Karl May und Sterbehilfe?

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Tobias K.
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Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von Tobias K. »

Liebe Leute,

ich schreibe gerade meine letzte Hausarbeit vor der Diplomarbeit und beschäftige mich mit aktiver Sterbehilfe als Dilemma. Als literarische Illustration habe ich mich gottseidank an Storms "Das Bekenntnis" erinnert. Nun fiel mir bei May höchstens die Stelle mit Old Wabble im Baumstamm ein, wo eine solche eben nicht geschieht. Und jetzt frage ich mich, ob ich das recht erinnere: Bei May gibt es im "Hauptwerk" soweit ich weiß keine aktive Sterbehilfe (abgesehen von leider erschossenen Gegnern ("Verzeihung!" rief ich und betete drei Ave Maria.) - in Notwehr, versteht sich... ;) ) und in Kolportageromanen könnte ich es mir zwar noch am ehesten vorstellen, aber auch da fällt mir grad nix ein.

Also... Vorschläge, irgendwer? (Anglizismen klingen manchmal sehr idiotisch, tschuldigung...)
Zuletzt geändert von Tobias K. am 22.7.2011, 17:58, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

Bevor ich sozusagen mein Hirn entsprechend in Gang setze (und vermutlich nichts finde), nebenbei: fehlt da oben nicht am Ende der Klammer ein "einmal abgesehen" o.ä. ? Ich wartete immer auf das Ende des gedanklichen Bogens, aber es kam nicht ... zumindest nicht formal erkennbar ...

:wink:
markus
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von markus »

Karl May war bekennender Christ und somit sicher gegen Sterbehilfe.
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

Ach Gott ... ach Quatsch ...
markus
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von markus »

Das ist eine Vermutung Rüdiger. Oder ist es einem Christen erlaubt aktive Sterbehilfe zu leisten?
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

Da haben wir doch schon was ...

„Höre, Junge! Wenn ich mir Schaden thue und nicht fliehen kann, schießt Du mir eine Kugel durch den Kopf!“ – „Und Du mir eben so, wenn ich vielleicht nicht fort kann. Jetzt. Hinunter!“

steht im "Verlornen Sohn" auf S. 2220 (Dialog der zwei Schmiede, übrigens Vater und Sohn ...)

8)

(Nein, ich habe das nicht alles wörtlich im Kopf, aber viele Stellen als solche halt schon, und ich weiß, wie ich sie finde ...)

:mrgreen:
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Tobias K.
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von Tobias K. »

"Christ - Schmist" wie meine Freundin sagen würde... Ich glaub der Busch ist auch bekennender Christ und der hat in seinen ganzen Amtsjahren nicht einen einzigen zu Tode verurteilten begnadigt... ich glaube eher, dass May selber unbedingt leben wollte und daher sich nicht vorstellen konnte ein fremdes zu beenden. Seine Gegner stürzen ja verdächtig oft in Schluchten und Krokdilsmäuler oder werden von weniger ruhigen Begleitern erschossen...

Was die Klammerellipse angeht. Sorry - wird angepasst. Nicht dass Du vor lauter Erwartung nicht mehr vom Bildschirm loskommst ;)
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben:Das ist eine Vermutung Rüdiger. Oder ist es einem Christen erlaubt aktive Sterbehilfe zu leisten?
Ich habe keine Ahnung was "einem Christen" von wem auch immer erlaubt sein mag und was nicht ... das interessiert mich auch nicht ... Dieses Etikett mit dem Christen halte ich halt bei Karl May für völlig fehl am Platze, Hermann Wohlgschaft möge mir verzeihen ... Karl May war gläubig, religiös, aber sicher (das behaupte ich halt und gehe nun mal davon aus) nicht im Sinne einer [einengenden] Konfession ... so ganz deutlich durfte er das dem 'gemeinen' 'Hausschatz'-Leser nicht verraten, schon klar ...
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von markus »

Das mir Rattler war zwar keine aktive Sterbehilfe, aber da er wußte daß sein Tod beschlossen war, versuchte er einen schnellen Tod für ihn heraus zu holen. Das spürte man auch beim lesen daß ihm das wichtig war.
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

Als erstes eingefallen war mir die Tötung Holferts durch Winnetou in Winnetou III (die man im Bamberger Band (bis heute) wegbearbeitet hat [in Richtung 'auf der Flucht erschossen', völlig anders als bei May] weil man [vermutlich] nicht erkannte daß das [so wie es bei May steht] ein gnädiger Akt ist ...), aber an die hatte Tragophil vielleicht schon gedacht wie seine blumigen Anmerkungen zur Tötung von Gegnern zeigen (steht das irgendwo im Werk, das mit 'Verzeihung' und drei Ave Marias ? Nee, nicht ?)
Zuletzt geändert von rodger am 22.7.2011, 18:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Tobias K.
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von Tobias K. »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben:Das ist eine Vermutung Rüdiger. Oder ist es einem Christen erlaubt aktive Sterbehilfe zu leisten?
Ich habe keine Ahnung was "einem Christen" von wem auch immer erlaubt sein mag und was nicht ... das interessiert mich auch nicht ... Dieses Etikett mit dem Christen halte ich halt bei Karl May für völlig fehl am Platze, Hermann Wohlgschaft möge mir verzeihen ... Karl May war gläubig, religiös, aber sicher (das behaupte ich halt und gehe nun mal davon aus) nicht im Sinne einer [einengenden] Konfession ... so ganz deutlich durfte er das dem 'gemeinen' 'Hausschatz'-Leser nicht verraten, schon klar ...
Ich glaube das Etikett "Christ" unterstellt eine Geschlossenheit, die die individuelle Lebens- und damit auch Religionsgeschichte aus dem Blick verliert. May war Protestant in einem Dorf, das ihm vermutlich recht unchristlich vorgekommen sein dürfte (War es nicht Intschu-tschuna, der sagte wenn die Christen wären entweder sehr gut oder sehr schlecht?), der vom Katholiken Kochta einen entscheidenden Schubser bekam, später für katholische Blätter schrieb (Das erinnert an Klaus Berger...) und ein sehr gespaltenes Gottesverhältnis gehabt haben dürfte... Und vor allem besaß er so etwas wie ein Gefühl für Lebensangemessenheit. Schon die zweite Ehe ist ja der halben Christenheit verwehrt... ;)
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von markus »

Es ging mir nur um das Christentum im allgemeinen und daß es aktive Sterbehilfe verbietet.
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Tobias K.
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von Tobias K. »

rodger hat geschrieben:Als erstes eingefallen war mir die Tötung Holferts durch Winnetou in Winnetou III (die man im Bamberger Band (bis heute) wegbearbeitet hat weil man [vermutlich] nicht erkannte daß das ein gnädiger Akt ist ...), aber an die hatte Tragophil vielleicht schon gedacht wie seine blumigen Anmerkungen zur Tötung von Gegnern zeigen (steht das irgendwo im Werk, das mit 'Verzeihung' und drei Ave Marias ? Nee, nicht ?)
Muss ich nochmal nachlesen... hm... Vor allem ist es dann immer noch nicht der Ich-Erzähler, der da handelt. Und nein, das steht nirgends im Werk. Aber nach Old Wabbles (durchaus ergreifendem) Tod und den ganzen scheinbar unspektakulären Kämpfen (nein, bloß nicht schießen - am besten wir laden die Gewehre gar nicht erst...) hat man ja nicht wirklich das Gefühl eines "normalen" Westernromans. (Randbemerkung: Mein Favorit unter Gary Coopers Filmen ist ja "Der Mann aus dem Westen". Abgesehen vom Bahnüberfall zu Beginn wird da kaum geschossen und getötet. Aber die Untergrundspannung ist zum Schneiden...) - Ich schätze das an May inzwischen sehr und ich glaube ihm, dass er über jeden (auch literarisch) gemeuchelten Menschen geklagt hat. Abstruserweise bringt das eine der Szenen in einem der fragwürdigen May-Verfilmungen der 60er auf den Punkt: Wenn Old Shatterhand im nach ihm benannten Film an einen Pfosten des Forts gefesselt wird, damit er als Strafe den blutigen Kampf mitansehen muß. (Literarsich abgekupfert aus der Sklavenkaravane...).
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rodger
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von rodger »

tragophil hat geschrieben:Lebensangemessenheit.
Schönes Wort in dem Zusammenhang ... Ich hab' mir gerade mal vorgestellt (schön war's nicht ...) ein geliebter Mensch bittet einen eindringlich ihm diese Sterbehilfe zu leisten ... wer wird da mit Konfession kommen wollen ...

Aber letztlich kann ich das nicht wirklich beurteilen. Wenn einer wirklich daran (woran auch immer) glaubt dann glaubt er und dann ist er auch bereit den Isaak zu opfern ... oder [in anderen Religionen / Richtungen] sich selber ...
markus
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Re: Karl May und Sterbehilfe?

Beitrag von markus »

Um ein bischen abzuschweifen: Aus den untypischen und nicht normalen Wildwestgeschichten sind aber typische und normale Western verfilmt worden. Diese Wildwestromantik wie in den Filmen, raufende Cowboys im Saloon die zuviel Whiskey getrunken haben, findet man bei May kaum (außer in der Prairie).
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