Es geht um Prioritäten. Oft ist die Angst vor der Umstellung nur deshalb da, weil man das Neue noch nicht so richtig kennt, vor allem nicht seine Vorteile.rodger hat geschrieben:Also: ohne Notieren mag ich auch nicht, aber zum Lesen soll (muß) es schon ein Buch sein.
Die Haltung gegenüber E-Büchern ist heute wohl bei vielen nicht unähnlich jener, die üblich war, als das Automobil die Pferde als die bevorzugte Beförderungsmethode ersetzte. Auch da mochte vielleicht mancher sagen: „In einem Auto reisen, das ist keine wirkliche Fahrt! Das ist alles so künstlich und ‚industriell‘, da hat man keinen richtigen Spaß daran, es fehlt doch dieses Gefühl des Pferderückens zwischen den Schenkeln!“ („Ach, wie schön und unersetzlich [?] es doch ist, das papierne Buch anzufassen und daran zu riechen!“)
Es geht um Prioritäten und das wertvollste Kapital im menschlichen Leben ist wohl die Zeit. Wenn uns elektronische Bücher ermöglichen, eine größere Anzahl von Büchern zu lesen, als wir es auf Papier tun könnten, dürfte bereits dieser eine Grund ausreichen, um das digitale Format statt dem Papierbuch zu wählen.
Ich lese äußerst langsam und gründlich — und da hilft mir, da ich nun mal so ein extrem langsamer Leser bin, dass mir das digitale Format wenigstens die mit dem Lesen verbundenen Nebentätigkeiten erstaunlich erleichtert und die dafür notwendige Zeit radikal verkürzt. Denn es ist nur allzu realistisch, dass man früher stirbt, bevor man alle Bücher gelesen hat, die man schon immer lesen wollte...
(Das hat glaube ich der über 80-jährige Ingmar Bergman mal gesagt, als er gefragt wurde, was er denn in solch hohem Alter eigentlich den ganzen Tag so tut: „Ja was denn, ich les all die Bücher, für deren Lektüre ich seit Jahrzehnten die nötige Zeit nicht finden konnte!“)