Karl May auf dem iPhone

markus
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von markus »

Guten Abend,

da der Forenteilnehmer Faterson so auf das E-Book schwört, hier ein kurzer Kommentar aus der WAZ anläßlich der Leipziger Buchmesse :wink: :
Lesen - eine sinnliche Lust

Politik, 14.10.2008, Von Rolf Potthoff

Werden wir eines Tages Goethe, Shaw, Joyce oder Miller im Media Markt kaufen müssen, neben PCs, USB-Sticks und iPods? Werden Buchmessen zu kalten Info-Ständen verkümmern, ohne Bücher, nur mit Internetlinks auf 180 000 Titel oder mehr?

Das E-Book, das elektronische Buch, ist im Kommen, flüstert es bei der Frankfurter Buchmesse in allen Gängen. Sollte dieses Kunststoffgerät tatsächlich die Zukunft des Lesens sein? Man muss nicht pathetisch von Kulturbruch sprechen, um zu spüren, was man verlöre.

Die Auswahl eines Buches, das Blättern, das Fühlen des - vielleicht - ledernen Einbandes: Ein Buch ist in jeder Hinsicht des Wortes "begreifbar", das Lesen darin eine sinnliche Lust. Bücher erzählen Familiengeschichte, so man Titel bewahrte, die einst ein Vorfahre erwarb. Bücher sind Teil der eigenen Geschichte, so das Buch, das man mit Widmung dem Freund, der Liebsten bedeutungsschwer gab. Das Buch ist ein ästhetischer Genuss, den man sich in der gediegenen atmosphärischen Dichte einer guten Buchhandlung gönnte.

Wirkt dagegen so eine E-Kiste nicht minderbemittelt, emotional arm?
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Faterson
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von Faterson »

Rolf Potthoff hat geschrieben:Wirkt dagegen so eine E-Kiste nicht minderbemittelt, emotional arm?
Nein, keineswegs. Eher das Gegenteil. Aber das haben wir ja im Verlauf dieses Diskussionsthemas bereits x-mal diskutiert, wir müssen es nicht nochmals aufwärmen. Herr Potthoff schreibt nichts Neues, immer nur das Alte, was hier bereits mehrmals erwähnt wurde („das sinnliche Gefühl des wogenden Pferderückens zwischen den Schenkeln im Gegensatz zur minderbemittelten, emotional armen Autofahrt“ usw. usf.). :roll:
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markus
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von markus »

Faterson hat geschrieben:(„das sinnliche Gefühl des wogenden Pferderückens zwischen den Schenkeln im Gegensatz zur minderbemittelten, emotional armen Autofahrt“ usw. usf.). :roll:
Da, wie ich glaube, heutzutage die wenigsten je ein Pferd geritten haben, aber eher am Steuer eines PKW´s sitzen, hinkt der Vergleich ein wenig.
Und doch würde ich mal behaupten ist es eleganter und auch ästhetischer ein Pferd zu reiten, als ins Auto zu steigen und davon zu fahren. Das kann jeder (naja fast jeder :mrgreen: )
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Faterson
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von Faterson »

Mir gehts nicht darum, was eleganter ist, sondern darum, was mir ermöglicht, den größtmöglichen Genuss vom Lesen der Literatur zu schöpfen. Und das sind eindeutig elektronische, nicht papierne Bücher — die Gründe dafür wurden bereits in allen Einzelheiten auf den vorherigen Seiten dieses Diskussionsthemas dargelegt. Bild
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giesbert
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von giesbert »

Lassen wir mal die emotionalen Aspekte außen vor (ohne sie gering zu schätzen) - ein Buch hat auch ohne diese meinethalben sentimentalen Aspekte die Nase vorn:
Das Buch hat noch ein langes Leben vor sich. Nicht nur, wie in diesen Tagen vielerorts zu lesen ist, weil Papier so schön raschelt, nicht wegen Goldschnitt, Ledereinbänden, charmanten Buchhändlerinnen und haptischen Qualitäten. Sondern weil es keinen Strom braucht, nicht kaputtgeht, wenig kostet, einfach zu bedienen ist - und ohne Hilfsmittel perfekt funktioniert.
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1 ... 06,00.html
Anders gesagt: Ein gedrucktes Buch ist (für Leser) einfach ungleich praktischer als ein digitales. Das, natürlich, seine Meriten hat - die aber alles in allem weißgott nicht hinreichen, den Druck zu ersetzen oder gar obsolet werden zu lassen.
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Faterson
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Digitalbücher sind praktischer als Papierbücher

Beitrag von Faterson »

giesbert hat geschrieben:Ein gedrucktes Buch ist (für Leser) einfach ungleich praktischer als ein digitales.
Nein, keineswegs. Ich bin auch ein Leser — das ist kein emotionales, sondern völlig rationales Argument — und ich wiederhole es: ein papiernes Buch ist ungleich unpraktischer als das digitale Buch.

Buch vor dem Einschlafen lesen :?: Kein Problem mit einem E-Buch: es beleuchtet sich selbst, egal, in welcher Richtung man gerade liegen möchte; ein Handy hält sich viel besser in der Hand als das große Papierbuch. Und die Selbstbeleuchtung ist so gering, dass man sogar im Ehebett in Dunkelheit ein elektronisches Buch lesen kann, ohne dass es die Ehefrau stört.

Notizen im Buch machen :?: Auf Papier geht das nicht recht, die Räume sind eng und klein (im elektronischen Buch dagegen völlig unbegrenzt), bei papiernem Buch braucht man auch noch einen zusätzlichen Stift und das Buch sieht danach häßlich aus. (Wenn es auch noch ein geliehenes Buch ist, darf man darin überhaupt keine Notizen machen.)

Passagen im nachts gelesenen Buch mit verschiedenen Farben markieren, um sie dann morgens auf dem großen Computer verarbeiten zu können :?: Geht mit einem Papierbuch überhaupt nicht. Auch für das bloße Markieren von Passagen bräuchte man einen zusätzlichen Stift, für verschiedene Farben verschiedene Stifte; und das Ergebnis wäre alles andere als übersichtlich, könnte weder auf den großen Computer übertragen noch an andere Leser zugeschickt werden.

Was ist also ungleich praktischer :?: Das elektronische Buch, gar keine Frage. 8) (Und das waren nur 3 Beispiele in einer Reihe von ähnlichen Argumenten, siehe die vorherigen Seiten dieses Diskussionsthemas.)
Der Spiegel hat geschrieben:Sondern weil es keinen Strom braucht, nicht kaputtgeht, wenig kostet, einfach zu bedienen ist - und ohne Hilfsmittel perfekt funktioniert.
Das ist reaktionärer Quatsch! :lol: Mit denselben Pseudo-Argumenten könnte man die Benutzung von Autos anfechten und für die Rückkehr zu Pferdekutschen (oder gar zum bloßen Fußmarsch) plädieren. (Und es gibt tatsächlich Sekten, die ähnlich argumentieren.) Ich sage euch: mein Handy braucht keinen Strom, es geht nicht kaputt, es kostet — ein radikaler Unterschied zum Papierbuch :!:überhaupt nichts (denn ich hatte es ja als ein Handy, nicht als ein Buch gekauft), die gesamte Literatur aller Weltsprachen liegt mir auf der Hand (was ist ungleich praktischer?), kombiniert mit allen Wörterbüchern und Enzyklopädien aller Weltsprachen, ohne, dass ich vom Stuhl/Sessel/Bett aufstehen oder auch nur eine zusätzliche Bewegung machen muss (was ist ungleich praktischer?), das Handy ist einfach zu bedienen: ein Klick öffnet das elektronische Buch, ein weiterer Klick blättert nach vorne oder rückwärts, und das Handy funktioniert auch ohne Hilfsmittel perfekt.

So kann man eines nach dem anderen die vermeintlichen Gegenargumente leicht widerlegen.

Natürlich respektiere ich voll und ganz, wenn aus persönlichen Gründen (die Gewohnheit wird das durchschlagende Argument sein, denn „Menschen sind Gewohnheitstiere“, auch wenn dies nicht jedem so bewusst ist) das Papierbuch dem Digitalbuch von vielen Menschen noch vorgezogen wird. Doch die hier zitierten Argumente und ihre tausendfachen Variationen sind einfach Quatsch, das muss man klar festhalten. Bild
Zuletzt geändert von Faterson am 17.10.2008, 11:37, insgesamt 4-mal geändert.
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rodger
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von rodger »

Du siehst so, wir sehen es anders,
die Gründe dafür wurden bereits in allen Einzelheiten auf den vorherigen Seiten dieses Diskussionsthemas dargelegt.
('das Karussell geht immer immer rundherum ...')

objektive Wahrheit gibt es nicht, jeder 'tickt' anders, hat seine eigene Wahrnehmung. Kommunikation im Sinne von wirklichem Austausch findet grundsätzlich nur eingeschränkt statt, immer dann, wenn es 'Andockpunkte' gibt. Passiert leider nicht allzuoft.

:wink:
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Faterson
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Objektive Wahrheit

Beitrag von Faterson »

rodger hat geschrieben:objektive Wahrheit gibt es nicht, jeder 'tickt' anders, hat seine eigene Wahrnehmung.
Objektive Wahrheit gibt es schon: 2 x 2 = 4, 3 x 3 = 9.

Es gibt ein noch schöneres Beispiel: die objektive Wahrheit ist wie ein hoher Berg mit einer Bergspitze, inmitten einer Ebene stehend, und zu diesem Berg nun nähern sich verschiedene Menschen von verschiedenen Seiten.

Jeder von jenen, die sich dem Berg nähern, wird die Bergspitze ein bisschen anders wahrnehmen, der Blickwinkel wird etwas anders sein, schon deshalb, weil die Sonne ja den Berg von einer bestimmten Seite beleuchtet, das Schattenspiel von jeder Seite deshalb ein bisschen anders ausschaut usw.

Aber nur deswegen, weil jeder die Bergspitze (objektive Wahrheit) anders wahrnimmt, soll man nicht den kapitalen (und sehr häufigen) Fehler machen und behaupten, dass der Berg und die Bergspitze (objektive Wahrheit) an sich überhaupt nicht existieren :!: Sie existieren schon, aber jeder nimmt sie anders wahr.

So auch mit dem Papier- und Digitalbuch, und da hast du völlig recht: jeder Leser hat seine eigene Präferenz. Mehr kann man dazu nicht sagen. Ich sage bloß voraus, dass sich im Verlauf von Jahrzehnten und Jahrhunderten das Digitalbuch auf Kosten des Papierbuchs immer mehr wird durchsetzen können. Wir werden ja gemeinsam beobachten können, wie die Sache sich in den nächsten Jahren und Jahrzehnten etwickelt. Bild
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von rodger »

Die Ringparabel wollen wir auch nicht vergessen bei dem Vergleich ..

:wink:

Daß die Entwicklung dahin gehen wird, daß sich das E-Book mehr und mehr durchsetzt, bezweifle ich überhaupt nicht. Und ich habe auch überhaupt nichts dagegen. Ich habe auch nichts gegen Kreditkarten, Onlinebanking usw., aber ich selber benutze das alles nicht. Geschmackssache, weiter nichts.
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von rodger »

Und das mit 2x2 und 3x3 usw. hatten wir auch schon mal hier, Gedächtnis + Suchfunktion ergeben
Rüdiger alias rodger hat geschrieben: 2 x 2 = 4 ? Es gibt einen wunderbaren plattdeutschen Spruch, den ich unentwegt bestätigt finde, er lautet in etwa (keine Haftung für korrekte Schreibweise) Een Buer is een Beest, twee Buern sind dree Beester.

Soviel zur Mathematik.
:mrgreen:
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Re: Objektive Wahrheit

Beitrag von Helmut »

Faterson hat geschrieben:
rodger hat geschrieben:objektive Wahrheit gibt es nicht, jeder 'tickt' anders, hat seine eigene Wahrnehmung.
Objektive Wahrheit gibt es schon: 2 x 2 = 4, 3 x 3 = 9.
Nicht einmal das ist korrekt. Denn um das schreiben zu können und als "richtig anzuerkennen", gehört eine ziemliche Anzahl von Schreibweisen, Abstraktionen u.ä. dazu, die man "intersubjektiv" als vereinbart voraussetzen muss.
D.h. man kann bestenfalls von "intersubjektiven Wahrheiten" sprechen, "objektive Wahrheiten" sind visionäre Illusionen (, weshalb es solche auch bei manchen Religionsgemeinschaften gibt).

Bei diesen e-books besteht natürlich die Gefahr, die auch bei der Musik eingetreten ist, d.h. irgendwann bezahlt niemand noch etwas für Literatur. Und dies wird dann auch hier wieder zu einer "Verflachung" führen, und Karl May wird als einer der ersten verschwunden sein.

Helmut
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rodger
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von rodger »

Eines Tages wird es Ravels Bolero (u.a.) nur noch in der Fassung von André Rieu geben (d.h., vielleicht kann man dann noch im Komponisten-Museum in Hintertupfingen Einspielungen von so Leuten wie Karajan, Böhm usw. bestellen). Teilweise auch ganz nett, aber eigentlich nicht Ravel …

Aber die Öffentlichkeitsarbeit wird funktionieren, Rieu hier, Rieu dort, gefüllte Hallen allerorten, CDs, Videos, was will man mehr. Da werden doch auch die Querulanten irgendwann zum Schweigen kommen.

:wink:
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von giesbert »

(Kulturpessimismus ist langweilig.)
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Re: Karl May auf dem iPhone

Beitrag von rodger »

Wo bleibt das Positive, Herr Kästner ?

Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt …
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Faterson
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Re: Objektive Wahrheit

Beitrag von Faterson »

Helmut hat geschrieben:D.h. man kann bestenfalls von "intersubjektiven Wahrheiten" sprechen, "objektive Wahrheiten" sind visionäre Illusionen (, weshalb es solche auch bei manchen Religionsgemeinschaften gibt).
Nein. Ich bestehe nicht auf dem Termin objektive Wahrheit, den ja Rodger in diese Diskussion eingeführt hat.

Es geht mir grundsätzlich um die Ablehnung der modernen (und einfältigen sowie bereits abgedroschenen) These: „Nichts ist wahr“, „Wahrheit existiert nicht“ und wie alle ihre Varianten noch lauten können. Diese These ist falsch, wie es 2 x 2 = 4, 3 x 3 = 9 und das Bergbeispiel belegen.

Wahrheit ist nicht vollständig und vorurteilslos erkennbar/beweisbar — das wäre schon eine ganz andere, intelligente These, mit der man einverstanden sein kann.
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