Karl May, Mormonen und Genealogie
Verfasst: 13.8.2007, 22:43
Da das anderswo angeschnittene Thema nichts mehr mit dem ursprünglichen zu tun hat (Perry Rhodan), eröffne ich hier einen eigenen Thread dazu. Karl May war kein Freund der Mormonen. Nichtsdestotrotz ist einer seiner Schwesternachkommen zu dieser Glaubensgemeinschaft übergetreten und hat alle seine Vorfahren und deren Geschwisternachkommen, deren er habhaft weden konnte, mormonisch taufen lassen, darunter auch Karl May, gemäß meinen Informationen nach dem Motto, vielleicht werde sich seine Seele anders besinnen und sich mormonischen Glaubensgrundsätzen zuwenden. Ich erlaube mir, das zu bezweifeln.
Die Latter-Days-Saints alias Mormonen tun aus religiösen Gründen viel für die dauerhafte Konservierung von Dokumenten in Form von Verfilmungen, die zum Teil in ihren Mikrofilmzentren kostenlos für staatliche Archive erfolgen. Die sächsische Landeskirche steht den LDS als einer besonderen Wiedertäuferbewegung sehr ablehnend gegenüber und stellt ihnen ihre Kirchenbücher nicht zu Erfassung und Auswertung zur Verfügung. Ich persönlich als Genealoge sehe keinen Grund, das zu bedauern.
Das Interesse der LDS an Genealogie ist religiös begründet und das Ziel ihrer Vorfahrensammlungen deren mormonische Taufe.
Eine große genealogische Datenbank der Mormonen ist der sogenannte IGI (International Genealogical Index), den viele Familienforscher bemühen, um darin ihre Vorfahren zu finden. Darin entdeckt man unter anderem Karl May, aber auch mehrfach (!) Martin Luther (!!!) und viele andere bekannte Gestalten der Geschichte.
Der IGI ist, besonders in seinem deutschen Teil, eine sehr unzuverlässige Quelle, wie mir bewußt wurde, als ich Datensätze von Personen aus Sachsen kontrollierte. Etliche sind mehrfach, auch in verstümmelten Schreibweisen, vorhanden, und eine ganze Reihe von Datensätzen, in manchen Orten bis zu dreißig Prozent, pure Fälschungen!!! Diese Personen weilten nie unter den Lebenden. Mit großer Vorliebe werden Leute mit genauen Lebensdaten zu Zeiten genannt, in denen nirgends Kirchenbücher geführt wurden (Paulus Thomas Auerswald, geboren 2. 6. 1400 zu Grünhain - das mag nur ein Beispiel sein), andere mit drei Vornamen benannt, was vor 1700 in bürgerlichen und bäuerlichen Kreisen unüblich war; oft erscheinen vor 1800 Familiennamen, die keine einzige zeitgenössische Quelle in jenem Ort belegen kann, oder einer wird gar zu einem Datum als heiratend geführt, an dem in Wahrheit seine Erbteilung dokumentiert wurde. Mehrfachnennungen ein und derselben, manchmal fiktiven, Person, die nie entfernt werden, bauschen die Datenbank sehr auf.
Karl May hat viel von seinen Vorfahren gewußt, was sich bestätigte, und zwar anhand der Originalquellen, auch der Berichte im Elternhaus, natürlich nicht anhand der heute allzugern bemühten LDS-Datenbanken, die nicht einmal die Berufe der erfaßten Personen belegen. Lebten mehrere Personen gleichen Namens in unterschiedlichen Berufen an einem Ort, helfen sämtliche LDS-Datenbanken nicht mehr, weil da die Gefahr besteht, daß falsche Zuordnungen vorgenommen wurden. Lebten sieben Michael Lorenz gleichzeitig in einem Ort, kommt "Freude" auf, wenn alle einem Hans Lorenz als Sohn zugeordnet wurden!
Karl May predigte immer Toleranz, allerdings erstreckte er diese in seinem Werk nicht auf die Mormonen. Seit der Konkordienformel der 1570er Jahre, die alle Klerikalen in Sachsen unterzeichnen mußten, um nicht aus dem Amt gejagt zu werden, dürften meiner Ansicht nach sämtliche zukünftigen sächsischen Geistlichen, wozu Karl May als seinerzeitiger Hilfslehrer und Vikarsanwärter in der Zeit vor der Trennung von Kirche und Zeit ebenfalls zählte, auf diese und die Gegnerschaft gegenüber Wiedertäufern eingeschworen worden sein, von denen die Mormonen eventuell die auffälligsten waren.
Die Erhaltung gefährdeter Archivalien durch Mikroverfilmung und die Zurverfügungstellung der Filme zum Zwecke der Schonung der Originale ist eine lobenswerte Arbeit, ebenso die Erstellung eines Stückes Menschheitsgedächtnis, weniger erfreulich jedoch die religiöse Begründung der gesamten Initiative und die religiöse Auswertung der darin enthaltenen Daten. Und sogar die Mormonen sind in sich zersplittert, die LDS nur eine ihrer Gruppierungen.
Was man über die Mormonen in Wikipedia liest, bestätigt meiner Meinung nach eines, was Karl May sehr anprangerte: die besonders in religiösen Dingen bei ihnen teilweise vorhandene Intoleranz.
Die Latter-Days-Saints alias Mormonen tun aus religiösen Gründen viel für die dauerhafte Konservierung von Dokumenten in Form von Verfilmungen, die zum Teil in ihren Mikrofilmzentren kostenlos für staatliche Archive erfolgen. Die sächsische Landeskirche steht den LDS als einer besonderen Wiedertäuferbewegung sehr ablehnend gegenüber und stellt ihnen ihre Kirchenbücher nicht zu Erfassung und Auswertung zur Verfügung. Ich persönlich als Genealoge sehe keinen Grund, das zu bedauern.
Das Interesse der LDS an Genealogie ist religiös begründet und das Ziel ihrer Vorfahrensammlungen deren mormonische Taufe.
Eine große genealogische Datenbank der Mormonen ist der sogenannte IGI (International Genealogical Index), den viele Familienforscher bemühen, um darin ihre Vorfahren zu finden. Darin entdeckt man unter anderem Karl May, aber auch mehrfach (!) Martin Luther (!!!) und viele andere bekannte Gestalten der Geschichte.
Der IGI ist, besonders in seinem deutschen Teil, eine sehr unzuverlässige Quelle, wie mir bewußt wurde, als ich Datensätze von Personen aus Sachsen kontrollierte. Etliche sind mehrfach, auch in verstümmelten Schreibweisen, vorhanden, und eine ganze Reihe von Datensätzen, in manchen Orten bis zu dreißig Prozent, pure Fälschungen!!! Diese Personen weilten nie unter den Lebenden. Mit großer Vorliebe werden Leute mit genauen Lebensdaten zu Zeiten genannt, in denen nirgends Kirchenbücher geführt wurden (Paulus Thomas Auerswald, geboren 2. 6. 1400 zu Grünhain - das mag nur ein Beispiel sein), andere mit drei Vornamen benannt, was vor 1700 in bürgerlichen und bäuerlichen Kreisen unüblich war; oft erscheinen vor 1800 Familiennamen, die keine einzige zeitgenössische Quelle in jenem Ort belegen kann, oder einer wird gar zu einem Datum als heiratend geführt, an dem in Wahrheit seine Erbteilung dokumentiert wurde. Mehrfachnennungen ein und derselben, manchmal fiktiven, Person, die nie entfernt werden, bauschen die Datenbank sehr auf.
Karl May hat viel von seinen Vorfahren gewußt, was sich bestätigte, und zwar anhand der Originalquellen, auch der Berichte im Elternhaus, natürlich nicht anhand der heute allzugern bemühten LDS-Datenbanken, die nicht einmal die Berufe der erfaßten Personen belegen. Lebten mehrere Personen gleichen Namens in unterschiedlichen Berufen an einem Ort, helfen sämtliche LDS-Datenbanken nicht mehr, weil da die Gefahr besteht, daß falsche Zuordnungen vorgenommen wurden. Lebten sieben Michael Lorenz gleichzeitig in einem Ort, kommt "Freude" auf, wenn alle einem Hans Lorenz als Sohn zugeordnet wurden!
Karl May predigte immer Toleranz, allerdings erstreckte er diese in seinem Werk nicht auf die Mormonen. Seit der Konkordienformel der 1570er Jahre, die alle Klerikalen in Sachsen unterzeichnen mußten, um nicht aus dem Amt gejagt zu werden, dürften meiner Ansicht nach sämtliche zukünftigen sächsischen Geistlichen, wozu Karl May als seinerzeitiger Hilfslehrer und Vikarsanwärter in der Zeit vor der Trennung von Kirche und Zeit ebenfalls zählte, auf diese und die Gegnerschaft gegenüber Wiedertäufern eingeschworen worden sein, von denen die Mormonen eventuell die auffälligsten waren.
Die Erhaltung gefährdeter Archivalien durch Mikroverfilmung und die Zurverfügungstellung der Filme zum Zwecke der Schonung der Originale ist eine lobenswerte Arbeit, ebenso die Erstellung eines Stückes Menschheitsgedächtnis, weniger erfreulich jedoch die religiöse Begründung der gesamten Initiative und die religiöse Auswertung der darin enthaltenen Daten. Und sogar die Mormonen sind in sich zersplittert, die LDS nur eine ihrer Gruppierungen.
Was man über die Mormonen in Wikipedia liest, bestätigt meiner Meinung nach eines, was Karl May sehr anprangerte: die besonders in religiösen Dingen bei ihnen teilweise vorhandene Intoleranz.