rodger hat geschrieben:(kommt mit leichtem Gepäck aus der [Internet -] Nachbarkneipe („Nicht mehr zum Unberührbaren geh’ ich“), mit ein paar Hölderlin-Zitaten im Beutel, „Noch übrig ist das jenes was wir wissen zum Seufzen nicht mehr sei – was weißt du noch ?“)
Das „drollige Kugelschloß des Henrystutzen“ (Hä ?) zu zeichnen, sei May-Treue, musste ich just lesen … Sowas SEH’ ICH GAR NICHT … habe auch in meinem Leben noch nicht ein einziges Mal über die Beschaffenheit des Schlosses (was ist das ?) des Henrystutzens nachgedacht … Und von Bildern versteh’ ich auch nichts. Aber von Augen (und von Wesen, Mentalitäten, Befindlichkeiten). Und wenn die nicht stimmen auf Bildern zu May, dann stimmt goar nix. Howgh.
Das Wesen der Dinge gilt es herüberzubringen, nicht die Äußerlichkeiten. Winnetous Haar mag grün oder blau oder meinetwegen lila sein, ein Stirnband desgleichen ... wenn das Wesen[tliche] stimmt, ist das schnurz ... Und umgekehrt, wenn die Äußerlichkeiten stimmen, aber nicht das Wesen, dann ist es Käse, da nützt die schönste detaillierte Fleißarbeit nichts ...
Lass mich, lieber Rüdiger, trotz Deines (oder eigentlich auch wegen Deines) Geburtstages, zu dem ich Dir die herzlichsten Glückwünsche schicke, und dass Dir alles (oder zumindest viel von dem) in Erfüllung geht, was Du Dir wünschst, doch noch einige Wort zu obigen mit Dir wechseln.
Also (jetzt auch räumlich von den Glückwünschen abgesetzt), komm doch einfach mal runter (vom (so wie ich das sehe) hohen Ross); wir haben doch alle in unserer Jugend uns z.B. über die (teilweise weitgehend von May selbst beschriebenen) Konstruktion seines Henrystutzens so unsere Gedanken gemacht, dass das ja eigentlich gar nicht so gehen kann, und wie die Darstellung dieses Gewehrs in Bildern und Filmen so überhaupt nicht zu der (Mayschen) Beschreibung passt; und über noch viel mehr solcher "Oberflächlichkeiten" haben wir uns in unserer damaligen jugendlichen Naivität so unsere Gedanken gemacht. Und da willst Du wirklich behaupten, dass Du da die ganz große Ausnahme spielst?
Das kommt mir (Entschuldigung) fast so vor, wie Arno Schmidt von Wollschläger in jenem von mir schon öfters erwähnten Aufsatz beschrieben hat: Mit 3,5 Jahren konnte er lesen, mit 5 hat er die ersten Romane gelesen, und mit 8 hat er sich dann nur noch mit dem May'schen Spätwerk befasst, weil der Rest zu trivial war.
Ich finde es im übrigen positiv, wenn man (oder frau) sich später an seine/ihre jugendliche Naivität erinnert und sich teilweise diese auch behalten hat, mir geht es da (so hoffe ich) nämlich auch noch so. Ich finde es auch heute auch noch interessant (neben vielen anderen Dingen) herauszufinden, was sich May da mit dem Henrystutzen so gedacht hat (und woher er das hatte).
Man kann sich nämlich durchaus, und das mit Fug und Recht mit Äußerlichkeiten beschäftigen und vielleicht auch dadurch zum Wesen durchdringen. Es gibt eben auch hier keinen Königsweg.
Helmut