Endlich Wohlgschaft Biographie erschienen

[markus]

Ich als Pazifist habe meine Frau schonmal im Streit angeschrien. Bin ich jetzt auch unglaubwürdig?

[Doro]

Ich als Pazifist habe meine Frau schonmal im Streit angeschrien. Bin ich jetzt auch unglaubwürdig?

Aber Latürnich!!!

Außer... hat Sie zurückgeschrien? Dann gibt's mildernde Umstände!

[Hermann Wohlgschaft]

Woher wissen Sie, Herr Math, so genau, wie Karl May seine Ehefrau Emma behandelt hat? Waren Sie dabei? Wie kommen Sie dazu, Karl May einen Schuft zu nennen? Haben Sie sich wirklich mit seiner Vita so eingehend befasst, dass Sie das zu einer derartigen Verurteilung berechtigt?

Und woher wissen Sie, dass zwischen Karl May, Emma Pollmer und Klara Plöhn eine (sexuelle) Dreiecksbeziehung bestand? Das ist lediglich eine - unbewiesene - Hypothese des ansonsten von mir sehr hoch geschätzten Walter Ilmer!

[markus]

... hat Sie zurückgeschrien?

Würde mich wundern wenn nicht.

[Thomas Math]

Markus wie so oft zieht alles ins Laecherliche.Mays Verhalten ging ueber ein bischen Ehestreit hinaus.
Im uebrigen glaube ich das es ganz wenige echte Pazifisten gibt und das fast jeder wenn er in eine Situation kommt,die solches verlangt auch bereit ist Gewalt anzuwenden und zu toeten.Unser Ueberlebensinstibkt is staerker als all die pazifistische Philosophie.

Ich habe nicht sexuelle Dreiecksbeziehung gesagt,aber wenn ich das lese muss ich zugeben es wuerde schon Sinn machen,May hat sein alte Frau schon ziemlich schnell mit Ehefrau Nr.2 ersetzt,da kann man eine gewisse Intimitaet der beiden schon vorraussetzen.

[rodger]

UND, welche Rolle spielt das Klärchen??

Meines Wissens hatte Klara mit Emma ein sexuelles Verhältnis (das geht offenbar aus Tagebucheinträgen, die bisher nur auszugsweise veröffentlicht sind, eindeutig hervor. Einige 'Auserwählte' hatten bereits Einblick in die Dokumente, auf die Veröffentlichung warten wir noch) und hat Karl im Laufe der Zeit gegen Emma ausgespielt. DASS die beiden auseinander gingen, ist völlig richtig und in Ordnung, DIE ART UND WEISE, WIE DAS GESCHAH, und wie man anschließend miteinander umging, ist für mein Empfinden sozusagen schäbig ohne Ende. Walther Ilmer hat da eine großartige Formulierung gefunden, für mich einer der Sätze, die einen nicht mehr loslassen.

›Gebt Liebe nur, gebt Liebe nur allein‹ durchzieht als Motto die ganze Erzählung. Wieder und wieder läßt May sein von diesen Worten getragenes Gedicht im Text erscheinen, wird nicht müde, es den Menschen auf Erden ans Herz zu legen. Er selbst gab keine Liebe. Er gab Täuschung, Betrug, Verrat. Im Manuskript war er der Biedermann, der Vermittler einer alles Irdische wohlgefällig einenden Philosophie; wenn er in den Spiegel sah, starrte ihm der ›Kupferstecher Hermes‹ entgegen, der im Angesicht der Leipziger Thomaskirche, dem Wahrzeichen der Gottesmacht, schimpfliche Büberei beging an arglosen Mitmenschen.

Zum Ausgleich (aus dem gleichen Text) dieses:

Für mich steht er im Zwielicht. Sein Leben lang war er ein in sich Zerrissener, Gespaltener. Das hat er nie überwunden. […]
Das Zwielicht aber schimmert nicht nur am Ende des Tages vor dem Herabsinken der Nacht. Es schimmert auch, gerade ehe die Sonne sich anschickt, uns alle mit neuem Licht zu beschenken. Und Sonne hat Karl May reichlich hineingetragen in unser Leben. In ihr und in Frieden möge er ruhen.

(Herr Bartsch klärte mich seinerzeit, ich glaube es war in diesem Forum, darüber auf, daß Ilmer sich mit seinem Vortrag auf der Bus-Rückfahrt einigen Ärger seitens anderer Tagungs-Teilnehmer eingehandelt habe. Da sage ich mir, nun gut, na und, das spricht nicht für die Leute bzw. hat keinerlei Überzeugungseffekt ... gut daß ich mich solchen Erscheinungen nicht aussetzen muß und um solche Zusammenkünfte besser einen Bogen mache. Die Leute haben es halt manchmal offenbar lieber nur schwarz oder nur weiß …)

[Doro]

Meines Wissens hatte Klara mit Emma ein sexuelles Verhältnis (das geht offenbar aus Tagebucheinträgen, die bisher nur auszugsweise veröffentlicht sind, eindeutig hervor. Einige 'Auserwählte' hatten bereits Einblick in die Dokumente, auf die Veröffentlichung warten wir noch) und hat Karl im Laufe der Zeit gegen Emma ausgespielt.

Wenn das Wiki nur einigermaßen richtig ist, dann vermittelt es genau diesen Eindruck.

[Hermann Wohlgschaft]

Nur beiläufig: Herr Math scheint zu meinen, dass sich, was den ›Pazifismus‹ (ein ohnehin missverständliches Wort) betrifft, bei Karl May um 1900 ein radikaler Wandel vollzogen hätte. Das kann man so nicht sagen. Es geht nur um Akzentverschiebungen. Auch schon vor 1900 hat May den Frieden und die Gewaltlosigkeit dem Krieg und der Gewaltanwendung vorgezogen. Und schon in Frühwerken aus den Jahren 1875/76 (›Geographische Predigten‹, ›Das Buch der Liebe‹) sind, sehr deutlich sogar, pazifistische (d. h. den Krieg prinzipiell ablehnende) Tendenzen erkennbar.

[Rene Grießbach]

UND, welche Rolle spielt das Klärchen??

Ich denke auch, genau DAS ist in der ganzen Angelegenheit Karl - Emma - Klara eine wesentliche Kernfrage, die aufzulösen nach mehr als hundert Jahren (fast) umöglich sein dürfte.
(eine Frage, die für mich auch nach mehrfacher Lektüre der "Wohlgschaft-Biografie" nach wie vor nicht klar ist. (nich übelnehmen, Herr Wohlgschaft )

Meine persönliche Meinung bzw. Eindruck ist, dass Klara nach Richard Plöhns Tod bzw. nach Überwindung des Trauerschmerzes ganz gezielt darauf hinarbeitete, Karl für sich zu gewinnen und Emma zu verdrängen.
Ob es bei ihr in erster Linie das Interesse an Karl als MANN war oder ob sie weitaus größeres Interesse daran hatte , die Gattin eines berühmten Schriftstellers zu sein, sich mit dem "Markennamen "May"" sozusagen zu schmücken, die den großen Altersunterschied mal eben als notwendiges Übel in Kauf nimmt, darüber kann höchtens spekuliert werden.
Karl May dürfte sich vor allem geschmeichelt gefüht haben, dass eine bedeutend jüngere Frau einen etwa 60-jährigen haben will. Das sein verhalten Emma gegenüber alles andere als in Ordnung war, steht dabei außer Frage.

Letztlich hat sich, das entnahm ich auch der "Wohlgschaft-Biografie", Klara gegenüber Emma unglaublich falsch verhalten. Gab sich als Freundin, möglicherweise sogar als mehr als das, solange Karl noch mehr oder weniger stark am Emma hing. Arbeitete in meinen Augen gleichzeitig gezielt auf die Entzweiung der beiden hin. Nach oder noch wäührend der Trennung wiederum hinterging sie Karl, indem sie heimlich mit Emma korrespondierte.

In der Analyse verschiedener Gedichte der "Pilgerreise ins Morgenland" jedenfalls stellt - hier kann ich nur aus der Erinnerung wiedergeben - die Biografie ja heraus, dass das eine oder andere Gedicht darauf abzielt, Emma noch festzuhalten, die Ehe zu retten (für May war die Ehe ein Sakrament, heißt es ungefähr in der Biografie), gleichzeitig stellen andere Gedichte bereits mehr oder weniger klare Liebeserklärungen an Klara dar. Karl May war also zu der zeit der Orientreise ein Mann, der zwischen zwei Frauen hin und her gerissen war.

Klara war (in meinen Augen) nur "gerissen" ...

[markus]

Markus wie so oft zieht alles ins Laecherliche.

Nein, keine Sorge, alles nicht, nur Ihre Argumente.

[Hermann Wohlgschaft]

Zu Klaras Tagebuch. Dieser Text liegt mir vollständig vor, ich kannte ihn auch schon zur Zeit der Abfassung meiner drei May-Bände. Dass es zwischen Karl und Klara vor 1903 eine sexuelle Beziehung gab, geht aus dem Tagebuch (das ich sehr gründlich gelesen habe) keineswegs hervor, eher im Gegenteil.

[rodger]

Aber zwischen Klara und Emma, das geht ja schon einigermaßen deutlich aus dem Wolff-Jahrbuch hervor (für die 'Nichtlateiner': es gab ein Jahrbuch der KMG, das nahezu ausschließlich aus einer Arbeit von Gabriele Wolff bestand, und darin ging es um Emma Pollmer).

[Hermann Wohlgschaft]

Ja, das ist richtig. Zwischen Klara und Emma gab es - vermutlich sogar noch NACH der Scheidung Karls von Emma - höchstwahrscheinlich eine intime Beziehung.

[Rene Grießbach]

... übrigens zu Karl und Emma:
die von ihm in mehreren autobiografischen und Prozess-Schriften benannten "Pollmerschen Dämonen" sind für mich nichts anderes als üble Nachrede. (Ich weiß nicht, ob seine Prozesdsgegner das übersehen haben oder ob es damals "üble Nachrede" im Strafgesetzbuch noch nicht gab)

Die ebenso - u.a. am Ende der "Psycholpgischen Studie" behauptete Kraft der Hypnose Emmas, die diese gegenüber Klara angewendet haben soll, halte ich für Einbildung ODER Äußerung eines schlechten Gewissens des Schriftstellers gegenüber seiner ersten Ehefrau.

[Hermann Wohlgschaft]

Zu René Griesbach:

Sie haben völlig Recht. Was Karl - Emma - Klara betrifft, gibt es sehr viele offene Fragen. Wir alle wissen viel zu wenig, um uns hier ein abschließendes Urteil (oder gar eine Ver-urteilung à la Th. M.) anmaßen zu können.

Es ist auch gut, dass wir nicht alles wissen. Mit Verlaub gesagt: Die letzten Geheimnisse zwischen Karl, Emma und Klara gehen niemand etwas an.