Michael Klein, Das weiße Schweigen

Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Also erstmal freut es mich,dass Jack London in D nicht nur gelesen sondern offensichtlich auch verstanden wird.Hier gilt er im uebrigen auch entweder als Kinderbuch Autor or als versoffener Sozialist gewissermassen als Vorstufe von Hemingway.

Na ja da ich in einer zweisprachigen Familie lebe und jeder Jahr auch deutsche Studenten unterrichte,die Englisch sehr gut beherrschen,habe ich wohl faelschlicherweise angenommen,das die meisten Deutschen ganz
gut in Englisch kommunizieren koennen.

Uebrigens Thomas Mann's Zauberberg und Felix Krull habe ich in D gelesen.

Was die Psychoanalyse angeht,die halte ich und mit mir so ziemlich jeder mit wissenschaftlich Methoden forschende Mediziner fuer blanken Unsinn.Soziohistorisch allerdings ein durchaus interessantes Glaubensgebilde.

Nichts fuer ungut.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Jüngere Leute (ich bin 50) können heute vermutlich besser Englisch, ich kann mich zwar einigermaßen verständigen, aber beileibe keinen anspruchsvollen Roman in Originalsprache lesen. Noch eine Generation vorher war es nach meinen Eindrücken offenbar noch schlechter bestellt mit entsprechenden Sprachkenntnissen. Was soll's, eine Zeiterscheinung, mal so mal so, Mode, was weiß ich, es kommt auch nicht darauf an.
und mit mir so ziemlich jeder mit wissenschaftlich Methoden forschende Mediziner
Da dürften Sie sich täuschen. - Es gibt auch jede Menge Schulmediziner, die z.B. die Homöopathie (und anderes) für Unsinn halten und versuchen, das wissenschaftlich zu beweisen. Hier wird die Zukunft zeigen, daß die Herrschaften sich irren. Darauf können Sie, sozusagen, Gift nehmen. Wie ich hörte, geht es ja schon los, daß die Wissenschaft (z.B. Physik)allmählich merkt, daß man da wohl jahrhundertelang auf dem Holzweg war mit ausschließlich "wissenschaftlicher" Betrachtungsweise.

Sie können, um ein Beispiel zu nennen, Darmentzündung und Tinnitus als zwei völlig unterschiedliche Krankheiten ansehen und an den Symptomen herumdoktorn. Sie können aber auch begreifen, daß man das ganzheitlich sehen muß, daß jede Krankheit psychosomatisch bedingt ist, und daß der Körper einmal über den Darm sozusagen Alarm schlägt, und einmal über das Ohr. Es ist aber das Gleiche, nur in unterschiedlichen Erscheinungsformen. Scharen von Wissenschaftlern begreifen Solches heute noch nicht, aber es fängt langsam an, bzw., es kommt wieder.

In diesem Sinne: Glückauf !

:wink:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Übrigens: auch Hemingway wird gemeinhin völlig unterschätzt (von wegen "Vorstufe von Hemingway"), und DER ALTE MANN UND DAS MEER z.B. ist ebensowenig eine Geschichte über Fischfang wie Melvilles MOBY DICK. Auch wenn Frau Heidenreich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen das anders sieht.

:wink:
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Lieber Herr Wick,

Ob sie nun englisch koennen oder nicht ist gleichgueltig , sie machen jedenfalls den Eindruck eines umfassend humanistisch gebildeten Menschen.

Trotzdem als Mediziner der jahrelang molekularbiologisch geforscht hat muss ich sagen "Schuster bleib bei Deinen Leisten" .
Die Homoeopathie ist Humbug wie wissenschaftlich angelegte Studien zweifelsfrei belegt haben.Natuerlich gibt es immer wieder Aerzte,die an sowas glauben,scheint im uebrigen ein deutsches Phaenomen zu sein.
Solch Aerzte sind entweder dumm oder leben ganz gut von der Unwissenheit ihrer Patienten.
Natuerlich gibt es viele Krankheiten die von der Psyche beinflusst sind,drueber kann, glaube ich jeder Arzt ein Lied singen.
Trotzdem es gibt nur eine Medizin,eine die sich mit wissenschaftlichen Methoden ueberpruefen oder verwerfen laesst.Die Begriff Schulmedizin ist politisch zu verstehen, was waere denn die Alternative ? Zurueck zu den Schroepfkoepfen und zum Aderlass ?
Genug davon,ich glaube das passt nicht in dieses Forum.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Die Homoeopathie ist Humbug
Sie ahnen vermutlich nicht einmal, was für ein Armutszeugnis Sie sich damit ausstellen. Das meine ich nicht aggressiv, abwertend oder sonstwie, sondern ganz sachlich und neutral.

Ich habe mein Wissen in Sachen Homöopathie nicht über Ärzte, sondern über Bücher, und, wichtiger, über ERFAHRUNG.

Davon abgesehen, mir ging es vor fünf Jahren dermaßen dreckig, wenn ich mich da ausschließlich auf die Ärzte und das, was die mir erzählt haben, verlassen hätte, anstatt mich selber zu informieren und zu kümmern, würde ich heute vielleicht nicht mehr leben oder hätte meinen Körper mit sonst was für einem Zeug ruiniert.

Wenn die Eroberer in Amerika bereit gewesen wären, von den Ureinwohnern etwas zu lernen, anstatt sie zu vertreiben und auszurotten, dann wäre die Wissenschaft auch in Ihrem ach so aufgeklärten Land heute weiter als mit ihrer Apparatemedizin, ihren chemischen Keulen und ihrer Wegschneiderei. Die Zeit ist schon angebrochen, wo man - wieder - lernt, daß man die Dinge nur ganzheitlich behandeln kann und daß die wissenschaftliche Sicht nur EIN ASPEKT ist.

Aber, Sie haben in einem schon Recht: Genug davon, das passt nicht in dieses Forum. Sprechen wir, thread-gemäß, wieder über Jack London. Das ist auch interessant.

:wink:
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rodger
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Beitrag von rodger »

Hätte Jack London, oder hätten seine Ärzte, sich mit ganzheitlicher Medizin beschäftigt, wie sie beispielsweise in den faszinierenden Werken des Rüdiger Dahlke zum Ausdruck kommt ("Krankheit als Weg" - "Krankheit als Sprache der Seele" - "Lebenskrisen als Entwicklungschancen" - "Krankheit als Symbol" - "Aggression als Chance" u.v.a.), dann wären ihm vielleicht noch ein paar nette Jahre auf der Farm vergönnt gewesen.

Oder wie sang Udo Lindenberg "Ein Herz kann man nicht reparier'n / ... und auch der Arzt hilft nicht mehr" bzw. "und 'nen Arzt brauch'n wir nicht mehr".

:wink:

Wobei die Meinungen über die Todesursache Londons ja heute auseinandergehen. Freitod ? Eine Art Unfall mit den Medikamenten ? - Oder haben gar Dritte ein wenig nachgeholfen, einen unbequem gewordenen und recht populären Autor die Welt verlassen zu lassen ?
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Na,die sogenannte ganzheitliche Medizin brauchen wir nicht zu diskutieren,der ganze Begriff ist mir zu wischiwaschi .
Tut mir leid von einem Ruediger Dalhke habe ich noch nie gehoert,was fuer wissenschaftliche Publikationen kann er denn vorweisen ?
Philosophische Buecher sind wichtig , richtige Krankheiten heilt man damit nicht.
Tut mir im uebrigen leid,das sie schlechte Erfahrungen mit deutschen Aerzten gemacht haben und dadurch verbittert wurden.

Im uebrigen finde ich ihren dumpfen Antiamerikanismus ein bischen daneben und eines so gebildeten Menschen nicht wuerdig.
Was die "Ausrottung"der amerikanischen Ureinwohner angeht so empfehle ich ihnen das Buch 1491 von Charles Mann,ich weiss allerdings nicht ob es davon schon eine deutsche Uebersetzung gibt.


Ich dachte immer Jack London ware an Leberzirrhose gestorben,sprich haette sich totgesoffen,scheint es gibt da ja auch ganze andere Theorien.

Was ihre Meinung in regards to (Sorry mir fehlte der deutsche Begriff) Herman Melville,und E.Hemingway angeht,haben sie natuerlich recht,ich bin ueberrascht ueber einen Deutschen,der die amerikanische Literatur so gut kennt und versteht.
Apropos wer ist denn eine Frau Heidenreich ?
Ich hoffe sie gestatten eine persoehnliche Frage,wie schafft man es soviel zu lesen ?Sind sie Editor bei einem Buchverlag ?
Gibt es irgendwelche neuere deutsche Literatur,die sich zu lesen lohnt ?
Kurt Altherr
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Beitrag von Kurt Altherr »

Hallo Herr Math,

bezüglich neuerer deutscher Literatur, die sich zu lesen lohnt, empfehle ich Ihnen unbedingt den Roman "Leyla" von Feridun Zaimoglu, einem in Kiel lebenden deutsch-türkischen Autor, der in der Türkei geboren wurde, aber seit 35 Jahren in Deutshcland lebt und als sehr erfolgreicher Schriftsteller bezeichnet werden kann.

Gerade "Leyla" schildert in einer sehr intensiven Sprache die Schwierigkeiten einer Türkin in Deutschland. Integration ausländischer Menschen gerade aus dem islamischen Bereich ist zu dem ein sehr aktuelles Themen in unserem Land.

Viele Grüße
Kurt Altherr
Zuletzt geändert von Kurt Altherr am 26.7.2006, 15:56, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Eigentlich wollte ich auf den letzten Beitrag von Herrn Math nicht mehr antworten, da er (der Beitrag) mir zu unerfreulich plump daherkam, aber bitteschön, die letzten offenen Fragen will ich denn doch noch beantworten.

Dr. med. Rüdiger Dahlke ist Arzt für Naturheilkunde und Leiter des Heilkundezentrums Johanniskirchen. Er hält zahlreiche Vorträge, Seminare und Schulungen, publiziert zu esoterisch-philosophischen und politischen Themen wie zu Fragen der Psychosomatik.

Werkauswahl (wie oben zitiert nach Wikipedia):

Das spirituelle Lesebuch (mit Margit Dahlke). Knaur MensSana (TB), München 1996.

Habakuk und Hibbelig. Roman (eine Art esoterischer "Wilhelm Meister")

Aggression als Chance. München : Bertelsmann, 2003

Arbeitsbuch zur Mandala-Therapie

Bewusst Fasten

Frauen-Heil-Kunde (mit Margit Dahlke und Volker Zahn)

Krankheit als Sprache der Seele

Krankheit als Symbol. Handbuch der Psychosomatik

Krankheit als Weg (mit Thorwald Dethlefsen)

Lebenskrisen als Entwicklungschancen

Der Meditationsführer (mit Margit Dahlke)

Der Mensch und die Welt sind eins

Säulen der Gesundheit. Körperintelligenz durch Bewegung, Ernährung und Entspannung (mit Baldur Preiml und Franz Mühlbauer)

Das senkrechte Weltbild (mit Nicolaus Klein)

Die spirituelle Herausforderung. Eine Einführung in die zeitgenössische Esoterik (mit Margit Dahlke)

Woran krankt die Welt? Moderne Mythen gefährden unsere Zukunft

Die wunderbare Heilkraft des Atems (mit Andreas Neumann)

*

www.dahlke.at
(für gleichgesinnte Interessenten. Für Herrn Math eher nicht)

@Herrn Math
Ich bin keineswegs verbittert, wie Sie schreiben, sondern gehe nur mit offenen Augen durch die Welt und sehe, was Sache ist.

Dumpfer Antiamerikanismus ? Tatsachen, sonst nichts.

Elke Heidenreich ist eine seitens des ZDF geschickt ausgewählte Populär-Schriftstellerin, Kabarettistin und was weiß ich noch, die in betulich-gluckenhafter Manier eine Sendung in etwa nach dem Motto „Literatur für uns alle“ betreibt. Sie gibt sich auf eine mir persönlich schwer erträgliche Weise volkstümlich und ist offenbar allgemein durchaus beliebt.

Nein, ich bin kein Lektor. Daß Sie aufgrund der Tatsache, dass jemand ein paar Buchtitel erwähnt, auf eine solche merkwürdige Schlussfolgerung kommen, lässt mich denn doch wieder an den guten alten Spruch meiner Englisch-Lehrerin (indeed) denken, „Americans usually watch TV“.

In neuer deutscher Literatur kenne ich mich nicht aus. Was zu lesen sich lohnt, ist m.E. immer auch individuell sehr verschieden. Da Sie und ich nach meinen Eindrücken sozusagen auf verschiedenen Planeten zu sitzen scheinen, wäre jede Empfehlung auch vergeblich’ Liebesmüh’, und ich darf mich nunmehr auch mit freundlichen Grüßen von Kontinent zu Kontinent (Achtung Symbol) von Ihnen verabschieden.

;)
Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Vielen Dank fuer den Tip Herr Altherr,ich werde mir "Leyla" ueber meine deutsche Mutter besorgen lassen.Die Thematik vom Aufeinandertreffen zweier Kulturen fand ich schon immer interessant,da mich das auch selbst betrifft.

Herr Wick von Medizin verstehen sie nun leider nichts und der von ihnen angefuehrte Herr Dahlke ist ein Quacksalber.Man kann sich nicht alles anlesen,manchmal braucht man auch eine fundierte akademische Ausbildung.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Zurück zu Jack London. Die Erkenntnis, dass man es auch bei sogenannten gebildeten Menschen manchmal mit Ausbünden von Dummheit und Primitivität zu tun hat, mit denen zu kommunizieren sich einfach nicht lohnt, war auch eine der Enttäuschungen seines Lebens, die zu innerem Rückzug und Vereinsamung beitrug (eins der Kapitel in Andrew Sinclairs vorzüglicher Biographie trägt den Titel „Ekel“. London konnte, wie Kafkas Hungerkünstler, sozusagen nicht die rechte Speise finden hien iden).

Reputierte, wissenschaftlich ausgebildete Schul-Mediziner, die ihn sich mit Medikamenten voll stopfen ließen und ansonsten freilich hilf- und ahnungslos vor dieser wunderlichen Erscheinung standen, werden ihr Teil dazu beigetragen haben, dass er diese Welt vorzeitig verlassen hat. Die Schul-Medizin des 19. und 20. Jahrhunderts mit ihrer Nur-Symptom-Bekämpfung ist halt, vom Ansatz her, noch nicht wesentlich weiter als in der Steinzeit, und in einigen Jahrhunderten (falls der Planet es noch so lange macht) wird man auf den Wissensstand heutiger ausschließlicher, über den Tellerrand ihres begrenzten Horizonts hinausgehendes Wissen leugnender Schulmediziner zurückschauen als auf den von Barbaren, Ignoranten oder Idioten.

London war das Paradebeispiel eines Autodidakten, der sich, sozusagen, alles und jedes selbst beigebracht hat. Teils aufgrund eher ungünstiger äußerer Umstände, teils aus gesundem Misstrauen und der lebenslänglichen Erfahrung heraus, sich auf sich selber immer noch am besten verlassen zu können. Das führte dann, es ist nicht zu übersehen, gelegentlich zu so mancher Kuriosität oder auch Unreife in seinen Äußerungen, andererseits werde ich manchmal das Gefühl nicht los, dass er nichtsdestotrotz so manchen Wissenschaftler mehr oder weniger mühelos in die Tasche stecken konnte. Gelegentlich nach dem Prinzip des Gordischen Knotens. Es ist eben alles sehr relativ.
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Jack Londons Todesursache

Beitrag von FoxMulder »

Nur der Ordnung halber, und um Spekulationen vorzubeugen: Jack London starb an einer akuten Urämie (Harnvergiftung) in Folge einer chronischen Niereninsuffizienz.
Das entsprechende ärztliche Dokument, unterschrieben von 4 Ärzten, die eine ganze Nacht lang versucht hatten, Jack London aus dem urämischen Koma zu holen, liegt auf der Webseite www.jack-london.org als Faksimile bereit. Ich selbst kann für die Echtheit bürgen, da ich dieses Dokument im Jack London Museum in Glen Ellen, CA 1995 selbst eingesehen habe.

Aufgrund dieses Dokuments startete ich eine umfangreiche Recherche zu Jack Londons Tod, seinem Krankheitsbild und verschiedenen anderen Umständen, da mich die Darstellung in den meisten Lexika und Biographien ärgerte. Hier war stets notorisch von Selbstmord die Rede.

Diese Selbstmordlegende ist auf einen einzigen Urheber zurückzuführen, von welchem fast alle JL-Biographen, lexikalische Redaktionen und Bildungsmedien blind abgeschrieben haben: Irving Stone, dem ersten Biographen von Jack London. Irving Stone ist ein Spezialist für reisserisch aufgemachte Monographien und liest sich auch recht unterhaltsam. Seine Behauptung stützt sich einzig auf die Aussage eines Klatschreporters, der einige leere Phiolen Morphium sowie Atropinsulfat unter dem Bett herumliegen sah (was nicht weiter verwunderte, denn Jack London war an dieses Medikament gewöhnt).
Die Darstellung der Todesursache führte jedoch zu einem Rechtsstreit mit der Witwe JL's Charmian Kittredge-London, die Irving Stone gerichtlich untersagte, sein Buch "Biographie" zu nennen. Er musste es in eine "biographical Fiction" umklassifizieren.

Es gibt verschiedene Gründe, warum die Selbstmordlegende so eifrig und unkritisch aufgegriffen und verbreitet wurde, auch wider besseres Wissen.

- eine Legende verkauft sich nunmal besser als die schnöde Realität
- Jack London hat in seinem stark biographischen Roman "Martin Eden" sein "Alter Ego" aus Weltekel Selbstmord begehen lassen. Dies liess den Anschein zu, JL habe zeitlebens seinen Selbstmord geplant. Was sich auch durchaus nicht ausschliessen lässt - nur hatte er schlicht keine Gelegenheit mehr dazu, da ihm das Krankheitsgeschehen zuvor kam.
- Jack London war Mitglied in einem Club, der den Freitod als letzte und ehrenhafte Willenserklärung eines freien Individuums ins Zentrum der publizistischen Aktivitäten stellte. In diesem Club waren noch weitere bekannte Schriftsteller Mitglied, unter anderem Upton Sinclair, der langjährige Freund Jack Londons.
- die jahrelange Morphinabhängigkeit Jack Londons. Aufgrund seiner sehr schmerzhaften Nierenerkrankung verschrieb ihm sein Hausarzt Morphium, welches JL selbst anwendete (zusammen mit Atropinsulfat). Dies führte zu der Annahme, es könnte sich um eine "versehentliche" Überdosierung gehandelt haben. Tatsächlich fanden sich aber Zettel an seinem Bett, auf welchen JL seine Dosierung exakt berechnet hatte. Ferner gibt es eine breitangelegte Untersuchung über die Letalität von Morphium durch einen Biologen und Pharmazeuten aus Kanada, der diesen Fall zum Beispiel nahm, um zu erforschen, inwieweit es möglich ist,sich mit Morphin selbst zu töten. Er kam zu dem Ergebnis, dass es kaum möglich ist. Morphium ist definitiv das falsche Mittel, um aus dem Leben zu scheiden.

Es gibt noch ein ganze Reihe von Indizien, die eindeutig gegen die Selbstmordhypothese sprechen, wie zum Beispiel der Brief an seine Tochter und die Verabredung mit ihr für den nächsten Tag (er hatte seine Tochter Joan 5 jahre nicht gesehen), die exakten Pläne für die Ranch sowie die bevorstehende Vortragsreise nach NewYork. Es gab auch kein wie auch immer geartetes Ereignis, welches als Auslöser für einen derart spontanen Entschluss hätte herhalten können.

In einem Punkt muss ich meinem Vorredner Rodger Recht geben: hätten die Mediziner damals eine umfangreiche und ganzheitliche Anamnese vorgenommen, hätte sein Tod verhindert werden können. Moderne und aufgeschlossene Mediziner (die nun keineswegs zu Schröpfkugeln zurückkehren, nur weil sie das Krankheitsgeschehen global betrachten) sehen schon allein an der Fingerhaltung des Autors (auf Fotos deutlich zu erkennen) Hinweise auf Lupus. Ferner litt JL während seiner Weltreise an Maisaussatz, auch das ist eine Krankheit, welche unbedingt in eine vollständige Anamnese gehört. Die mangelnde Kompentenz der Ärzte hat also sicher sein übriges dazu beigetragen, den Krankheitsverlauf zu verschlimmern.

Noch eine Frage an einen anderen Vorredner. Sie haben den ausgebildeten Arzt Dr. Rüdiger Dahlke als "Quacksalber" diffamiert. Nun, Papier ist geduldig und eine schnell hingeworfene polemische Aussage enthält daher in sich noch keine Argumentation. Ich wäre dankbar, wenn ich ein paar überprüfbare Fakten bekäme, die Ihre Aussage untermauern, denn ansonsten muss ich diese Behauptung schlicht als irrelevant betrachten. Dafür sollte aber vielleicht ein weiterer Thread eröffnet werden, denn diese Diskussion ist ohnehin "out of topic".

Beste Grüsse aus Frankfurt
Fox Mulder
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Beitrag von Thomas Math »

Um JL Aerzte in Schutz zu nehmen,SLE (systemic lupus erythematodes)war damals ausgesprochen schwer zu diagnostizieren im uebrigen auch heute noch ,selbst mit einer ziemlich ausgereiften Diagnostik
Selbst wenn die richtige Diagnose gestellt wurde,eine Behandlung gab es nicht.Das Lupus eine Autoimmunerkrankung darstellt ,war unbekannt und auch wenn man es gewusst haette,wie man sie richtig haette behandeln sollen war damals voellig unklar.
Interessanterweise glaubte man lange Lupus und Tuberkulose waeren die gleiche Krankheit.
Das Morphin gegen die Schmerzen verschrieben wurde was standard of care.Viele Krankenheiten wurden mit dem beschraenkten Wissen der damaligen Zeit palliativ behandelt.Atropin benutzte man,um die Nebenwirkungen des Morphin zu lindern.
Apropos natuerlich kann man sich mit Morphin umbringen,zumindest wenn man es parenteral (in ein Gefaess spritzt) in einer hohen Dosis zufuehrt.
JL haette als jahreang Abhaengiger vermutlich eine enorme Dosis gebraucht,als guter Amerikaner haette er sich wohl eher erschossen.
Ob JL wirklich Lupus hatte werden wir allerdings nie wissen.
Apropos was ist den Maisaussatz ?
Als es dann zum akuten Nierenversagen kam,war alles zu spaet,das fuehrte damals unweigerlich zum Tode,da haetten auch 100 Aerzte um das Bett stehen koennen.Dialyse war unbekannt.
Ich glaube jedenfalls die Diskussion ueber die wahre Todesursache von JL ist nach ihrem informativen post beendet.


Was Dahlke angeht so empfehle ich seinen website aufzusuchen.Nicht eine einzige der Behandlungen,die da aufgefuehrt ist macht wissenschaftlich Sinn .Daher der "Quacksalber",war im uebrigen ernst nicht polemisch gemeint.

Wissenschaft verlangt,dass alle Thesen wissenschaftlich,das heisst experimentell oder nach rigorosen klinischen Versuchsreihen belegt oder auch verworfen werden kann .Wie gesagt nicht eine der Dahlke's Therapien wurde je bewiesen,Es ist in etwa so als jemand heute noch behaupten wuerde, die Erde ist eine Scheibe und als Argument sagen wuerde,wenn ich von meinem Balkon blicke, sehe ich eine Ebene und im uebrigen muesste man ja runterfallen wenn die Erde eine Kugel waere.
Um mal die Homoepathie rauszugreifen,die wurde im Lancet (einer der international angesehensten Fachzeitschriften) gerade umfassend mal wieder als Scharlatanerie widerlegt.
Das Dahlke einen Dr.med hat,besagt nichts,manche Aerzte verbreiten auch Unsinn wenn's die eigenen Taschen fuellt,was zutiefst unmoralisch ist.
Ausserdem gibt es auch schlichtweg dumme Aerzte.
Wie sagt man so schoen bei uns,how do you call someone who graduated in the bottom 10% of his medical school class ? Doctor !
Jeder erstzunehmende Arzt betrachtet einen Patienten als Menschen und nicht als Ansammlung von Organen.Was daher der Begriff ganzheitliche Medizin soll,ist mir unklar.
FoxMulder
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Beitrag von FoxMulder »

Sie fragten nach Mais-Aussatz (ich schreibe es mal auseinander, dann versteht man es besser). Der medizinische Name dieser Erkrankung lautet "Pellagra". Hier die Erklärung aus der Wikipedia:
"Pellagra ist eine Erkrankung, die durch Mangel an Vitamin B3 (Niacin) ausgelöst wird. Pellagra tritt auf, wenn die Nahrung hauptsächlich aus Mais oder Sorghumhirse besteht. Die dort vorliegende gebundene Form des Niacins (Niacytin) kann vom Körper nicht verwertet werden. Sie war vor Kenntnis der Zusammenhänge in armen Regionen Südeuropas und Amerikas weit verbreitet."

JL hatte jede Menge Getreide an Bord seiner Yacht "Snark" als er zu seiner Weltumsegelung aufbrach. Da er den Kurs über die Südsee nahm, hatte er monatelang auf See zu verbringen, ohne die Möglichkeit, frische Früchte aufzunehmen. Das führte zur erwähnten Erkrankung. Er musste deshalb in Sydney seine Reise abbrechen und in einem Krankenhaus monatelang behandelt werden, seine Reise, die ihn auch nach Europa führen sollte, hat er nie fortgesetzt (das Boot war sowieso Mist, lol). Es gibt aber ein sehr schönes Buch von ihm "die Fahrt der Snark", in welchem er diese letzte grosse Reise beschreibt.

In Alaska litt er (ebenfalls aufgrund Mangelernährung) an Skorbut. Ihm fielen damals die Schneidezähne aus, daher trug er den Rest seines Lebens eine Zahnprothese.

Skorbut, Pellagra, Lupus, dann Niereninsuffizienz - dazu noch gräßliche Ernährungs- und Lebensgewohnheiten (überwiegend Fleisch und das am liebsten fast roh, jede Menge Alkohol und Zigaretten, Arbeit bis zur Erschöpfung, seelischer Stress durch ewige Finanzprobleme und eine am Schluss völlig asexuelle Kameradschaftsehe). Es ist ein Wunder, daß er überhaupt 40 geworden ist.

Ich kreide den damaligen Ärzten den Tod JL's nicht an, sicher haben sie das zu ihrer Zeit mögliche getan, daran besteht für mich kein Zweifel. Ich hatte dieses Beispiel auch nicht als Anklage gegen die damaligen Ärzte verwendet, sondern im Hinblick auf die heutigen Möglichkeiten.

Ich kenne viele Ärzte, die durchaus "ganzheitlich behandeln", d.h. eben nicht einseitig medikamentös sondern den ganzen Menschen betrachtend. Trotzdem leidet die moderne Medizin überwiegend an einer gewissen "Betriebsblindheit", was die Wirksamkeit ungewöhnlicher oder "rein wissenschaftlich" noch nicht "abgesicherter" Methoden angeht. Manche Ideen sind durchaus richtig aber zum Zeitpunkt ihrer Entstehung noch nicht beweisbar (Albert Einsteins Theorie der Raumkrümmung war auch nur auf dem Papier existent und wurde erst in den 50er Jahren anhand der panamesischen Sonnenfinsternis restlos "bewiesen").

Ich vermute, daß auch Sie ein Opfer Ihrer eigenen Ausbildung sind. An Universitäten und Akademien herrscht allgemein ein Geist dem den man als "strukturellen Autismus" bezeichnen könnte - eine Geisteshaltung, die sich ausschliesslich auf etablierte Methoden fokussiert. Die Arroganz wird also anerzogen. Zum Glück gibts immer wieder renitente Geister, die von der Allgemeinheit verlacht werden. Aber ohne sie hätten wir heute noch keine CD-Player.
:-)

Ich gehe nicht weiter auf Dahlke ein, aber den Begriff "Quacksalber" würde ich schon aus Höflichkeit nicht verwenden. Jedenfalls dann nicht, wenn ich eine ernsthafte Auseinandersetzung wünsche und vielleicht sogar etwas dazulernen will. Wenn ich einfach nur Recht behalten möchte oder andere "in den Sack hauen", dann ist er allerdings nützlich, wenn auch nicht in diesem Forum.

Homöpathie: ich war lange Zeit Ihrer Meinung. Aber nicht, weil das in einem klugen Magazin gestanden hat, sondern weil es mir unsinnig erschien, dass ein Präparat ohne jeden Wirkstoff noch eine Wirkung haben sollte (ausser der oft zitierten Placebo-Wirkung). Ab D4 enthält ein homöopathisches Präparat nämlich keinerlei Restmoleküle des urprünglichen Subtrats mehr. Bis ich mich mit mit Kernspin beschäftigte. Offensichtlich ist der Spin der Wasserstoffatomkerne nach der homöpathischen Behandlung verändert - leider lässt sich dies heute noch nicht beweisen, da müssen wir noch auf die nächste "Sonnenfinsternis" der medizinschen Forschung warten.
:-)

Akupunktur galt auch jahrzehntelang als absoluter Humbug, zumindest unter der traditionellen Ärtzeschaft. Heute praktizieren es die Ärzte selbst, mit grossem Erfolg!

Nach wie vor halte ich mich an einen medizinischen Grundsatz, der mir während meiner Ausbildung eingebleut wurde wie kein zweiter:

"Wer heilt, hat Recht!"
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Beitrag von Thomas Math »

Pellagra habe ich mal waehrend eines Aufenthalts in Honduras gesehen.Es kommt tatsaechlich dazu, wenn nur Mais isst,da Mais kein Niacin enthaelt,deshalb wird Mais in armen lateinamerikanischen Laendern mit Bohnen kombiniert.
Also ich muss sagen ihre Informationen ueber JL sind einmalig,da spare ich mir jede Biografie.

Ueber nicht wissenschaftliche Heiler brauchen wir nicht weiter zu diskutieren.
Mit der unwissenschaftlichen Heilkunde ist es wie mit jeder Religion,man glaubt daran oder nicht..Ich bevorzuge das Wissen nicht Glauben.
Einsteins Theorien machten im uebrigen bereits logisch Sinn.
Auch der CD player wurde auf strikt wissenschaftlicher Grundlage entwickelt,auch wenn das durch einen Aussenseiter geschah.
Ein MRI bringt grob gesagt tatsaechlich die Wasserstoffatome zum Schwingen,durch ein starkes Magnetfeld (ganz klar innerhalb den Gesetzen der Physik),wie das die abstruse jedes Naturgesetz verleugnende Homoeopathie erklaeren soll,ist mir schleierhaft.

Im Uebrigen schaetzt man,dass fast 30 % aller Patienten,die einen Arzt aufzusuchen mehr oder weniger an psychischen Problemen leiden,da hilft natuerlich der in aller Regel der aufmerksame "ganzheitliche" Arzt.
Unterschaetzen sie nicht den weit verbreiteten Placeboeffekt auf dem fast alle nicht wissenschaftlichen Heilmethoden beruhen und auch nicht die Potenz der Natur sich selbst zu heilen.
Wer heilt hat nicht immer recht,sondern nur wer auch beweisen kann,dess ER geheilt hat.
Es stimmt schon,dass ich lange Jahre innerhalb der akademischen Medizin gearbeitert habe,aber das hat mich nicht betriebsblind gemacht sondern kritisch irgendwelchen absurden Behauptungen gegenueber.

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