Der Schatz im Silbersee

Anika
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Re: Hobble-Frank, der Häuptling und die Englische Sprache!

Beitrag von Anika »

wolf hat geschrieben:Ich verstehe es so:
OS hatte Frank etwas mitzuteilen wovon der Häuptling keine Kenntnis erhalten durfte, also in der deutschen Sprache die der Häuptling nicht versteht.
Und damit er die Frage danach nicht ausführlich beantworten mußte, hat er sie einfach kurz 'abgeschmettert'. Oder hätte er sagen sollen "Das geht dich gar nichts an."???
Das hat er dann damit schlussendlich jawohl auch ausgedrückt und nebenher noch dafür gesorgt, dass Frank für seine Äußerungen dem Häuptling gegenüber nicht wirklich verantwortlich gemacht werden kann, weil er (also Frank) der englischen Sprache nicht mächtig ist und sich demzufolge der Bedeutung seiner Worte gar nicht bewusst werden kann. :wink:

Legen wir die genannten Episoden also einfach unter "zum Schmunzln" ab und genießen die Welt der mayschen Erzählungen ... .
markus
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Beitrag von markus »

Es wurde hier und in anderen Karl May-Foren wohl des öfteren von einigen Teilnehmern erwähnt, daß es ihnen unglaublichen Spaß macht Bücher im Vergleich zu lesen, vor allem zwischen bearbeiteten KMV-Bänden und Originaltext.
Das habe ich heute mal aus Jux und Dollerei mit "Der Schatz im Silbersee" gemacht und mir fiel schon auf der ersten Seite beim Vergleich zwischen Ausgabe des KMV und Weltbildband ein großer Unterschied auf.
Da heißt es doch immer der KMV würde häufig kürzen. In diesem Fall passierte offensichtlich geradezu das Gegenteil. Es kam etwas hinzu wie es scheint.

Das ganze fängt ja an wie der "Dogfish", dieser große mächtige Schaufelraddampfer, am frühen Morgen Little Rock verlassen hatte und um die Mittagszeit dieses sehr heißen Junitages Lewisburg erreichen wollte (das sind einleitende Schlagworte die man nie vergisst, ähnlich wie in der Einleitung zu Winnetou I:"Immer wenn ich an den Türken denke...", oder zu Beginn 1. Kapitel:"Lieber Leser, weißt du was das Wort Greenhorn bedeutet...?" :) ).

Anschließend wird im Original berichtet wie die besser situierten Reisenden (in der Bearbeitung sind es besser bemittelte, ein Unterschied den man ertragen kann, außer daß ersteres edler, Stilvoller klingt und letzteres sagen wir proletarischer :wink: ) wegen der großen Hitze sich in ihre Kajüten und Kabinen trieben, während das große Fußvolk es sich hinter Fässern, Kisten und anderen Gepäckstücken gemütlich machte, da es ihnen ein wenig Schatten spendete. Soweit so gut.

In der Bearbeitung des KMV wird zwischen beiden Abschnitten (also zwischen dem bald anlegen des "Dogfish" in Lewisburg und dem erwähnen
was die Passagiere bei der Hitze auf dem Boot so treiben) noch ein ziemlicher Abschnitt zwischen geschoben den es im Original gar nicht gibt wenn ich mich nicht irre (vieleicht gibts ihn doch an anderer Stelle, was ich aber für unmöglich halte, habe aber bisher das Original nie gelesen, also könnte es ja doch sein, daher meine Frage obs vieleicht sein kann? :lol: ).
Dieser Abschnitt geht nochmal ausführlich auf den großen Schaufelraddampfer ein und wie er gebaut ist. Also er fehlt im Original völlig. Nicht daß mir sowas fehlen würde, aber ich wollte einfach nur mit diesem sehr :D ausführlichen Beitrag zeigen daß der KMV nicht nur fürs kürzen gut ist, sondern auch fürs hinzufügen, ob mans nun braucht oder nicht.

Ich bin mir sicher daß sowas noch mehr vorkommt und daß einige Teilnehmer mehr darüber berichten können als ich :wink: .

In diesem Sinne tschüß und viel Spaß noch mit May

Markus
marlies

Beitrag von marlies »

von der Werke-CD von der Stiftung (zur Vervollstaendigung):
Es war um die Mittagszeit eines sehr heißen Junitags, als der »Dog-fish«, einer der größten Passagier- und Güterdampfer des Arkansas, mit seinen mächtigen Schaufelrädern die Fluten des Stromes peitschte. Er hatte am frühen Morgen Little Rock verlassen und sollte nun bald Lewisburg erreichen, um dort anzulegen, falls neue Passagiere oder Güter aufzunehmen seien.
Die große Hitze hatte die besser situierten Reisenden in ihre Kajüten und Kabinen getrieben, und die meisten der Deckpassagiere lagen hinter Fässern, Kisten und anderen Gepäckstücken, welche ihnen ein wenig Schatten gewährten. Für diese Passagiere hatte der Kapitän unter einer ausgespannten Leinwand einen Bed-and-board errichten lassen, auf welchem allerlei Gläser und Flaschen standen, deren scharfer Inhalt jedenfalls nicht für verwöhnte Gaumen und Zungen berechnet war. Hinter diesem Schenktisch saß der Kellner mit geschlossenen Augen, von der Hitze ermüdet, mit dem Kopfe nickend. Wenn er einmal die Lider hob, wand sich ein leiser Fluch oder sonst ein kräftiges Wort über seine Lippen. Dieser sein Unmut galt einer Anzahl von wohl zwanzig Männern, welche vor dem Tische in einem Kreise auf dem Boden saßen und den Würfelbecher von Hand zu Hand gehen ließen. Es wurde um den sogenannten »Drink« gespielt, d.h. der Verlierende hatte am Schlusse der Partie für jeden Mitspielenden ein Glas Schnaps zu bezahlen. Infolgedessen war dem Kellner das Schläfchen, zu welchem er so große Lust verspürte, versagt.
Diese Männer hatten sich jedenfalls nicht erst hier auf dem Steamer zusammengefunden, denn sie nannten einander »du« und schienen, wie gelegentliche Aeußerungen verrieten, ihre gegenseitigen Verhältnisse genau zu kennen. Entgegengesetzt dieser allgemeinen Vertraulichkeit gab es unter ihnen einen, dem eine gewisse Art von Respekt erwiesen wurde. Man nannte ihn Cornel, eine gebräuchliche Verstümmlung des Wortes Colonel, Oberst.
Dieser Mann war lang und hager; sein glatt rasiertes, scharf und spitz gezeichnetes Gesicht wurde von einem borstigen roten Kehlbarte umrahmt; fuchsrot waren auch die kurzgeschorenen Kopfhaare, wie man sehen konnte, da er den alten, abgegriffenen Filzhut weit in den Nacken geschoben hatte. Sein Anzug bestand aus schweren, nägelbeschlagenen Lederschuhen, Nankingbeinkleidern und einem kurzen Jackett von demselben Stoffe. Eine Weste trug er nicht; an Stelle derselben war ein ungeplättetes, schmutziges Hemd zu sehen, dessen breiter Kragen, ohne von einem Halstuche gehalten zu werden, weit offen stand und die nackte, sonnenverbrannte Brust sehen ließ. Um die Hüften hatte er sich ein rotes Fransentuch geschlungen, aus welchem die Griffe des Messers und zweier Pistolen blickten. Hinter ihm lag ein ziemlich neues Gewehr und ein leinener Schnappsack, welcher mit zwei Bändern versehen war, um auf dem Rücken getragen zu werden.
Die andern Männer waren in ähnlicher Weise sorglos und gleich schmutzig gekleidet, dafür aber sehr gut bewaffnet. Es befand sich kein einziger unter ihnen, dem man beim ersten Blicke hätte Vertrauen schenken können. Sie trieben ihr Würfelspiel mit wahrer Leidenschaftlichkeit und unterhielten sich dabei in so rohen Ausdrücken, daß ein halbwegs anständiger Mensch sicher keine Minute lang bei ihnen stehen geblieben wäre. Jedenfalls hatten sie schon manchen »Drink« gethan, denn ihre Gesichter waren nicht nur von der Sonne erhitzt, sondern der Geist des Branntweins führte bereits die Herrschaft über sie.
Der Kapitän hatte die Kommandobrücke verlassen und war aufs Achterbord zum Steuermann gegangen, um demselben einige notwendige Weisungen zu erteilen. Als dies geschehen war, sagte der letztere:
»Was meint Ihr zu den Jungens, welche da vorn beim Würfeln sitzen, Kapitän? Mit scheint, es sind Boys von der Art, die man nicht gern an Bord kommen sieht.«
»Denke es auch,« nickte der Gefragte. »Haben sich zwar als Harvesters (Erntearbeiter) ausgegeben, welche nach dem Westen wollen, um sich auf Farmen zu verdingen, aber ich möchte nicht der Mann sein, bei welchem sie nach Arbeit fragen.«
»Well, Sir. Ich meinesteils halte sie für richtige und wirkliche Tramps. Hoffentlich halten sie wenigstens hier an Bord Ruhe!«
»Wollte es ihnen nicht raten, uns mehr, als wir gewöhnt sind, zu belästigen. Wir haben Hands genug an Bord, sie alle in den alten, gesegneten Arkansas zu werfen. Macht Euch übrigens zum Anlegen klar, denn in zehn Minuten kommt Lewisburg in Sicht!«
Der Kapitän kehrte auf seine Brücke zurück, um die beim Landen nötigen Befehle zu erteilen. Man sah sehr bald die Häuser des genannten Ortes, welche das Schiff mit einem langgezogenen Brüllen der Dampfpfeife begrüßte. Von der Landebrücke wurde das Zeichen gegeben, daß der Steamer Fracht und Passagiere mitzunehmen habe. Die bisher unter Deck befindlichen Reisenden kamen herauf, um die kurze Unterbrechung der langweiligen Fahrt zu genießen.
[Karl Mays Werke: Der Schatz im Silbersee. Karl Mays Werke, S. 38013
(vgl. KMW-III.4, S. 10-11)
http://www.digitale-bibliothek.de/band77.htm ]

... und ... wenn ich mal zum uebersetzen des Silbersees komme ... hier ist schon der erste Punkt den ich mir merken muss:
>>>denn sie nannten einander »du« <<< (You can say you to me). (det ish fuer Eingeweihte).

:lol:

aber das mit dem 'jux und dollerei' kann ich nachfuehlen ... es macht unsereinen all so konfus ...
<verlaesst den Silbersee und geht wieder in die Pampas>
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