Diese Schefaka kommt im Werk Karl Mays drei mal vor: zunächst in der haarsträubend kitschigen, frömmlerischen und deutschtümelnden Geschichte „Christi Blut und Gerechtigkeit“, wo sie und der Ich-Erzähler sich gegenseitig außerordentlich beeindrucken, dann in der wesentlich verdaulicheren und interessanteren Erzählung vom Kys-Kaptschiji aus dem Marienkalender, wo die beiden sich wiedersehen, ohne daß der Ich-Erzähler auch nur ein Wort darüber verliert, wie das im einzelnen aussieht, ja, er läßt sogar wissen, daß er zunächst versucht, dieser Begegnung aus dem Wege zu gehen („Später, später !“), und schließlich als symbolische Figur in „Babel und Bibel“, hier zitiere ich mal aus dem „Figurenlexikon“:
(SEELE): Tochter BABELs; eigentlich »noch ein Kind. Allgemein beliebt, und darum verzogen, doch ohne eine Spur der üblen Eigenschaften verzogener Kinder. Ein vollständig unbeschriebenes, noch unberührtes Blatt.« Sie ist der Liebling ABU KITALs. S. bedient die Ältesten der An›allah bei der Beratung. Sie hat dort normalerweise keine Stimme, meldet sich aber des öfteren als Fürsprecherin des alten HAKAWATI, den sie liebevoll umsorgt, und seiner Friedensgedanken zu Wort und darf ungestraft den Despotismus Abu Kitals beim Namen nennen, was nur die scherzhafte Bezeichnung ›Schreckenskind‹ zur Folge hat. Ihr Vater sieht in ihr die SEELE verkörpert und macht sie zum Modell seiner wissenschaftlichen Arbeit. S. jedoch weiß, daß sie nicht die ›Seele‹ ist, geht aber in kindlichem Spiel darauf ein und verkleidet sich auf Wunsch des Vaters, so daß sie BENT›ULLAH (BIBEL), der verstoßenen und verschollenen Frau Abu Kitals, gleicht. Als diese getarnt als Schülerin der PHANTASIE (-> MARAH DURIMEH) zurückkehrt, nimmt S. sie in ihr Zelt auf. Sie legt den Schmuck, die Verkleidung der Seele ab und nähert sich damit dem wirklichen Ideal der Seele. S. steigt dann mit BEN TESALAH, als dieser den ›Geist der Bibel‹ befreit, in den Turm zu Babel; sie beleuchtet ihm mit einer Fackel den Weg. S. verkündet zum Schluß seinen Erfolg den An'allah.
Das Sich-gegenseitig-beeindrucken in der ersten Geschichte und das Sich-aus-dem Weg-gehen in der zweiten läßt mich in Richtung Marie Hannes denken, oder wer hat da für diese Figur Pate gestanden ?
Schefaka
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