Das mag ja bei Mays "Quitzows" alles stimmen (schon deshalb freu ich mich drauf um zu sehen was May draus gemacht hat). Aber Axmann ist eben Axmann und nicht May, auch wenn ich es mir etwas schlimmerer vorgestellt habe. Wo May seitenlange Dialoge schreibt, erzählt Axmann alles stichwortartig, kurz und bündig was geschieht (nur hier und da gibts kleine Lichtblicke, wie kleine Perlen in einem riesigen Sandberg). Da können sich die Figuren gar nicht so recht charakterlich herausstellen.Ich habe ja während meiner "Kolportagetour" versucht "herauszuarbeiten", dass sozusagen mit den "Quitzows" zwar nicht alles aber doch vieles aus dem "Mayschen Kosmos" seinen Anfang nahm (, was mir wahrscheinlich doch nicht ganz so wie ich es wollte, geglückt ist). Beispielsweise tauchen da die ersten Figuren mit "Eigenarten" (sprechen "P" statt "B") auf und noch andere Dinge mehr, die da durch den Rest der Kolportage und den Reise- und Jugendromanen von May fast zur Perfektion getrieben wurden.
Schon von daher finde ich die "Quitzows", so "sperrig" wie sie sich manchmal auch lesen, "hoch-" um nicht zu sagen "höchst"-interessant.
Helmut
Interessant ist wie Axmann Gewalt, Mord und Todschlag beschreibt, als ob es sich um kleine Raufereien, um einen sportlichen Wettkampf handelt. Er schreibt z.B.: "Hei, wie die Streitäxte der wackeren Berliner Bürger auf die Schädel der Wenden niedersanken, wie die Schwerter lustig sausten und den Räubern die Speere aus den Händen oder auch die Hände selbst abschlugen!" , oder wie er plötzlich in die Gegenwartsform überwechselt: "Schaut dorthin! Da haben sich zwei wackere Burschen, wahre Hünengestalten, sich zusammengetan. Der eine hat einen langen Pfahl, der auf dem Hof lag, aufgerafft, rennt damit gegen die Räuber und bringt sie zu Fall, worauf der andere hinzuspringt und ihnen mit seiner haarscharfen, blinkenden Axt die Köpfe abschlägt. Sö töten sie einen von den Banditen, dann einen zweiten, einen dritten, und stürmischer Jubelruf der Berliner belohnt die Braven." . Klingt noch brutaler als "Old Firehand", das zur gleichen Zeit etwa entstand. Dafür ist der Stil und die Ausdrucksweise die eines Erstklässlers wenn er seinen ersten Aufsatz schreibt (soll nochmal einer sagen, May hätte einen schlechten Stil gehabt; man muß aber Axmann ein wenig in Schutz nehmen, konnte er ja besseres nicht mehr beweisen, da er kurz nach dem Roman starb).
Was mir auffiel ist, daß er zwei Seiten weiter etwas beschreibt, daß mich ein wenig an das "Schott-Abenteuer" in Mays "Durch die Wüste" erinnert (der große Unterschied ist hier aber wie so oft, daß May dieses Abenteuer in großer Breite erzählt, während Axmann mit einem knappen Absatz auskommt): "Für einen Moment trat Stille ein. Nur von außen her erschallte ein schauriger Schall, ihn stieß ein Berliner aus, der in den Sumpf gestürzt war.[...] Sie wollten deshalb versuchen, ohne Führer die Furt zu überschreiten, doch erwies sich dieses ebenso törichte wie gefährliche Wagstück sofort als undurchführbar. Der Steg war vom Morast einige Zoll hoch bedeckt und seine Richtung nur an gewissen Merkmalen erkennbar, welche nur solche Personen, die den Weg schon oftmals zurückgelegt hatten, aufzufinden vermochten. Es war deshalb eine Vermessenheit, ohne Führer den Weg aufsuchen zu wollen, zumal dieser mehrere Biegungen machte. Selbst wenn ein Führer an der Spitze ging, durften nicht mehr als acht bis zehn Personen auf einmal ihm folgen, denn die Eindrücke der Füße verschwanden sofort wieder, weshalb die Letzten in der Reihe Gefahr liefen, einen Fehltritt zu tun."
Einer der wenigen Lichtblicke bei Axmann .