingeschaut und seine Kindheitstraumata in „Unterm Rad“ verarbeitet. Hierzu fand ich bei Tante Wiki folgenden Eintrag:

"Autobiografischer Hintergrund
Der Autor Hermann Hesse lässt einen autobiografischen Hintergrund durchscheinen. Ortskundige erkennen unschwer die Ähnlichkeit der Heimatstadt Hans Giebenraths mit Calw. Hesse verarbeitet mit diesem Werk seine Zeit im Evangelischen Seminar Maulbronn. Er benutzt beispielsweise Arbeitszimmernamen, die noch heute in Gebrauch sind. Hermann Hesse zeigt sich auch in diesem Buch in den beiden Charakteren Hans und Heilner wieder. Auch er floh und wurde eingefangen, und auch er war künstlerisch veranlagt und hatte eine homosexuelle Phase, so wie Heilner. In Hans sind jedoch nur seine damaligen Gefühle gespiegelt. Er hatte Suizidgedanken und wurde durch diesen Aufschrieb geheilt. Hesses Bruder Hans beging jedoch Suizid."

rodger hat geschrieben:Soo schlimm sind die geschilderten Lehrer und Mitseminaristen nicht ... und daß er sich halt in einen Mitschüler verliebt und damit nicht zurechtkommt wie überhaupt mit Sexualität dafür können weder sie noch er selber ... Und mit dem Saufen muß man halt aufpassen, wenn man’s nicht verträgt, sonst kann man auch schon einmal zu Tode kommen ... (bissel hemdsärmelig vorgetragen aber so ist das.)
([Vorsichtshalber] Königs [Alfons des Viertelvorzwölften] Erläuterungen: Die Hauptfigur in „Unterm Rad“ kommt am Ende nach exzessivem Alkoholgenuß unter nicht geklärten Umständen ums Leben.)
Naja, man kann es auch so sehen, dass er sich Mut angetrunken hat, um diesen letzten Schritt zu gehen, der für ihn in seiner Verzweiflung der einzig noch gangbare war.

Zu „Unterm Rad“ fand ich auch eine schöne Rezension, der ich (mit Blick auf meine Patenkinder) rundum zustimmen kann:

„Die Geschichte ist sehr schön geschrieben und man kann sich sehr gut in das sensible Gemüt der Hauptperson einfühlen. Man fühlt die Unverstandenheit und Verzweiflung des Jungen. Die Geschichte ist ebenfalls ein Hinweis darauf, wie wichtig eine Kindheit ist. Auch in der heutigen Zeit, in der Kinder teils entweder verwahrlosen oder aber mit Ganztagsschulen und tausend Zusatzkursen (man will ja nur das beste für das Kind, teils trauen sich Kinder ja auch gar nicht zu sagen, dass sie Kurs XYZ schon seit Jahren gar nicht besuchen möchten) halb tot gefördert werden ist es immer noch aktuell. Vor allem sensiblere Gemüter brauchen Freiraum zur Entfaltung, zur Muße, zur Erholung für private Dinge und Spiele, um auch herauszufinden, was sie selbst am besten können und vor allem auch wollen und können nicht rund um die Uhr Leistung bringen (auch wenn sie sehr begabt sind). Dies gilt einmal besonders für die sensible Phase der Kindheit und des jungen Erwachsenenalters, allerdings auch später im Berufsleben, in welchem einige durch ihren eigenen Ehrgeiz erstickt werden, manche allerdings auch durch Konkurrenzdruck und harte Chefs oder Angst um den Arbeitsplatz mit vielen Überstunden an den Rand des Wahnsinns getrieben werden.“
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