Hermann Hesse

Thomas Math
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Thomas Math »

Ach wenn man nur verstaende was rodger sagen will ?

Über Hesse habe ich gelesen,dass er schwer geisteskrank war und das in einer Zeit in der es keine Behandlung gab.Muss ein schweres Schicksal für ihn vor allem aber seine Familie gewesen sein.
markus
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von markus »

So schwer ist das doch nicht. Das "Wie" ist eben meist wichtiger als das "Was". Deswegen ist ja auch Alfred Hitchcock mein Lieblingsregisseur (und vermutlich ist das einer der Gründe für meine Vorliebe für Karl May). Für ihn war die eigentliche Handlung zumeist Nebensache, in einigen Filmen, vor allem seiner bekanntesten, war sie beinah banal bis an den Haaren herbei gezogen. Für Hitchcock war nicht wichtig was der Held erlebte (das konnte das nachjagen irgendeiner Formel sein die überhaupt keinen interessierte), sondern wie er in ausweglosen Situationen reagierte, in die er hinein geriet. Meist war er wie du und ich, kein Superheld, einer mit dem man sich identifizieren konnte. Und da zittert man schon mit wenn Gefahr droht.

OK, hat jetzt nicht viel mit dem zu tun was Rüdiger eigentlich wollte, aber es zeigt auf, daß das "wie" sehr oft viel interessanter ist als das "was".

8)
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Thomas Math hat geschrieben:Über Hesse habe ich gelesen,dass er schwer geisteskrank war und das in einer Zeit in der es keine Behandlung gab.Muss ein schweres Schicksal für ihn vor allem aber seine Familie gewesen sein.
Jetzt bin ich das wiederholte Mal über diesen Satz gestolpert und möchte mich dazu gerne mal äußern.

Es ist natürlich einfach, einen extravaganten Geist als „schwer geisteskrank“ zu bezeichnen, aber wenn man alle Menschen, denen schwere Schicksalsschläge oder Lebenskrisen eben nicht auf den Magen, sondern aufs Gemüt schlagen gleich als „schwer geisteskrank“ zu bezeichnen, ist imho schon etwas weit hergeholt und übertrieben.
Und es gab durchaus „Behandlung“ nach Hesses Nervenzusammenbruch…zwar nicht inform von Psychopharmaka, sondern durch therapeutische Sitzungen bei dem C.G.Jung-Schüler, dem Psychoanalytiker J.B. Lang
(Zitat) „Durch J.B. Lang lernte Hesse das Weltbild der Gnostiker und deren Abraxas-Symbolik kennen, die lange vor Nietzsche das traditionelle Denken in Frage stellte. "Andre Leute mögen dies und jenes von Kunst verstehen", schrieb Hesse an Lang, "aber die dunkle und wilde Seite der Seele versteht niemand so gut wie du." Die sich schon bald zur Freundschaft entwickelnde Beziehung zeigt Lang als Hesses Agenten bei der Bewältigung seiner familiären Probleme, zugleich aber auch, wie sich die Rolle von Arzt und Patient allmählich umkehrte. Von Schicksalsschlägen getroffen war Lang schließlich selbst auf Hesses Hilfe angewiesen.“
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

Hesse war sicher neurotisch und schwierig, th'is clear, er selber hat nie einen Hehl daraus gemacht ... aber das hat ja nichts mit Geisteskrankheit zu tun, auch wenn unser Vorsitzender des Schwarzweißmalerverbandes, Tom Math :D , gern allerhand in einen Topf wirft ...

"Es ist mir sogar dreimal passiert, daß ich Besucher, die mich in Haus oder Garten überfielen, angebrüllt habe, sie möchten sich zum Teufel oder in ihr Deutschland zurückscheren" habe ich gerade gelesen, in einem Brief des 72 jährigen Hesse an Peter Suhrkamp. Meinerseits vollstes Verständnis.

8)
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

(... irgendetwas Erfreuliches oder Angenehmes wird er dennoch an sich gehabt haben, sonst hätte der sozusagen nicht gerade zur Euphorie neigende Peter Suhrkamp ("Mir selbst ist ganz schlecht vor Ekel und Überdruß am Menschen"; Nov. 49) ihn wohl nicht [anrührenderweise] (im Juli 50) als "besten Freund der Welt" bezeichnet ...)

8)
Thomas Math
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Thomas Math »

Also ich weiss nicht was neurotisch or schwierig bedeutet.Aber sicher keine schwere Geisteskrankheit.
Nein ich las,dass er immer wieder unter schweren Depressionen litt.
Was die von Hermine angefuehrte Behandlung angeht so haette man den armen Hesse auch zur Aderlassen koennen.
Ich haette besser gesagt,effektive wissenschaftlich fundierte Behandlung.
Dernen
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Dernen »

Thomas Math hat geschrieben:Also ich weiss nicht was neurotisch or schwierig bedeutet.Aber sicher keine schwere Geisteskrankheit.
Nein ich las,dass er immer wieder unter schweren Depressionen litt.
Was die von Hermine angefuehrte Behandlung angeht so haette man den armen Hesse auch zur Aderlassen koennen.
Ich haette besser gesagt,effektive wissenschaftlich fundierte Behandlung.
Ob Aderlass, tibetanischer Schamanismus oder Voodoo, es gilt immer noch: wer heilt hat Recht. An der Universitätsklinik in Bonn findet derzeit ein Feldversuch statt, in dem Depressionen mit Magnetfeldern behandelt werden. Man spricht von einer über 40-prozentigen Erfolgsquote, das ist bei diesem Krankheitsbild eine ganze Menge. Wie das so ganz genau funktioniert im Hirn weiß man aber auch nicht. So what?
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Thomas Math hat geschrieben:Ich haette besser gesagt,effektive wissenschaftlich fundierte Behandlung.
Von einem Schulmediziner hab ich jetzt auch nix anderes erwartet (‚tschuldigung)
Wie sieht diese effektive, wissenschaftlich fundierte Behandlung denn Ihrer Meinung nach aus?
Psychopharmaka? Antidepressiva?
Es gibt ein sehr schönes Zitat von Leo Tolstoi: „Die Schädlichkeit der Medizin besteht darin, dass sich die Menschen mehr mit ihrem Leib als mit ihrem Geist befassen.“
Genau ….. und den sollte man auch ab und an benutzen und Verantwortung für den eigenen Körper übernehmen (nicht nur alles in sich „reinfressen“ (ha – gutes Wort), was man so von der Schulmedizin verpasst bekommt). Manchmal frage ich mich sowieso, wie gesund wir Menschen doch eigentlich sind, wenn wir all die verordneten Medikamente vertragen.
Bin inzwischen ein glühender Verfechter der Naturheilkunde (natürlich sollten die Praktizierenden ihre Grenzen kennen) und lebe seit einigen Jahren glücklich und zufrieden ohne Antibiotika und sonstiger Chemie für jedes Wehwehchen.
„Die Arznei macht kranke, die Mathematik traurige und die Theologie sündhafte Menschen.“
Nein, nicht von mir ….. von Martin Luther.

:)

Rolf, das hört sich sehr interessant an .... muss ich mich mal schlau drüber machen...
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Helmut
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Helmut »

Dernen hat geschrieben:
Ob Aderlass, tibetanischer Schamanismus oder Voodoo, es gilt immer noch: wer heilt hat Recht.
So what?
Genau, und die klassische (die sog. Schul-) Medizin hat im Laufe der Jahrhunderte um viele Zehnerpotenzen mehr Menschen geholfen und geheilt, als (wahrscheinlich) alle anderen Ansätze zusammengenommen. Also besteht - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht der geringste Anlass dazu, sie (die klassische Medizin) ins Abseits zu stellen, so nach dem Motto, dass sie jetzt (längst) überholt sei.

Helmut

(Dagegen, dass "die Mathematik traurige Menschen" mache, kenne ich übrigens auch sehr, sehr viele Gegenbeispiele.)
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rodger
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von rodger »

So wie es in der Esoterik-Szene zum einen durchgeknallte Spinner und zum anderen durchaus überzeugende Leute gibt, denen ich mich jederzeit anvertrauen würde, so ist es auch in der klassischen oder Schul-Medizin, es gibt Stümper und Schwätzer, und es gibt Könner ... nicht alles ist gut, und nicht alles ist schlecht ... für andere Dinge gilt das übrigens auch, Menschen, politische Richtungen ... eigentlich ganz einfach, das mit dem Differenzieren, nur viele kapieren's halt nicht, oder wollen's auch gar nicht kapieren, weil es dann ja bequemerweise so schön einfacher ist ... schwarz und weiß und gut und böse ...

:D
Hermine
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Hermine »

Helmut hat geschrieben: Also besteht - meiner bescheidenen Meinung nach - nicht der geringste Anlass dazu, sie (die klassische Medizin) ins Abseits zu stellen, so nach dem Motto, dass sie jetzt (längst) überholt sei.
lieber Helmut,
das tut doch auch keiner - es ist ja eher so, dass von der klassischen Medizin alles belächelt wird, was eben nix mit derselben zu tun hat. Gottseidank gibt's auch ein paar Ausnahmen (wie meine schulmedizinpraktizierende Hausärztin), die es auch durchaus gut finden, wenn man eben auch mal andere Wege geht.

Um's mal wieder etwas literarisch werden zu lassen noch ein Zitat von Novalis:

"Wissenschaft ist die eine Hälfte, Glauben ist die andere"

:wink:
Dernen
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Dernen »

rodger hat geschrieben:So wie es in der Esoterik-Szene zum einen durchgeknallte Spinner und zum anderen durchaus überzeugende Leute gibt, denen ich mich jederzeit anvertrauen würde, so ist es auch in der klassischen oder Schul-Medizin, es gibt Stümper und Schwätzer, und es gibt Könner ... nicht alles ist gut, und nicht alles ist schlecht ... für andere Dinge gilt das übrigens auch, Menschen, politische Richtungen ... eigentlich ganz einfach, das mit dem Differenzieren, nur viele kapieren's halt nicht, oder wollen's auch gar nicht kapieren, weil es dann ja bequemerweise so schön einfacher ist ... schwarz und weiß und gut und böse ...

:D
Sehr gut ausgedrückt und inhaltlich absolut auf meiner Linie. Dankeschön!
markus
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von markus »

Ich würde die sogenannte Schulmedizin (braucht man für die andere keine Schule? :?: :o ) auch niemals verteufeln, ich wüßte nicht wo z.B. mein Vater jetzt ohne sie wär.

8)
markus
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von markus »

Hermine hat geschrieben:"Wissenschaft ist die eine Hälfte, Glauben ist die andere"

:wink:
Kommt auch am Anfang von "Das Waldröschen" vor, ich finde nur grade die Stelle nicht (das kann ein anderer besser).
Thomas Math
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Re: Hermann Hesse

Beitrag von Thomas Math »

Mir ging es nur darum zu sagen,dass man manche Werke Hesses besser verstehen kann,wenn man bedenkt,dass er unter schweren Depressionen litt.

Schon das Wort Schulmedizin ist dumme esoterische Propaganda und gibt es wohl so nur im Deutschen,es gibt natürlich nur eine Medizin oder und Helmut mag mir helfen gibt es auch eine Schulmathematik und eine alternative Mathematik ?

Da viele Krankheiten selbst besser werden und es auch einen nicht zu unterschätzenden Placeboeffekt gibt werden natürlich auch viele Menschen besser mit den absurdesten Behandlungen,das reicht von der Akupunktur bis zur Zwiebeltherapie.

Wer heilt hat nur dann recht,wenn er beweisen kann,dass es seine Therapie die dies tat.

Kein wissenschaftlich denkender Mensch würde etwas ablehnen,das wirkt.
Genau das ist das Problem all diese sog.alternativen Therapien haben dies nie getan im Gegenteil bei denen die man rigorosen Studien unterzog gab es keinerlei Effekt (über den Placeboeffekt hinaus).

Wenn in Bonn eine Magnetfeldtherapie 40% Heilungsrate zeigt wäre gut zu wissen wie denn diese Studie durchgefuehrt wurde gerade bei psychischen Erkrankungen gibt es einen grossen Placeboeffekt ausserdem ist Depression nicht gleich Depression.

Sobald mir jemand beweisst,dass eine alternative Behandlung gibt,die sagen wir mal bei einer schweren Infektion der bei fortgeschrittenem Krebs hilft,bin ich gerne bereit umzudenken.

Oder wuerde sich hier jemand für eine Bacteremia (Blutvergiftung) mit Homöopathie behandeln lassen ?
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