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Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 22.10.2016, 17:11
von rodger
Das letzte Lied der Nachtigall ist verklungen; schief und schiefer fallen die Strahlen der Sonne; leer wird's auf Feld und Flur
... und man muß sich durchs Jahrbuch der KMG lesen ... :D

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 9:22
von mugwort
rodger hat geschrieben:
Das letzte Lied der Nachtigall ist verklungen; schief und schiefer fallen die Strahlen der Sonne; leer wird's auf Feld und Flur
... und man muß sich durchs Jahrbuch der KMG lesen ... :D
So schlimm? Ich komme hier grade zur gar nichts (deshalb auch mein abruptes und weitgehendes Forumsschweigen ;-)) und konnte in das Jahrbuch nur kurz reingucken. Das Foto auf der esten Seite ist jedenfalls schon mal köstlich. Seriöse Herren und Damen in Anzug und Kleid in so alberner Stimmung und Pose, herrlich.

Eilige Grüße, bis bald
mugwort

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 11:54
von Helmut
rodger hat geschrieben:
Das letzte Lied der Nachtigall ist verklungen; schief und schiefer fallen die Strahlen der Sonne; leer wird's auf Feld und Flur
... und man muß sich durchs Jahrbuch der KMG lesen ... :D
Einen Scheiß muss ich :lol:
(Tommy Jaud)

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 11:58
von rodger
mugwort hat geschrieben: So schlimm?
"Schlimm" nun auch wieder nicht, nervig halt ...

(mehr dazu vielleicht morgen oder heute abend. Oder auch nicht.)
mugwort hat geschrieben: Das Foto [...] köstlich. [...] herrlich.
So sieht jeder was anderes ... (Nicht wahr, Herr Knaak ...)

Ich sah nur Mays Augen und dachte [einmal mehr ... wie auch bei anderen Fotos ...], doch ein recht "abfuckter" Hund ... vielleicht doch noch unglaubwürdiger als früher meinerseits gedacht ... 8)

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 12:27
von mugwort
rodger hat geschrieben:
mugwort hat geschrieben: So schlimm?
"Schlimm" nun auch wieder nicht, nervig halt ...

(mehr dazu vielleicht morgen oder heute abend. Oder auch nicht.)
mugwort hat geschrieben: Das Foto [...] köstlich. [...] herrlich.
So sieht jeder was anderes ... (Nicht wahr, Herr Knaak ...)

Ich sah nur Mays Augen und dachte [einmal mehr ... wie auch bei anderen Fotos ...], doch ein recht "abfuckter" Hund ... vielleicht doch noch unglaubwürdiger als früher meinerseits gedacht ... 8)
"Orgien, wir wollen Orgien!" (irgendwo bei Asterix) - sei es ihm von Herzen gegönnt. Wenn er sich schon selbst nicht mochte, durfte er doch wenigstens ab und zu mal seinen Spaß haben ;-) Die einzige, die etwas unentspannt wirkt, ist die Dame links hinten (Klaras Mutter? Oder die Gattin von dem Herrn rechts???)

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 16:39
von rodger
Ich möchte noch etwas präzisieren, ich schrieb "Ich sah nur Mays Augen", das andere drumherum sah ich freilich auch, aber ich fand es nicht weiter interessant, besoffene alberne Leut' halt ...

Orgien ? Hätten vermutlich höheren "Unterhaltungswert" als das Gekasper da ...
Wenn er sich schon selbst nicht mochte
Wer sagt das denn ... Er wußte vermutlich, was er für ein zweifelhaftes Wesen war, wie wir das ja alle sind, [nur wissen's die meisten nicht,] aber ich glaube, er fand sich schon ganz ok ... Er kann ja nichts dafür daß wir so sind wie wir halt sind ...
durfte er doch wenigstens ab und zu mal seinen Spaß haben
Wenn jemand an so einem Quatsch Spaß hatt, bitt'schön ... Ich würde mich langweilen ...

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 17:16
von mugwort
rodger hat geschrieben:
Wenn er sich schon selbst nicht mochte
Wer sagt das denn ...
Ich (ob andere auch - keine Ahnung) :-)
rodger hat geschrieben: Er wußte vermutlich, was er für ein zweifelhaftes Wesen war, ...
Das vermute ich auch...
rodger hat geschrieben: Er kann ja nichts dafür daß wir so sind wie wir halt sind ...
Ich fürchte, diese Erkenntnis kam ihm - wenn überhaupt - sehr spät.

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 17:25
von rodger
mugwort hat geschrieben:
rodger hat geschrieben:
Wenn er sich schon selbst nicht mochte
Wer sagt das denn ...
Ich
Erklär' mal, wenn Du magst ... interessiert mich ... warum meinst Du, daß er sich nicht mochte ? Ich finde keine Indizien ...
Ich fürchte, diese Erkenntnis kam ihm - wenn überhaupt - sehr spät.
Oder umgekehrt, später war er verunsicherter als früher ...

Und in Sachen Fotos noch ein Nachtrag, neben welchen, auf denen er "abgefahren" aussieht, kalt, verächtlich usw., gibt es freilich auch welche, auf denen er äußerst warmherzig und sympathisch herüberkommt ... das ist eben der Witz, er war beides, hatte beides "drauf" ... in hohem Maße ...

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 18:09
von Hermann Wohlgschaft
Dass man sich - hin und wieder - selber nicht mag, passiert wohl (fast) Jedem. Was aber spricht dafür, dass bei May diese fehlende Selbstachtung besonders ausgeprägt war?

Zum Foto im neuen Jahrbuch: Was sich May bei dieser albernen Szene wohl gedacht haben mag?

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 18:10
von Hermann Wohlgschaft
Dass man sich - hin und wieder - selber nicht mag, passiert wohl (fast) Jedem. :wink: Was aber spricht dafür, dass bei May diese fehlende Selbstachtung besonders ausgeprägt war?

Zum Foto im neuen Jahrbuch: Was sich May bei dieser albernen Szene wohl gedacht haben mag?

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 19:19
von rodger
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben: Was aber spricht dafür, dass bei May diese fehlende Selbstachtung besonders ausgeprägt war?
Sein Bewußtsein ... Er wird sich der "halunkigen" Anteile in sich ebenso sehr bewußt gewesen sein wie der sympathischeren ... (jeder hat ja nette und weniger nette Anteile in sich ... nur bemerken die meisten halt gerade mal die eine Hälfte davon, wenn überhaupt ...)
Zum Foto im neuen Jahrbuch: Was sich May bei dieser albernen Szene wohl gedacht haben mag?
Er hat offenbar an so etwas ab und zu seinen Spaß gehabt. (Im Gegensatz zu Jack London, der mit solchen Sachen vergeblich versucht hat, gegen seine innere Leere anzugehen ...) "Humorige" Einlagen wie die Gipsorgie in "Durch das Land der Skipetaren", bei denen ich beim besten Willen wirklich keine Miene verziehen kann, zeigen ja daß die Vorlieben in Sachen Humor [auch unter Wesensverwandten] sehr auseinandergehen können ... :D

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 19:44
von mugwort
rodger hat geschrieben:..."Humorige" Einlagen wie die Gipsorgie in "Durch das Land der Skipetaren", bei denen ich beim besten Willen wirklich keine Miene verziehen kann...
Echt nicht? Ich bekomme bei so etwas Atemnot vor Kichern... (übrigens auch bei der filmischen Umsetzung der Szene in der Kara Ben Nemsi Effendi-Serie...)

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 20:04
von rodger
Auch Halef im Taubenschlag finde ich nicht die Bohne komisch ... dafür habe ich mich seinerzeit im "Weg zum Glück" an der Stelle, an der ein Wirt den üblichen Begrüßungsdialog mit einem Gast in voller Länge gleich selber spricht, um Zeit zu sparen, über längere Zeit sozusagen nicht beruhigen können ... während andere sich vermutlich ganz verständnislos fragen, was denn daran komisch sein soll ... Jeder Jeck ist und "tickt" halt anders ... :D

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 20:29
von mugwort
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Dass man sich - hin und wieder - selber nicht mag, passiert wohl (fast) Jedem. Was aber spricht dafür, dass bei May diese fehlende Selbstachtung besonders ausgeprägt war?
Ich versuche mal, meinen Gedankengang zu erklären, auch wenn er weder zu Ende gedacht noch mit „Belegen“ gefestigt und – wahrscheinlich – an allen Ecken und Kanten angreifbar ist. Es ist eine (unzulänglich, da eilig formulierte) Impression nach nunmehr fast einem Jahr liebevoller Beschäftigung mit „meinem“ Karl May (ich mag ihn ja wirklich, irgendwie, grad weil er so verquer ist, manchmal). Also:

Warum habe ich den Eindruck, dass Karl May mit sich nicht "im Reinen" war, dass er große Schwierigkeiten hatte, sich selbst als nicht perfekten, aber liebenswerten Menschen zu akzeptieren?

Indiz Nr. 1:
Die sich spiralengleich immer weiter nach oben schraubende, bis ins Irrwitzige gesteigerte Old-Shatterhand-Legende erscheint mir manchmal als ein – ebenso unbewusster wie untauglicher – Versuch ein zutiefst verletztes Ego zu heilen. Seine Identifikationsfigur, sein „Wunsch-Ich“ beginnt als hinreißender, junger Mann im „Firehand“ oder im „Scout“, nimmt seine Steigerung über Old Shatterhand und Kara Ben Nemsi bis hin zu dem vollends in seine Phantasiewelt entflohenen Karl Shatterhand Ben Nemsi May, der tausend und mehr Sprachen spricht und sich mit dem Kaiser zum Wettschießen treffen will. Dabei ist auffällig, wie sehr das Wunsch-ICH immer wieder Charakterzüge trägt, die einigen Aspekten der echten Mayschen Persönlichkeit diametral entgegenstehen (und zwar in einer exponierten Weise, die weder für das Held-sein an sich noch für Fortgang der literarischen Handlung erforderlich wären): ICH lügt nie (der Zwang zur Wahrhaftigkeit wirkt nun wirklich leicht übersteigert), ICH borgt nie, ICH vergreift sich niemals ungerechtfertigt am Eigentum anderer, ICH ist nicht launenhaft, Jähzorn und Ungeduld sind ihm (weitgehend) wesensfremd. Emotionale Entgleisungen gegenüber Mitmenschen unterlaufen ICH so gut wie nie...

Wirkt das nicht wie eine verzweifelte Suche nach Selbstachtung auf Abwegen? Ist da nicht so eine Art "Endlosschleife" im "Try and Error"-Modus zu erkennen? Will da nicht einer all die Eigenschaften "wegträumen", die er an sich selbst nicht akzeptieren kann, akzeptieren in dem Sinn: So bin ich, das ist nicht o.k., ich sollte an mir arbeiten - aber ich bin trotz meiner Fehler ein wertvoller Mensch, wert geliebt und anerkannt zu werden?

Ist es nicht auffällig, wie sehr das "Wunsch-Ich" im Laufe der Jahre immer weiter gesteigert wird - so als hätte Karl May zwar gespürt, dass er auf diesem Weg mit sich selbst nicht ins Reine kommen kann, aber den Ausweg aus dem Dilemma nicht gefunden (Akzeptanz der eigenen Unzulänglichkeit statt immer weiterer Perfektion des erträumten Wunsch-Ich)?

Indiz Nr. 2:
Die Art und Weise, in der der ältere Karl May seine früheren Werke „schlecht redet“ (Kolportageromane) bzw. „umdeutet, weil nicht mehr den eigenen Ansprüchen genügend“ (Reise- und Jugenderzählungen). Eine selbstbewußte, in sich ruhende Persönlichkeit hätte sich doch ohne Umschweife sowohl zu Kolportageromanen wie auch zu seine Reise- und Jugenderzählungen „bekennen“ können. Wenn ich solche Maysche Selbstkritik lese, habe ich manchmal fast physisch das Bedürfnis, den guten Karl an der Schulter zu packen, durchzuschütteln und zu sagen: Wach endlich auf! Das, was Du all die Jahre geschrieben hast, ist vielleicht nicht perfekt - aber es ist VERDAMMT GUT! Sei doch endlich mal stolz drauf, statt immer an Dir selbst hinzunörgeln! Schriftstellerisch/ philosophisch wie auch immer weiterentwickeln ist ja schön und gut - aber deswegen ist doch nicht alles frührere auf einmal schlecht!

Indiz Nr. 3:
Soweit ich das weiß, hat Karl May auf Kritik von außen häufig wenig entspannt, sondern deutlich „angepiekst“ reagiert („kaltschnäuzig“, wenn man so will) – das spricht auch nicht gerade für ein solides Selbstwertgefühl.

Indiz Nr. 4:
Dieses verzweifelte, literarische Suchen und Sehnen nach Liebe. Die immer und immer wieder beschriebene Liebe, die dem "Ich" geradezu entgegensprudelt? Spricht da nicht ein Autor, der tief in seinem Herzen nicht glauben konnte, dass ihn jemand wirklich lieben könnte?

Besser bekomme ich es auf die Schnelle nicht formuliert, vielleicht versteht man mich ja trotzdem.....


P.S.:

Kälte habe ich übrigens noch in keinem von Karl Mays Bildern gesehen. Aufgesetzen/gespielten Hochmut und Arroganz manchmal ja (einige Kostümbilder haben so etwas „wilhelminisches“). Ganz oft sehe ich Wärme, Herzlichkeit, Sehnsucht und jede Menge Schalk. Auf dem Bild im Jahrbuch sehe ich Albernheit (und ein paar Gläser Rotwein zu viel ;-). Ich möchte wirklich nicht wissen, was DIE Truppe an dem Abend noch so veranstaltet hat....

Re: Vom schwierigen Herbst

Verfasst: 23.10.2016, 20:35
von rodger
@ Indizien

Sehr interessant. Mehr als das, berührend ...