'May-Treue'

markus
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von markus »

Wenn ich draußen die Winterlandschaft sehe, sehe ich automatisch Carpio und Sappho vor mir wie sie durch das winterliche Böhmen wandern. Das, nicht Weihnachtsromantik beflügelt mich den Roman zu lesen. Auch könnte man anfangen "Das Buschgespenst" zu lesen, das fängt auch im tiefsten Winter an (man fragt sich was für einen Verkehrschaos die damals hatten als die Winter noch schlimmer waren als heute, die einzigen drei Dinge die die Menschen damals im Winter beschäftigte waren den Hunger zu stillen, warme Kleidung und ein Dach überm Kopf, heute beschäftigt die Menschen wer dafür haftet wenn man im Schnee ausrutscht und wie man Schuhe vom Schnee und Salz befreit und wie man sie pflegt, Probleme über die unsere Urahnen nur den Kopf schütteln würden).

Das hier
Das alter ego Carpio (natürlich ist er auch einem Schulkameraden nachempfunden, aber eben auch alter ego)
habe ich auch so empfunden als ich heute mittag das Vorwort der Weltbildausgabe von Siegfried Augustin las. So ein bischen wie Halef, wenn auch nicht ganz deckungsgleich (aber darum gehts ja nicht).
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rodger
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben:nicht Weihnachtsromantik
Darum geht's ja dort eben auch nicht. Das wird oft mißverstanden. Siehe auch "Bei den Aussätzigen". "Romantisch" ist's auch dort nicht ...
Probleme über die unsere Urahnen nur den Kopf schütteln würden
Andere Umstände, andere Probleme ... Das bleibt sich immer gleich und gleicht sich immer alles aus. Yes. Well.
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rodger
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

Eine dritte Weihnachts- / Heilserfahrung findet in der Zelle statt, neben einem Sterbenden. (Im "Waldröschen".) Es geht eben ganz ohne Gänsebraten, Lebkuchen, Alkohol, 22 Grad Zimmertemperatur, Geschenke und Onkel Otto und Tante Trude.
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Tobias K.
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von Tobias K. »

rodger hat geschrieben:Im übrigen ist Alter, wie wir wissen, relativ. Man ist so alt wie man sich fühlt.
Ich bin da ja eher Marxist... (Nicht Karl, der andere) - und sage: Man ist immer so alt, wie die Frau die man fühlt...
rodger hat geschrieben:Das Niederrheinproblem ist das Menschheitsproblem.
Schöngesagt - und ich versuchte dem ganzen seit zehn Jahren zu entfliehen - erst in Westfalen, dann im Rheinischen - es bleibt pappen...

Und Mays Gewehre sind in ihrer Funktion für mich ja sowieso näher dran an mit einem Namen versehenen Schwertern aus deutschen Nationalepen als an technischen Produkten der Science Fiction... Wobei ich da, bester Rüdiger, wirklich empfehlen kann die Beschreibung des speziellen Teils am Gewehr nochmal nachzulesen. Nicht weil ich belehren wollte - sondern weil es tatsächlich sehr geheimnisvoll umwölkt erscheint. Mir erscheint beim Lesen die "Kugel" wie ein 'mystisches' Element - eben weil sie nicht wirklich erklärt wird. Es ist so realistisch als hätte er behauptet, dass er den Stein der Weisen einbaut. Ganz gleich ob May an die tatsächliche Umsetzung setzte oder nicht - er wollte seiner Zeit voraus sein - und das zugleich in die moralische Frage einbinden, ob man sowas nutzen darf. (Klar die Antwort ist: Das darf man nicht, außer man ist Shatterhand...)

Und der Satz "Material und Behandlung des Laufes sind mein Geheimnis" dürfte bei Arno über dem Bett gehangen haben. Mit seinem eigenen Lötkolben ins Holz gebrannt... ;)

Was aber die auslösenden Bilder des dresdner Ölprinzen angeht: Ach Du gute Güte. Fast hätte ich mich im Ton vergriffen und einige der Bilder mit Worten bezeichnet, die man sonst bestenfalls für Schuhcreme benutzte. Aber sagen wirs höf(l)i(s)ch: Die Darstellung der Herren ist amerikanisch-heldisch-eindimensional - und die von Frauen hilft bestenfalls dem Indianer an der Frontlinie als bekleidete PinUp-Skizze. Und das meine ich weniger albern, als es im ersten Moment klingt. Und damit verschwindet genau der "wahrhafte" und im besten Sinne "ehrwürdig-vorbildhafte" Eindruck, den May ziemlich sicher vermitteln wollte. Nocheinmal philosophisch gewendet: Hermann malt Objekte - aber keine Subjekte. Aber vielleicht wird das ja noch... Sascha Schneider wär da dann vielleicht das andere Extrem - und irgendwo in der Mitte liegen die Bilder die man sich als Leser selber macht. Und die immer "wahrer" bleiben werden...
rodger hat geschrieben:ich kannte einen Regisseur, der firmiert als Dick Top (ergoogelbar). Netter Kerl. Aber in Sachen Namen treibt's der eine oder andere wirklich auf die Spitze ...
Du meinst so Leute wie John Lee Hooker und Dick van Dyke? ;)
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rodger
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

tragophil hat geschrieben:geheimnisvoll umwölkt erscheint. Mir erscheint beim Lesen die "Kugel" wie ein 'mystisches' Element
Mir nicht. Da beschreibt einer ohne größere technische Kenntnisse eine technische Angelegenheit, entsprechend diffus, was nicht weiter stört.
tragophil hat geschrieben:Was aber die auslösenden Bilder des dresdner Ölprinzen angeht: Ach Du gute Güte. Fast hätte ich mich im Ton vergriffen und einige der Bilder mit Worten bezeichnet, die man sonst bestenfalls für Schuhcreme benutzte.
Herzlichen Dank für aufrichtige Worte. Das "tut man ja nicht", offenbar, heutzutage, in schlabberig-anspruchsfrei-beliebiger werdender "May-Szene" ... Fein, daß es doch noch ein[ weiter]er tut. Aufgesetzt "freundlich" (Grusel ...) dauergrienenden Funktionären und in deren Dunstkreis sich tummelden Grundsätzlichfastallesabnickern und Gleichsamprinzipielljedenquarkinnovativundganztollfinderinnen & -findern gleichsam zum Trotze.
tragophil hat geschrieben:amerikanisch [...] eindimensional –
So ist halt [vermutlich] auch [teilweise] die Wahrnehmung der Leute, die ein Bild schon interessant finden, wenn irgendwelche äußerlichen Details einigermaßen getroffen sind ...

Nach seinerzeit mehreren Heften "Beobachter" mit immer wiederkehrender Berichterstattung in dieser Sache (mit teilweise wirklich hanebüchenem Unfug im Text, der einem wirklich Schuhe und Strümpfe auszog ...) ist es halt wirklich sozusagen nun langsam gut, aber dann noch einmal eine Ausstellung, und noch einmal Aufhebens ... da ist es kein Wunder, wenn Leute, die vorher sozusagen höflich den Mund gehalten haben, irgendwann mal mitteilen, daß die Sache die ihre nicht ist ...

Nun ist es ja ganz ok, daß den einen die Bilder gefallen und den anderen nicht, und wir wollen ja [eigentlich] gar nicht so sein, es gäbe anderes, mit dem man sich auseinandersetzen könnte, aber wenn die einen die anderen in faschistoid wirkender Manier ausgrenzen und mundtot machen wollen, wie zu erleben war, dann wird’s halt fatal ... und ruft Gegenreaktionen hervor ... (falls sich jemand an dem Wort ‚faschistoid’ stört, da steht ja, zum einen und wohl gemerkt / wohl bewußt: wirkend, zum andern ist halt so etwas gemeint wie das Ausgrenzungsverhalten kompakter Majorität Andersgearteten gegenüber so um die Pubertätszeit herum auf Schulhöfen undsoweiter, auch das läßt im ‚Erwachsenenalter’ halt nicht nach, kommt nur vielleicht etwas kaschierter daher, oder eben auch nicht ... falls jemand ein passenderes Wort anzubieten hat für dieses Ausgrenzungsverhalten, nehm’ ich vielleicht das ...)

Aber so ist es halt, und so wird es bleiben ... und im nächsten Krieg werden sie sich wieder gegenseitig die Schädel einschlagen, ob in Jugoslawien, ob hier, je nachdem wo es mal gerade wieder soweit ist ...
Eines Altkanzlers Redentexter hat geschrieben:Wir lieben das Leben und die Lebensfreude und lassen sie uns nicht vergällen.
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Tobias K.
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von Tobias K. »

Ohne meine Kritik verwischen zu wollen -ich bleibe davon überzeugt dass in diesem Stil Bilder vom Verteidigungsminister, nicht jedoch von Mayschen Helden gemalt werden können- sein Ansatz ist gerade als Gegenhaltung zu allzufreien Bildern natürlich durchaus als Korrektiv brauchbar. Nur: Es sind für mich nur Interpretationen, aber eben kein Karl May.

Im Vergleich mit meiner medialen May-Sammlung von inzwischen knapp hundert Hörspielen auf CD und beinahe allen auf DVD verfügbaren Verfilmungen: Die May-Filme der 60er sind vor allem nach den ersten 3-5 Filmen sehr weit entfernt von May - und nähern sich ihm manchmal gerade da wieder, wo sie mit dem Plot nichts mehr zu tun haben. Die Hörspiele gleiten oft zu reinen Kampfdarstellungen ab (und das ist eine Kunst, wenn man nix sehen kann dabei) - und die Neuverfilmungen mit Brice gehen als May-Werk so gar nicht. Schade dass ausgerechnet ein Winnetou so gar nicht weiß, was er da tut. - Zugleich aber werden meine Einschätzungen natürlich nicht von jedem geteilt. Hatten wir zwei, Rüdiger, nicht eine Meinungsverschiedenheit über das "Buschgespenst"?

Nur: In diesem Fall bleibt bei den Bildern für mich außer einem Malen nach Beschreibung (und auch das nur relativ) nichts Maysches üner - und wird vom modernen Gepose und doch recht naiven Gemale konterkariert. Das ist ungefähr so effektiv, wie die jährlich in Zeitschriften präsentierte Rekonstruktion des wahren Gesichts Jesu. ;)
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rodger
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

tragophil hat geschrieben:Ohne meine Kritik verwischen zu wollen -ich bleibe davon überzeugt dass in diesem Stil Bilder vom Verteidigungsminister, nicht jedoch von Mayschen Helden gemalt werden können- sein Ansatz ist gerade als Gegenhaltung zu allzufreien Bildern natürlich durchaus als Korrektiv brauchbar. Nur: Es sind für mich nur Interpretationen, aber eben kein Karl May.
Da sind wir uns völlig einig.
tragophil hat geschrieben:Die May-Filme der 60er sind vor allem nach den ersten 3-5 Filmen sehr weit entfernt von May - und nähern sich ihm manchmal gerade da wieder, wo sie mit dem Plot nichts mehr zu tun haben.
Richtig. Z.B., bzw. am eindrucksvollsten, mit Stewart Granger. Der ist zwar alles andere als ein Old Surehand, aber er ist eine Figur, wie sie bei May vorkommen könnte ... da stimmt die Art, die Mentalität, das Wesen, nicht für Old Surehand, aber für May. Das versteht jetzt vermutlich wieder kaum jemand, unter den Maykäfern feiern halt Oberflächlich- & Begriffsstutzigkeit bekanntlich fröhliche Urständ', aber Du verstehst es, und ein paar andere zerquetschte auch noch, das reicht, völlig.
tragophil hat geschrieben:Die Hörspiele gleiten oft zu reinen Kampfdarstellungen ab
Es gibt Leut', für die ist das die Hauptsache ...

:roll:
tragophil hat geschrieben:Hatten wir zwei, Rüdiger, nicht eine Meinungsverschiedenheit über das "Buschgespenst"?
Weiß ich nicht mehr (mein Gedächtnis arbeitet beträchtlich selektiv ...) Ich weiß nur daß ich den Film ziemlich belanglos finde, nicht schlecht aber auch nicht sonderlich interessant halt, und in das allgemeine beträchtliche Wohlwollen nicht so recht einstimmen kann ...
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:...falls sich jemand an dem Wort ‚faschistoid’ stört...
Ich nicht. Danke daß du es geschrieben hast, ich hatte mich nicht getraut auch nur ein etwas harmloseres Wort (damals) zu gebrauchen, aber für die Art und Weise wie man dort behandelt wurde und noch wird (auch per PN), ist es keine Beleidigung, sondern nur eine Beschreibung.

Apropos 'Köpfe einschlagen' und 'faschistoid'. Ich kenne viele (und ich denke mal jeder) auch aus meinem Umfeld, die hätten damals vor 70 Jahren (und vor mehr als 20 Jahren im halben Deutschland) große Karriere gemacht (wenn man sie so anschaut und reden hört und sie (bildlich) in die Zeit versetzt, läuft es einem schon eiskalt den Rücken runter). Aber jetzt Schluß mit dem Thema (für mich). Abgehackt.
rodger hat geschrieben:...Stewart Granger...ist eine Figur, wie sie bei May vorkommen könnte...Das versteht jetzt vermutlich wieder kaum jemand...
:o :shock: :P :D :mrgreen:

Aber seehr kaum. Daß er mit Old Surehand genauso viel zu tun hat, wie ich mit George W. Bush ist das eine. Daß seine Figur oder er selber aber was may-mäßiges, may-artiges, may-wesiges an sich hat, erschließt sich mir nicht. Und ich muß lange nachdenken ob es wirklich mal einen Schauspieler gegeben hat, der eine Figur so gespielt hat, daß sie hätte bei May vorkommen können. Vielleicht noch Heinz Erhardt. Mario Adorf hat die Rolle des Santer großartig gespielt, gar keine Frage (er und Herbert Lom als Brinkley in "Der Schatz im Silbersee" waren die einzigen beiden "Bösewichte" in den Filmen vor denen man sich fürchten konnte, die anderen waren meist Pausenclowns), aber der Santer bei May war anders, auch die Figur die Adorf spielte kann ich so bei May nirgends entdecken.

Jedoch bei den Festspielen in Elspe letztes Jahr kam für ein paar Minuten ein Gefühl von May-Nähe auf (nur Nähe, ein richtiges May-Gefühl natürlich nicht) und zwar durch den Schauspieler Meinolf Pape der im Stück "Der Schatz im Silbersee" den Häuptling 'Der große Wolf" darstellte. Vor allem als er mit seinen Kriegern in sein grade überfallenes Dorf kam und er seinen toten Sohn vorfand, waren die weiteren Szenen sehr ergreifend und zeigen daß man nicht unbedingt die Schauspielerei auf großen Schulen lernen muß, sondern es schon in sich drin haben muß, sprich Talent.

Ab 1:20 gehts ca. los: http://www.youtube.com/watch?v=rK3WJiDb ... re=related

Bei May gehts halt nicht nur lustig und fidel zu, das zeigt diese kurze Szene eindrucksvoll (auch wenn die Musik sicher auch einiges dazu beiträgt).
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rodger
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Apropos 'Köpfe einschlagen' und 'faschistoid'. Ich kenne viele (und ich denke mal jeder) auch aus meinem Umfeld, die hätten damals vor 70 Jahren (und vor mehr als 20 Jahren im halben Deutschland) große Karriere gemacht (wenn man sie so anschaut und reden hört und sie (bildlich) in die Zeit versetzt, läuft es einem schon eiskalt den Rücken runter).
Bitte das jetzt nicht in den gleichen Topf. In die Richtung dachte ich ausdrücklich nicht.
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:
markus hat geschrieben: Apropos 'Köpfe einschlagen' und 'faschistoid'. Ich kenne viele (und ich denke mal jeder) auch aus meinem Umfeld, die hätten damals vor 70 Jahren (und vor mehr als 20 Jahren im halben Deutschland) große Karriere gemacht (wenn man sie so anschaut und reden hört und sie (bildlich) in die Zeit versetzt, läuft es einem schon eiskalt den Rücken runter).
Bitte das jetzt nicht in den gleichen Topf. In die Richtung dachte ich ausdrücklich nicht.
Habe ich auch nicht behauptet. Mach dir mal keine Sorgen, wenn es soweit ist, kriege ich einen auf den Deckel, nicht du.
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Daß seine Figur oder er selber aber was may-mäßiges, may-artiges, may-wesiges an sich hat, erschließt sich mir nicht.
Auch Du, mein Brutus ...

:mrgreen:

("Ich hab' niemanden lieb." Der Soldat Krebs bei Ernest Hemingway bzw. dessen Übersetzer in "Soldaten zu Haus".) (Kleines Zitat ganz am Rande, mir fallen halt unentwegt irgendwelche Sprüche ein) 8)

Menschenskind, Du hast doch selber mal vertellt, daß Du dieses menschelnde Alles - nicht - so - eng - sehen und Alle - Fünfe - Gerade - sein - lassen sehr schätzt, wenn er mit Lindsay zum Friseur geht oder mit Albani aus der Dose ißt, so kommt auch der Granger herüber, menschlich, nicht zimperlich, hart aber herzlich, sympathisch, liebenswürdig. Für meinen Geschmack.
Markus hat geschrieben:daß man nicht unbedingt die Schauspielerei auf großen Schulen lernen muß, sondern es schon in sich drin haben muß, sprich Talent.
Das ist nicht nur mit Schauspielerei so ... Wenn ich z.B. gelegentlich Texte von Menschen lese, die sich Germanist[inn]en o.ä. nennen, denke ich manchmal, sie mögen studiert haben und dieses und jenes angelernte Zeug drauf haben, vor, mit Verlaub, Strunzdummheit (in einem bestimmten Fall. In anderen vor, sagen wir, Wahrnehmungsdefiziten ...) schützt das offenbar nicht ...
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben:kriege ich einen auf den Deckel, nicht du.
Ob einen auf den Deckel oder nicht das bleibt sich gleich, auch Fairness zeigen wird vor schonungslos angefeindet und ausgegrenzt werden nicht schützen, beileibe nicht, th'is clear, Feindbild bleibt Feindbild ... aber klarstellen wollte ich das. Just klarstellen, auch ganz ohne Sinn oder Zweck. Yes. Well.
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von markus »

rodger hat geschrieben:Menschenskind, Du hast doch selber mal vertellt, daß Du dieses menschelnde Alles - nicht - so - eng - sehen und Alle - Fünfe - Gerade - sein - lassen sehr schätzt, wenn er mit Lindsay zum Friseur geht oder mit Albani aus der Dose ißt, so kommt auch der Granger herüber, menschlich, nicht zimperlich, hart aber herzlich, sympathisch, liebenswürdig. Für meinen Geschmack..
(Der weiß ja mehr über mich bescheid als ich selber. Ich muß da schwer aufpassen... :lol: )

Ja wenn du es so siehst ist es ja ok (auch wenn ich den Granger dadurch trotzdem nicht lieb gewinne, aber darum gehts ja nicht), aber eindeutig May-mäßig ist das nicht, das kann in jedem Roman, in jedem Film vorkommen. Und da stellt sich gleich die Frage "Was ist typisch May?", und da kommt von jedem eine andere Antwort. Wenn du bei Granger ein Gefühl für May-Nähe bekommst ist es ja ok, ich bekomme es nicht. Für Granger spricht jedoch, und da geb ich dir recht, daß er zumindest nicht so steif und hölzern spielt wie die meisten anderen Hauptdarsteller in den KMF, auch der Lex Barker hätte etwas lockerer sein können, auch wenn er nicht schlecht gespielt hat.

Übrigens lieber Rüdiger, wie fandest du eigentlich den Ralf Wolter als Sam Hawkens? Das hast du mir noch nie gesagt.

:wink:
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

markus hat geschrieben: Übrigens lieber Rüdiger, wie fandest du eigentlich den Ralf Wolter als Sam Hawkens? Das hast du mir noch nie gesagt.
Doch, zuletzt offenbar am 20. August ...
’rodger’ hat geschrieben: @Wolter

Ich glaube auch, daß es an Buch und Regie lag, daß er so unpassend schwerpunktmäßig zur Witzfigur wurde. Optisch und von Stimme und Wesen her finde ich ihn sehr passend. Aber das Buch (nicht das von May !!) macht ihn völlig unangemessenerweise zum Dummkopf, z.B. in der Szene, wo Kara Ben Nemsi ihm die Sache mit "kugelfest" erklärt.
Und im Juli 2007,
’rodger’ hat geschrieben: Wolters Darstellung bringt dieses kindliche, spontane, "unschuldige" der Figur gut herüber; auch diese helle Stimme und das "Babyface", das alles paßt m.E. sehr gut. Mag durchaus sein, daß er drehbuchgemäß oft zu albern oder dusselig wirkte, das kann ich gar nicht beurteilen, da ich die Orient-Filme vor über dreißig Jahren gesehen habe und später nur noch ausschnittweise. Aber Wolter gefällt mir sowohl als Halef als auch als Hawkens. So etwas ist natürlich auch immer sehr subjektiv.
8)

(Das eine Zitat meinte ich übrigens natürlich völlig anders, aber egal, manchmal ganz gut wenn nicht alles verstanden wird ... 8) )
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Re: 'May-Treue'

Beitrag von rodger »

Zur Thematik ewiger Krieg, Konflikt, Kampf (Hallo August) und daß ich es weniger vorwurfsvoll als resignativ meinte habe ich vorhin, wie es der Zufall (es fiel mir zu) so wollte, noch Folgendes gefunden:

„Das Herz begann, mir wehe zu tun; ich hatte das sichere Gefühl, daß die Starrsucht dieser Leute üble Folgen haben werde.“

„Er war das lebendig gewordene Bild des rücksichtslosesten, keiner Ueberlegung mehr fähigen Zornes. Ich kann nicht etwa bloß sagen, daß er mir leid tat, denn das, was ich jetzt empfand, war viel, viel mehr.“

Beide Zitate aus dem „Anhang“ von „Der Schut“, wo es ja auch darum geht, daß die Menschen halt immer wieder die gleichen Fehlverhaltensweisen an den Tag legen, über Generationen, und aus diesen Mustern offenbar nicht ausbrechen können ... „Vermutlich, lax ausgedrückt, Einblick in den Lauf der Welt und die Natur der Dinge ...“ schrieb ich auf meiner Internetseite seinerzeit zu dem „viel, viel mehr“ des zweiten Zitats ...
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