Seite 2 von 8

Re: Neues Buch

Verfasst: 11.3.2011, 10:32
von Hermann Wohlgschaft
Soeben hat mir der Echter-Verlag mitgeteilt: Das Buch ist inzwischen gedruckt und wird im Verlauf der nächsten Woche, voraussichtlich am 15. März, erscheinen.

Re: Neues Buch

Verfasst: 11.3.2011, 12:24
von Doro
Wie fein!
Dann klappt das ja noch vor der Buchmesse :wink:
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:... Angelus-Silesius-Wortes: »Ein jeder trägt ein Bild in sich/des, was er werden soll;/solang er das nicht ist,/ist nicht sein Friede voll.«
Das erinnert mich an KMs Ausspruch, sinngemäß: ... ich bin ein Werdender ...
(Leider weiß ich grad den genauen Wortlaut nicht, vielleicht kann jemand helfen :wink: )

Ich freu mich auf das Buch!

Re: Neues Buch

Verfasst: 11.3.2011, 12:29
von markus
Stammt aus der berühmten Wien-Rede kurz vor seinem Tod "Empor ins Reich der Edelmenschen". Dort heißt es u.a. "Ich aber bin trotz meiner 70 Jahre noch kein Gewordener sondern noch immer ein erst Werdender".

http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... 000/94.htm

Re: Neues Buch

Verfasst: 11.3.2011, 12:43
von Doro
Lieben Dank auch! :wink:

Re: Neues Buch

Verfasst: 14.3.2011, 12:25
von Zwockel
markus hat geschrieben:Stammt aus der berühmten Wien-Rede kurz vor seinem Tod "Empor ins Reich der Edelmenschen". Dort heißt es u.a. "Ich aber bin trotz meiner 70 Jahre noch kein Gewordener sondern noch immer ein erst Werdender".

http://www.karl-may-gesellschaft.de/kmg ... 000/94.htm
....und eine Woche später war er ein Gewesener.

Re: Neues Buch

Verfasst: 14.3.2011, 14:27
von Hermann Wohlgschaft
Zuerst dachte ich: Hat jetzt aber nichts mit dem Thread-Thema zu tun.

Hat es aber doch! Bin ich, wenn ich gestorben bin, wirklich nur ein »Gewesener«? Oder könnte es da eine ESSENZ meines Lebens geben, die durch den Tod hindurch geborgen und vollendet wird - in eine Zukunft hinein, die wir ›Gott‹ nennen?

Genau um diese Frage geht es in »Erfülltes Leben. Was aber bleibt nach dem Tod?«

Re: Neues Buch

Verfasst: 14.3.2011, 21:34
von Zwockel
Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:Zuerst dachte ich: Hat jetzt aber nichts mit dem Thread-Thema zu tun.

Hat es aber doch! Bin ich, wenn ich gestorben bin, wirklich nur ein »Gewesener«? Oder könnte es da eine ESSENZ meines Lebens geben, die durch den Tod hindurch geborgen und vollendet wird - in eine Zukunft hinein, die wir ›Gott‹ nennen?

Genau um diese Frage geht es in »Erfülltes Leben. Was aber bleibt nach dem Tod?«
Ob er ein Mensch ein erfülltes Leben hatte oder letztlich ein ewig Suchender war, wird jeder mit sich selbst abmachen müssen, aber was kommt nach dem Tod? Das ist die Frage aller Fragen und eine Betrachtungsweise die z.B. zwischen Ihnen, Herr Wohlgschaft, und Herrn Thomas Math zu sehr unterschiedlichen Betrachtungsweisen führen dürfte.

Allerdings bin schon sehr gepannt, was nach meinem Tod passieren wird, sitze ich doch schon wie der alte Moses im Schaukelstuhl und warte, dass ich bald dran komme. :wink:

Re: Neues Buch

Verfasst: 1.4.2011, 12:45
von Hermann Wohlgschaft
Bei Amazon sind inzwischen drei Rezensionen erschienen.

Re: Neues Buch

Verfasst: 2.4.2011, 16:54
von Doro
... zu finden hier

Mich persönlich berührt die erste am Tiefsten und trifft sich mit vielen meiner Ansichten... :wink:

Re: Neues Buch

Verfasst: 9.6.2011, 14:42
von Hermann Wohlgschaft
Zu einigen Beiträgen von rodger, markus und Doro im Thread »Hermann Hesse«:

Eine Rezension von rodger (oder/und anderen Forumsmitgliedern) würde mich ganz besonders freuen! Darf ruhig auch Kritisches enthalten, es müssen nicht immer 5 Sterne sein. :wink:

Im ursprünglichen Manuskript zu »Erfülltes Leben« hatte ich noch viel mehr May-Bezüge. Ich bin aber froh, dass ich wenigstens den einen oder anderen May-Bezug ›retten‹ konnte.

Re: Neues Buch

Verfasst: 17.6.2011, 16:00
von rodger
Ich habe das Buch jetzt gelesen; einige lose Anmerkungen:

"Ich suche nach Worten und spüre – der Himmel ist unaussprechlich." Das ist ein Satz von der letzten Seite (173), für mich eine Art Fazit nach allerhand spekulativer Theorie in verschiedene Richtungen (die halt beim Vorstellen ganz unterschiedlicher Denkrichtungen nicht ausbleibt).

Der erste Satz (S. 9) heißt "Der moderne Mensch, vor allem in Westeuropa, ist diesseitig orientiert" und umreißt gleich einen wesentlichen Aspekt: das, worum es in diesem Buch geht, wird von vielen Menschen vermutlich weitgehend ausgeblendet aus ihrem Bewußtsein, zu einseitig weltlich orientiert man sich ... insofern ist es begrüßenswert, wenn sich einmal ein Buch ganz abseits weltlicher Gschaftlhuberei mit Dingen wie Tod und "Jenseits" befaßt.

(Zur weltlichen Orientierung nebenbei ein kleines Gleichnis meinerseits: Ist man auf einem Kindergeburtstag eingeladen, kann man sich den dort stattfindenden Ereignissen und Beschäftigungen wie Sackhüpfen, Topfschlagen, Mensch-ärgere-dich-nicht-spielen u.ä. ja durchaus widmen, halbwegs ernsthaft an ihnen teilnehmen, aber angemessenerweise doch mit dem Bewußtsein daß das nicht alles ist, daß es temporäre Dinge innerhalb einer begrenzten Zeitspanne sind, nicht mehr und nicht weniger. So in diesem unserem Leben; kümmern wir uns in angemessenem Umfang durchaus um Dinge wie Wohnung, Kleidung, Essen und Trinken, Geld verdienen usw. usf., aber vergessen wir dabei nicht, daß das, s.o., nicht alles ist ...)

Die Auseinandersetzung mit Tod und Sterben empfiehlt sich in der Tat schon zu Lebzeiten, mental vorbereitet, kann die Angelegenheit durchaus ihren Schrecken verlieren ... Der westliche Mensch ist hier gemeinhin sozusagen falsch programmiert.

Interessant und gut ausgewählt sind die zahlreichen literarischen Bezüge, May u.v.a., als besonders eindrucksvoll sei "Der Tod des Iwan Iljitsch" (Tolstoi, S.74 ff ) erwähnt. Auf Hesses hier im Forum erwähnte Erzählung "Knulp" wird im Laufe des Buches mehrmals Bezug genommen (am treffendsten auf den Punkt gebracht auf S. 167/68 "Im Zwiegespräch mit dem 'lieben Gott' lernt der Landstreicher Knulp sein vermeintlich gescheitertes Leben mit neuen Augen zu sehen").

Mit dem "Theodizee-Problem", dem einigermaßen breiter Raum eingeräumt wird, 'habe' ich persönlich 'es nicht so', will sagen für mich ist es ist kein 'Problem', ich sehe da keins ... Die Menschen mögen aufhören, Dinge, die sie nicht verstehen [können], aus ihrer begrenzten Sicht heraus beurteilen zu wollen ... "Für ihn [Iwan Iljitsch] geschah das alles in einem Augenblick [...]. Für die Anwesenden freilich dauerte der Todeskampf noch zwei Stunden." (S. 76) So ein Satz sagt mir mehr zum Thema "Theodizeeproblem" als seitenlange theoretische Betrachtungen ... Auch das Zitat "das Ertrinken schien nicht länger ein Übel zu sein" (Bericht eines beinahe Ertrunkenen, S. 77) leistet einiges in dieser Richtung. ("Auch wenn Sie erschossen werden, sollte es für Sie kein Problem sein" las ich einmal so oder ähnlich in einer Schrift Jiddu Krishnamurtis und hielt das typisch oberflächlich betrachtenderweise lange für einen Scherz, bis ich erkannte, daß es halt keiner ist ...)

Interessant die Erlebnisse des Autors aus der persönlichen Begleitung Sterbender.

Schön formuliert "von außen gesehen ist eine andere Antwort nicht möglich. Dem Zuschauer wird es überlassen, ob er bei dieser Außensicht stehen bleiben oder Hanneles Glauben an die himmlische Liebe übernehmen will" (S. 128, über das lakonische "Tot?" – "tot." am Ende von Gerhart Hauptmanns "Hanneles Himmelfahrt").

"Wir werden mit unserer Wahrheit konfrontiert und den Schmerz spüren, dass wir so gelebt haben und so geworden sind, wie wir sind." (Anselm Grün – Zitat S. 134 wiederum mit Bezug zu Hesses "Knulp"). Das kann freilich schon zu Lebzeiten und sozusagen als tägliche Übung geschehen ... (vgl. auch Interpretation des "Fegefeuer" auf S. 161.) Auch wenn Karl May in seinen "Himmelsgedanken" des öfteren mit dem Begriff "Gericht" kommt, pflege ich das recht handfest im Sinne bewußten Lebens und Reflektierens zu interpretieren bzw. zu sehen ...

Interessant die Wiedergabe eines Gedanken Joseph Ratzingers, "Die theoretisch denkbare 'Hölle' deutet er nicht als äußere, von Gott verhängte Strafe. Er definiert sie als selbst gewählte Gottesferne des gänzlich verstockten Menschen" (S. 136). "Denn wahrlich, sie haben schon ihren Lohn" fällt mir dazu ein. Vielleicht sollte ich doch mal eines seiner (Ratzinger resp. Papst Benedikt) Bücher lesen, schon öfter klang das eine oder andere mitbekommene Zitat von ihm interessant.

"Was also wird aus mir, wenn ich tot bin? Ich muß es Gott überlassen" (S. 141). So ist es. Wir können nur ahnen, glauben, hoffen, überzeugt sein.

In Sachen Bedeutsamkeit oder Unbedeutsamkeit des persönlichen leiblich-geschichtlichen Lebens (Zitat auf S. 159) gehen die Ansichten auseinander, auch wenn auf S. 162 steht "Der Theologe Franz-Josef Nocke unterstreicht: Das endgültige Ziel des Subjekts kann nicht darin bestehen, 'in einem größeren Ganzen aufzugehen oder mit einem anderen so absolut zu verschmelzen, dass nichts Eigenes mehr bleibt'", so mag Herr Nocke das unterstreichen und das Subjekt [sozusagen] Gott weiß was für Ziele haben, ob die Herrschaften (Herr Nocke und das besagte Subjekt) aber damit richtig liegen, das wissen wir halt nicht ... Das etwas wurschtige Zitat Karl Rahners vom "nichtigen Müll" auf S. 164 liegt mir persönlich da schon eher.

"Wir werden unser Leben erkennen in seiner uns jetzt und hier verborgenen Kehrseite" (Karl Barth, S. 167) erinnert mich an eine Stelle am Ende von Hesses "Kurgast", wo er davon schreibt zwei ganz unterschiedliche, gleichzeitig verlaufende und einander bedingende [Arten] Lebens-Linien darstellen zu wollen in seinen Werken ...

"Im Tod 'entschlafen' wir nicht, wir erwachen zum ewigen Leben" (S. 169) Ganz ähnlich äußerte sich auch der Münedschi in "Am Jenseits" ("Die Menschen schlafen. Wenn sie aber sterben, dann wachen sie auf" (Was übrigens offenbar auch ein Zitat ist (also nicht von May so erdacht / formuliert))).

Hübsch ist es, wenn Wohlgschaft mal für einen Moment etwas hemdsärmelig wird bzw. das für meine entsprechend geeichten Ohren so klingt, „Einem Jesus-Wort zufolge wird im Himmel nicht mehr geheiratet werden“, S. 171. So ist das, Familienministerinnen gleichsam zum Trotz. :wink:

Für über weltliche Gschaftlhuberei wie ich das gern [noch einmal] nenne hinausblickende / -denkende ein interessantes und lesenswertes Buch.

Re: Neues Buch

Verfasst: 18.6.2011, 16:41
von Hermann Wohlgschaft
Eine gute, eine hilfreiche Ergänzung zu den - mittlerweile 11 - Amazon-Rezensionen! Vielen Dank!

Re: Neues Buch

Verfasst: 18.6.2011, 18:24
von rodger
Zu einigem im Kapitel IX angesprochenen (siehe auch oben der Abschnitt in Sachen Nocke / Rahner) eine Notiz Hermann Hesses vom Juli 1917, die ich dieser Tage las
unser innerstes Ich ist der Geist selbst, ist Gott, ist das Unteilbare. Und plötzlich ist man mitten in der Welt, von ihrem Vielerlei unangefochten, denn man weiß sich im Innersten Eins mit allem Sein.
(Sämtliche Werke Band 11 S. 443)

(Ich hatte zunächst vor das Komma zwischen "Welt" und "von" wegzulassen, da ich es nicht für authentisch bzw. von Hesse so gedacht / gemeint halte, und entsprechend darauf hinzuweisen. Wenn vor und nach "mitten in der Welt" ein Komma stünde wäre das inhaltlich ähnlich der Formulierung ohne diese beiden Kommas. Steht aber vor "mitten" kein Komma aber nach "Welt" steht eines, ist das inhaltlich etwas anderes ... möglich daß Hesse es just so haben wollte wie es in der Buchausgabe steht, möglich. Aber m.E. nicht wahrscheinlich. Lassen wir es dennoch mal so stehen ... Kann ja sein daß er sinngemäß sagen wollte 'mitten in der Welt aber unangefochten' ... das Komma verändert den Schwerpunkt der Aussage, von "unangefochten" nach "mitten in ..." ...)

Re: Neues Buch

Verfasst: 18.6.2011, 23:33
von rodger
Während ich das Komma hinter 'Welt' für eine Unachtsamkeit, für einen kleinen Mangel an Präzision zu halten geneigt bin, dürfte das großgeschriebene 'Eins' freilich bewußte Absicht sein. Bei solchen Sachen geht es halt nicht nach faden "Rechtschreibregeln", sondern um das, was jeweils gemeint ist bzw. ausgedrückt werden soll ...

Re: Neues Buch

Verfasst: 20.6.2011, 10:23
von Doro
Danke Rüdiger!