Karl May auf der Bühne

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Rene Grießbach
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Karl May auf der Bühne

Beitrag von Rene Grießbach »

Ein Stück, das - nach der Beschreibung zu urteilen - unheimlich interessant und sehenswert gewesen sein muss:

http://www.swr.de/blog/filmspaicher/201 ... ychogramm/
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

Vom Stuhl gerissen hat's mich nicht. Hatte mir mehr versprochen. War ok halt ...
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Tobias K.
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Tobias K. »

...Winnetou. Eine der Figuren des Autors, in der er seine verdrängte Homosexualität auslebte. Das verdeutlicht Schadt in einer sehr schönen Szene.
Also ich bin ja für Homosexualität. Sollte gegebenfalls auch jeder haben dürfen. Und ich wohn in Köln und habe -wie man so schön immer vorführt- schwule Freunde. Aber ich habe auch eine Vorliebe für präzise Recherche - und so weit ich weiß ist Arno Schmidt doch überholt. Bzw. ist klar, dass Schmidt in den Romanen Mays das fand, was er selber suchte.

Sozusagen ein Schlupfloch für die eigenen Bedürfnisse.

Immerhin war Winnetou quasi Emma (und nach meinem Verdacht auch mal wieder May selber...).
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Hermann Wohlgschaft
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Wie so oft im Falle May (und auch sonst in der Welt): Hypothesen werden als Tatsachen verkauft.
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

Jenun, bekanntlich gibt es zwischen Schwarz und Weiß auch noch einige Abstufungen … ich glaube weder daß May [ausschließlich] homosexuell war noch daß Schmidt überholt ist … Ob nun der Anteil der homophilen Ader eher bei 10 % lag oder eher bei 90, vermag ich nicht zu beurteilen, vermutlich irgendwo zwischen diesen beiden Werten, wobei ein solcher [theoretischer] prozentualer Wert dann auch noch im Laufe eines Lebens zu schwanken pflegt …
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Tobias K.
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Tobias K. »

Du hast schon seine "Skizzen" gesehen, wie sich in den Landschaftsbeschreibungen angeblich Mays Homoerotik niederschlägt?

Das wär ein Traum... Mit Arno Schmidt Deutsche Bahn fahren. Im Mittelgebirge. Mehr Hochs als auf der Wetterkarte. Aber mit meinem Glück sitz ich wieder im selben Abteil wieder neben Dieter Wedel und der macht Mäkel-Notizen für "Wilder Westen - inclusive, zweiter Teil"...
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

tragophil hat geschrieben:Du hast schon seine "Skizzen" gesehen, wie sich in den Landschaftsbeschreibungen angeblich Mays Homoerotik niederschlägt?
Ich hab' mal "Sitara ..." gelesen vor zwanzig oder dreißig Jahren und mich köstlich amüsiert. Die Einzelheiten, die "Belege" Schmidts, sind ja m.E. nicht allzu ernstzunehmen. (Was wiederum keineswegs heißen soll daß damit die Hypothese von der 'Ader' aus der Welt wäre ... so einfach machen sich's die Leut' zwar oft, aber das muß ja wirklich nicht sein ...) (Schmidt bringt eine Hypothese, an der was dran sein mag und vermutlich auch wird, und beliebt bei der 'Belegung' derselben halt gelegentlich zu scherzen ...)
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Helmut
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Helmut »

Also, dann nochmal von vorne:
Arno Schmidt wollte (immer nur nach meiner Meinung nach) niemals Karl May mit dem Vorwurf der Homosexualität desavouieren. Wenn man Schmidt liest, insbesondere seine Einstellung zur Sexualität, kann man niemals (so meine wenigstens ich), dass er irgendjemanden aus dessen sexualer Einstellung einen Vorwurf machen wollte.
Er hat im wesentlichen einen Grund gesucht, warum so viele Leser den trivialen Texten Mays (und eben nicht dem der Hochliteratur angehörigem Spätwerk) erlegen sind. Und da lag eben seinerzeit (das war in den 50'ern und 60'ern) nahe sich frei nach Freud (sehr frei in diesem Falle) nun mal eben die sexuelle Berieselung heraus zu suchen. Und wenn man dann noch die Karl Mays Beschreibungen Winnetous und das Fehlen (fast) jeglicher sexuellen Beziehungen zu Frauen (zumindest an der Oberfläche) berücksichtigt, bleibt eben nur "Berieselung mit impliziter Homosexualität" übrig. Und außerdem gab es da ja noch die Vorarbeiten eines gewissen P. Elbogen, der früher schon die These des homosexuellen Karl May aufgestellt hatte.
Dieses im Zusammenhang mit dem Versuch seine (A.S.) gerade erfundene "Etym"-Theorie und seine (von mir vermutete) Lust "es dem Karl May Verlag mal richtig zu zeigen" haben wohl zu "Sitara und der Weg dorthin" geführt.

Helmut
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

... und fröhlich weitergeschwurbelt, 'so recht aus dem tiefsten Herzensgrunde' ("Gottseidank vollzieht sich diese primitiv-infantile May-Beschäftigung im Internet abseits seriöser Publikationen"):

Schmidt war offenbar danach, May "eins reinzuwürgen" oder auch am Zeug zu flicken, ihn ein bißchen lächerlich zu machen. Interessanterweise scheute er dabei auch vor fatal fragwürdigen Mitteln unter seinem Niveau nicht zurück. Das hängt vermutlich damit zusammen, daß er ihn mehr mochte als ihm selber lieb war (das hat m.E. Hans Wollschläger schön erkannt, ich meine die Stelle mit "He loved him" in "Die Insel" (u.a.), ich bitte nachzuschlagen. Für mich ist diese Stelle trotz vernommener gegenteiliger Ansicht[en] nach wie vor so zu interpretieren, daß Wollschlägers Ansicht nach Schmidt May eben immer noch "loved", auch nach alledem was er zuvor [an der Stelle] vortrug und was so gar nicht danach klang ...), und daß man des öfteren halt im Außen das bekämpft bzw. beschimpft, was man an / in sich selber nicht sehen will (womit jetzt im Fall Schmidt / May nicht primär die homoerotische Ader gemeint ist, sondern [auch] allerhand anderes, was Schmidt an der besagten Stelle aufzählt).
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Helmut
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Helmut »

Ich denke - trotz alledem - dass er (A.S.) eher dem KMV einen reinwürgen wollte, als Karl May himself.
Er wollte ja seinerzeit - er als der große allseits geachtete Literat - die vier großartigen Werke des "letzten Großmystikers" endlich in der ihnen gebührenden Form (nämlich unbearbeitet, so in der Art der HKA) herausbringen (was erstaunlicher- und erfreulicherweise Jahrzehnte später seinem Freund und Schüler Hans Wollschläger mit A&D gelungen ist) und hat sich dabei eine dermaßen schroffe Abfuhr des Verlags eingehandelt ("wir können mit Karl May doch machen, was wir wollen" soll die Verlegerswitwe geäußert haben), dass es da auch nie mehr zu irgendwelchen "Freundlichkeiten" kam.

Helmut
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

Helmut hat geschrieben:Ich denke - trotz alledem - dass er (A.S.) eher dem KMV einen reinwürgen wollte, als Karl May himself.
Aber dafür schreibt man doch kein solches Buch ... Ich kann zwar allerhand Umdieeckedenkereien nachvollziehen und habe mit solchen Sachen eigentlich sozusagen keine Berührungsängste, aber das erscheint mir doch etwas zu konstruiert ...

:roll:

(Aber was weiß ich. Vielleicht wollte er auch diese fade Biedermeierfriedefreudeeierkuchenklientel ein bisserl düpieren / provozieren, die einen in Sachen May des öfteren so penetrant zu behelligen pflegt ... solange sie einen in Ruhe lassen geht's ja noch, aber wenn sie sozusagen losgelassen geht's manchmal ja aufs Unangenehmste richtig rund, wie zu erleben war ... freut mich wenn es ihm gelungen ist die zu ärgern. 8) )
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Helmut
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Helmut »

Vermutlich wars viel profaner:
er wollte einerseits seine "Etymtheorie" ausprobieren und anwenden, und dass was er von der Freudschen Traumdeutung gelernt zu haben glaubte, ebenfalls; und da bot sich wahrscheinlich Karl May an, weil er sich da auskannte und weil ers irgendwie (aus den oben angeführten Gründen) passend fand.

Helmut
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Tobias K.
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von Tobias K. »

rodger hat geschrieben:Das hängt vermutlich damit zusammen, daß er ihn mehr mochte als ihm selber lieb war (das hat m.E. Hans Wollschläger schön erkannt, ich meine die Stelle mit "He loved him" in "Die Insel" (u.a.), ich bitte nachzuschlagen.
Keine Ahnung welche Insel, aber das meint wohl dieses hier (Sorry, geht kaum kürzer...):
Hans Wollschläger hat geschrieben:Hin führt es uns zu Arno Schmidt und den Spuren s e i n e r intensiven Jugendlektüre, und das ist, kurzum, ganz ohne Zweifel die von Karl May gewesen (bei dem ihm jener Satz von den >intensiven Spuren< denn auch einfiel) ­ dominant wohl selbst neben Cooper, Poe und Verne. Bezeugt hat uns das einwandfrei die Schwester Lucy, in ihrem späten Gespräch mit John Woods: »He loved Karl May. (...) Karl May, when he could lay his hands on Karl May he loved it. He really went in for that« [...]

Und es hat sicher kaum eine frappierendere Eröffnung in Schmidts so vieles eröffnendem Werk gegeben als die dieses Buches: »What a man!« - nämlich der Winnetou Mays, mit der >Bronzehaut< und den >küßlichen Lippen< - »Aber ich will mir & dem Leser wohlfeile Ironie ersparen, und mich lediglich auf die Frage beschränken: wenn Ihnen ein Bekannter, oder Junge, von seinem >Freunde< in Wendungen der obigen Art vorschwärmte, was würden Sie dann denken? - -:!?! - -: Sehr richtig; einverstanden.«

Das alles ist in bester Laune geschrieben und mit höchster Virtuosität - dazu mit einem Triumph, der weit über jede artistische Genugtuung hinausgeht -: ein ur-komisches Buch, voll von flitzendem Gelächter, das mühelos auch die Schmuddeligkeit ins Literarische zurückholt, aus dem sie ausgebrochen war -: eine Wörter-Orgie, wie sie dann nur noch der >Abend mit Goldrand< übertroffen hat ­: eine gewaltig inszenierte Menschliche Komödie, ein ganz fraglos starkes Kunst-Stück ... was ist es noch mehr? Ist es zugleich auch eine inszenierte Tragödie und als solche, als Tat eines Autors, >unmenschlich<, wie Heinz Stolte in seiner Abwehrschrift geurteilt hat, »eine Denunziation, eine hämische Nachrede, eine öffentliche Verspottung, ein Höllengelächter, ein Fingerzeigen auf den Mohr, ein Gassengeschrei um den Mann mit dem Buckel, ein Hepp Hepp, das zum fröhlichen Jagen hetzt«? [...] In der Sekundärliteratur um Schmidt herrscht hier eine auffällige Entscheidungsscheu, die vielleicht auf der Ahnung beruht, daß es am Ende zwischen >Kunst< und >Menschlichkeit< zu entscheiden gälte, was ja auch eine ganz verfluchte Sache wäre. Soll ich mich nun ebenfalls drücken?

Ich riskiere es einmal, Ihnen meine bloße gegenwärtige (von meiner damaligen inzwischen abweichende) Meinung zu sagen, ohne ihrer im mindesten sicher zu sein: dem Saurier gleichfalls auf die Schwanzspitze zu treten und mich, Kismet, mit möglichstem Anstand zu blamieren. Im >Abend mit Goldrand< tragen fiktive Personen die Last des »Welt- und Menschenhasses«, die das Lebensthema Arno Schmidts war; hier ist es eine historische, noch gegenwärtige, ja in der Gegenwart für viele (wie für Schmidt, wie Schmidt für viele) empathisch empirische Person ­ »ein gewaltiger Pfuscher«, »ein gruselig unklarer Kopf (...) nicht nur ohne rechte Bildung, ohne Forschungs- & Erkenntnisbedürfnis; sondern von Natur aus flach, flüchtig, aquarienbunt«, der »geborene Abderit«, »der alte Wirrkopf«, »jedweden wissenschaftlichen Bedürfnisses baar«, ein »literarischer Pfuscher, der >frech & gottesfürchtig< (& bettelsuppenbreit) aufs Papier hinsudelt, was immer ihm durchs Kleinhirn säuselt«, »Groß-Stümper« , »der schwule Theodule«, »mondaminenes Gleisnertum von wahrhaft bonner Ausmaßen«,»wenig Individuum, (...) primitivstes Mund-Stück«, »unwiderstehlich für die Primitiven, (...) unsterblich in den Bezirken der lebenslänglich Halb-Starken«, »ein übelriechendes Gemisch aus irenischem Zähnegefletsch & gut entwickeltem Erwerbssinn«, ein »>Sakral-Hirn<« von »dumpfer Zwanghaftigkeit«, voll »archaischer Primitivität«, »androgyner Wirrköpfigkeit« und »mild-verlogener (obschon einer gewissen Größe fähigen) Verschwommenheit + Mangel in secunda Petri, die ihm, im Verein mit seiner permanenten abdominalen Necessitierung, das klare logische Denken, und Alles was damit zusammenhängt, unmöglich machten«, ein »alternder Schwätzer & Schludrian«, ein Bube mit der »erzenen Stirn«, mit »wenig entwickeltem Verstande« (296), »ein S-Golem« von »unzulänglicher Tragik« - - -: What a man! Aber ich will mir und Ihnen wohlfeile Ironie ersparen und mich lediglich auf die Frage beschränken: wenn Ihnen ein Bekannter von seinem >Freunde< in Wendungen der obigen Art vorschwärmte, was würden Sie dann denken? - -: ! ? ! - - : Sehr richtig; einverstanden. He loved him; wir wohnen einer äußerst rabiaten Scheidung eines Liebesverhältnisses bei.

Und in ihrer quantitativ und qualitativ aberwitzige Affektmenge fließen die Nebenmotivationen nur als Verstärker ein: das Vergeltungs-Motiv, dem Karl-May-Verlag das bunte Geschäft zu ruinieren (das bestritt er ­ Brief an Michels vom 17. 12. 62) - so ungefragt ausdrücklich, daß es schon wieder einem Beweis gleichkommt: er rechnete ja durchaus direkt mit >pädagogischen Konsequenzen<, fragte (Brief vom 6. 12. 62) gespannt nach Michels' »Folgerungen als Pädagog«, was Michels auch eigens zu einer beschwichtigenden Argumentation bewog (Brief vom 13. 12. 62), und griff sich erst an den Kopf, als Robert Neumann dann im >Spiegel< tatsächlich konsequent die Indizierung Mays beantragte), - ferner das durch sein ganzes Leben wachgebliebene Bedürfnis nach wissenschaftlichem Verdienst und in dessen Folge hier die strikte Verwerfung des Mayschen Abenteuer-Werks (die er mir gegenüber immer als strategische List bezeichnete; die Kolportageromane hat er seiner Frau gern an den langen Winterabenden vorgelesen): weder wissenschaftlich noch taktisch erklärt sich auch hier die »wiederholungsfreie Fülle« des >Schmähvermögens<: »Künstlerisch ernstzunehmen (...) in keiner Hinsicht« sei das Werk, von »herzschneidender Versimpeltheit« oder »Pfuscher-Frechheit«, »allererzabderitischster Kitsch«, ein »reinrassiges >Schwulen-Brevier<«, »Erstgeburten eines Esels«, »läppisch«, »schmalzig«, »gehässig«; »dieVolksschriftstellerei ist ein Zweig der Toilettenpapierindustrie« ...

Nein, dies alles versteht sich nicht mehr >von selbst<, aus Gegenstand und Material heraus, gar aus einem Kunstkonzept, sondern ist verstehbar nur noch als gewaltig ausgebrochene Lebens-Äußerung, als Hohlform einmal mehr jener phantastischen (und so oft auch phantasierten, ja halluzinierten) Selbstdarstellung, zu der sein ganzes Werk zuletzt nur Bausteine bildet. Wäre dies nicht so, stünde nicht die Wesens-Tragödie dieses sehr großen Autors über seinem Thema hier, so müßte nun die Kritik am Detail beginnen, an der Absicht, an der Legitimität der Sicht- und Verfahrensweise, an der Redlichkeit der Argumentation, an der Plausibilität der Ergebnisse, - es könnte auch die Versuchung zu einer Art Vorwärtsverteidigung eintreten, indem man Technik und Verfahren von »Literaturanalysen der vorliegenden Art« auf Schmidt und seine Texte selber anwendete, um ihn dann als »S-Golem« vorzuführen ­: und da dies alles für ihn gelinde gesagt ungünstig, grob gesagt katastrophal ausginge und die materiellen Rechtfertigungen ins Bodenlose brächte, bliebe neben der Anerkennung des Kunstwerts der Darstellung wirklich nur noch übrig, auch den Menschenwert der Darstellung zu bewerten. Ich will mich, wie gesagt, nicht drücken, sage also meine Meinung frei heraus: >Sitara< wäre dann auch für mich nur noch ein Mordversuch; es wäre das inhumanste Literatur-Buch, das ich kenne.

[HANS WOLLSCHLÄGER, Arno Schmidt und Karl May, Vortrag, gehalten am 7. 10. 1989 auf der 10. Tagung der Karl-May-Gesellschaft in Augsburg. gedruckt in: Jahrbuch der Karl-May-Gesellschaft 1990.; Fußnoten und Seitenangaben entfernt, Absätze neu gesetzt, T.K.]
Und ein wunderbarer Vergleich zwischen Schmidts Verständnis der Landschaft bei May und Adalbert Stifter findet sich dort:
http://bonaventura.musagetes.de/?p=354
Und das ist es, was mich an Arno Schmidt kirre macht ;)
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

tragophil hat geschrieben: Keine Ahnung welche Insel
Diese

http://www.amazon.de/Die-Insel-Schrifte ... 972&sr=8-3
tragophil hat geschrieben: aber das meint wohl dieses hier
Richtig.
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rodger
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Re: Karl May auf der Bühne

Beitrag von rodger »

Wer May als "Schwachkopf" bezeichnet ist [übrigens] selber ein solcher, übelster Sorte. (Das Komma ist schon richtig, liebe Germanistinnen und Germanisten. Zäsur, Bekräftigung und Steigerung.)

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