Epoche?

Thomas Math
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Beitrag von Thomas Math »

Sorry ich habe nicht die Biografie May's sondern Schmidt's gemeint.Ich mag mich irren,aber hat dieser Herr nicht unter schwerer Kontaktarmut und grandioser Selbstueberschaetzung gelitten ?
Wie gesagt ich habe meine Infos aus dem Internet und die moegen deshalb nicht unbedingt zutreffen.
Was die Rezeption angeht,wie schon zuvor gesagt,ich teile Literatur nicht in verschiedene qualitative Kategorien ein oder sagen wir es mal so Literatur,die mich nicht unterhaelt ist schlecht.
Es mag ja sein,dass einige Menschen May's Alterswerk gelesen haben nachdem sie von Schmidt dazu angeregt wurden.
Viele Tausende haben May durch die Spielfilmfilme der 60er Jahre entdeckt.
So gesehen ist Schmidt im Vergleich zu Reinl voellig unbedeutend,.
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rodger
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Beitrag von rodger »

schwerer Kontaktarmut und grandioser Selbstueberschaetzung
Nietzsche auch. Lohnt sich trotzdem zu lesen.

:wink:

Die Herrschaften (Schmidt, Nietzsche und noch ein paar andere) haben aber darunter nun nicht unbedingt "gelitten", sondern es aus freien Stücke so gehandhabt und auch mehr oder weniger genossen; "Wer einsam ist der hat es gut weil niemand da der ihm was tut" (Wilhelm Busch), hatten wir schon mal hier im Forum, auch Herr Sämmer lieferte seinerzeit treffliche Zitate (Thread "Karl Mays Einsamkeit").

Was die "Qualitätsprädikate" zur Literatur angeht, sehe ich es durchaus ähnlich wie Thomas Math, nach allerhand Stefan Zweig, Nietzsche und Houellebecq in letzter Zeit muß ich zwischendurch mal wieder einen gepfegten Karl May lesen, ich komme immer wieder mal zu ihm zurück. Das ist so ähnlich wie mit Currywurst und Pommes; natürlich ist anderes besser, gesünder und was weiß ich, aber es schmeckt halt immer wieder gut.

:wink:
So gesehen ist Schmidt im Vergleich zu Reinl voellig unbedeutend,.
Falls jemand zweifelt: Doch, der meint solche Sätze ernst.

:lol:

:wink:
marlies

Beitrag von marlies »

die Frage von StefanS hat mich sehr interessiert, die Antwort ... eine konkrete Antwort ... fehlt immer noch ... so wasisserdenn? Hat man eine 'Mehrheitsmeinung' irgendwo? Oder darf man annehmen dass fuer May eine 'neue' Klassifikation in Literatur gemacht wurde? Oder grappeln wir da immer noch im dunkeln ... ... und 'man' reklamiert dass sich die Jugend fuer May nicht mehr interessiert ... I don't know ... :?
JennyFlorstedt
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Beitrag von JennyFlorstedt »

Liebe Marlies,

es gab zu allen Zeiten Dichter und Autoren, die sich nicht in gängige Schubladen zwängen ließen. Karl Mays Werke weisen allerhand Elemente auf, die man in den jeweiligen Definitionen von "Romantik", "Naturalismus" oder "Symbolismus" samt deren Spezialausführungen wiederfinden kann. Aber diese Defintionen sind keine Zwangsjacken.

Der eine Text von May gehört mehr in die eine Schublade, ein anderer eher in eine andere... und gleichzeitig haben sie Merkmale, die sie aus sämtlichen Schubladen wieder herauskatapultieren.

Die Frage ist nicht zu beantworten.

ta

PS: Für Schüler ist es immer leichter, wenn sie in einem Gedicht ein Posthorn finden und so eine Einordnung zur Romantik treffen können. Aber so leicht macht es May einem dann doch nicht. ;)
PPS: Ich hatte in einem Schulaufsatz damals eine Einordnung in die Neoromantik diskutiert. Ich hatte mich an irgendeinem Reiseroman festgebissen und dann brav alle märchenhafte Motive und Fernweh-Zitate aufgelistet.
Täglich neues zu entdecken bei www.karl-may-wiki.de
marlies

Beitrag von marlies »

<groan> ... 'Maerchenhafte Fernweh Romantik' ? no takers? ... ich bin halt ein Schubladen Heini ... manchmal ... nicht immer ... meistens nicht.

Travel Fiction of the 1800s.

Da gehoeren auch Nathaniel Hawthorne, Harriet Beecher Stowe, William Dean Howells, Sarah Orne Jewett, Edith Wharton, Edward Bellamy und Sinclair Lewis mit dazu ...

That'll do...und ich kann keine Deutsche Phrase dafuer finden ...
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rodger
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Beitrag von rodger »

Ja jiwittdattdann … Nie, (Uwe B.: ich wiederhole: ) Nie war ich mir mit der Florstedtschen so einig. Bissel spät. Hätte sie nicht mal früher sowas schreiben können ?

:wink:

(Vorher hatte ich schon das Folgende geschrieben, und so mag es noch folgen, auch wenn die liebe Jenny das alles schon viel schöner erklärt hat: )

Genausowenig wie man einen Menschen ausschließlich unter Schütze, Krebs, Steinbock oder was weiß ich oder etwa Staphisagria, Lachesis usw. einordnen kann, genauso wenig wäre es sinnvoll, einen paradiesvogeligen Autor wie May, der in mancherlei Hinsicht mit „normalen“ Maßstäben nicht zu messen ist, in eine Epoche oder Stilrichtung einzutüten.

Das macht man zwar gern, dann ist man, sozusagen, mit ihm fertig, aber adäquat ist es nicht. (Darauf wurde auch ich schon hingewiesen, auf gelegentlich zu grobe Schubladen, mit denen man es sich zu einfach macht. Recht hatte er, der Mann.)

:wink:

Es gibt immer Mehrfachtreffer, Überschneidungen und Mischformen, sowie allerhand, was bei diesen Eintütereien und Schubladisierungen unter den Tisch fiele.

„Trivialliteratur“ ist schon richtig (einige Bände sind zu großen Teilen so flach und belanglos dass es geradezu ein Hohn wäre mehr darin zu sehen). Wobei Trivialliteratur wie Fast Food wie gesagt ganz köstlich munden können.

:wink:
Zuletzt geändert von rodger am 17.5.2007, 11:22, insgesamt 1-mal geändert.
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rodger
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Beitrag von rodger »

Travel Fiction of the 1800s.

Da gehoeren auch [...] mit dazu ...
... und Melville und Hemingway unter Fischerei-Fachliteratur ...

:twisted:

Nein, eben nicht. Den Herrschaften pflegt es durchgehend um einiges mehr zu gehen.
marlies

Beitrag von marlies »

:twisted: :lol: :twisted: :lol: :twisted: :lol: und schon dachte ich ...

Karl Mayism ??? :idea: :idea: :idea: und dann ist da noch die Menschheitsfrage ... :roll:

'Man' hat ja auch Dadaism ... oder?

Na ja ... warum brauchte Gott sechs Tage um die Welt zu schaffen - wo 'He' doch Allmaechtig ist ... und woher kam die erste Vogelfeder ? ... jetzt geh ich aber befor mir noch Buecher um die Ohren fliegen ... :lol: :twisted: :lol: :twisted: :lol: :twisted:

Man darf mir verzeihen - heute Abend war mal wieder 'Kommissar Rex' Abend ... und das Hunderl hat den Moerder geschnappt ... gut gemacht ...

Zurueck zum Thema ... yes, I agree ... Karl May kann nicht eingeordnet werden.

Warum hat man ihm nicht gesagt dass er sich fuer EINE genre entscheiden soll, und nur fuer EINE Epoche allein representativ schreiben soll ... ich weiss nicht ... er hat allen einen Strich durch die Rechnung gemacht ... methinks.

Sorry ... Australian humour :twisted: ...Mayism... has a ring to it ...
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rodger
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Beitrag von rodger »

Mayism...
Mayonaise.

(Hatte ich auch vorhin bei Currywurst/Pommes vergessen zu erwähnen.)

:lol:
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Wolfgang Sämmer
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Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Thomas Math schreibt, Literatur, die ihn nicht unterhalte, sei schlecht. Ob Literatur gut oder schlecht ist, hängt für ihn also davon ab, ob sie ihm schmeckt oder ob sie ungenießbar für ihn ist. Macht er es sich da nicht ein bißchen zu einfach? Arno Schmidt jedenfalls würde ihm ganz energisch widersprechen. Er schreibt:
Dabei ist doch wirklich nichts leichter, als zu entscheiden, ob ein Autor zur Hochliteratur gehört oder nicht: das ist ja schließlich keine Frage des persönlichen Geschmacks; sondern man hat da ganz einwandfreie Kriterien - Bemühung um Sprache, Form, Inhalt - aus denen sich die Rangordnung eines Schriftstellers einwandfrei ergibt! Mich interessiert nicht, ob von May bisher 13 Millionen Bände verkauft wurden: das ist ein Merkmal, das er sowohl mit dem größten Schöps als auch dem größten Genius gemeinsam hat! Mich interessiert nicht, ob er die exotischen Länder, die er so ausgiebig beschrieb, tatsächlich mit Leibesaugen gesehen hat - Schiller war auch nie in der Schweiz : und wie wimmelt es im Tell von Lawinen und Alphörnern ! Ebenso ist mir völlig uninteressant, ob er ein Jugend- oder Volksschriftsteller ist : das wäre das Stigma des früher oder später doch rettungslos für die Versenkung Bestimmten ! Ich frage hier lediglich: "Gebührt May eine Stelle im Kontinuum unserer Hochliteratur?" Oder anders formuliert: "Kann ihn ein denkender Mensch über 20, der inzwischen begeistert Goethe gelesen hat, Schopenhauer, die Romantiker : kann ein Solcher ihn noch mit Ehren in die Hand nehmen?"
(Arno Schmidt: Das essayistische Werk zur deutschen Literatur in 4 Bänden. Sämtliche Nachtprogramme und Aufsätze; Band 4. Eine Edition der Arno-Schmidt-Stiftung im Haffmans Verlag, Zürich 1988, S. 101)
marlies

Beitrag von marlies »

rodg...you killin'me :lol: :lol: :lol: ... I stick with Mayism.

aber dies: "Kann ihn ein denkender Mensch über 20, der inzwischen begeistert Goethe gelesen hat, Schopenhauer, die Romantiker : kann ein Solcher ihn noch mit Ehren in die Hand nehmen?"

Habe noch nie Goethe, Schopenhauer, oder sogar Shakespeare gelesen (vielleicht als Schweizer den Tell von Schiller - bin aber auch nicht sicher tztztztz) ... oops ... fuehle mich deshalb unbeeinflusst geehrt May in die Hand nehmen zu duerfen und ihn sogar zu uebersetzen. Die Architektur seiner Grammatik war nicht was ich als Hochliteratur bezeichnen wuerde ... im Gegenteil ... aber wenn man bedenkt dass er JETZT NOCH die Gemueter bewegt, und es fertig bringt dass sie um ihn streiten (ich bitte das Wort im breitesten Sinne zu verstehen), in welcher Form auch immer, das zwingt mir ein 'smile' auf mein Gesicht ... und dieser thread erst ... das ist doch May-Essence ... 'hier bin ich, beschaeftigt Euch mit mir...'
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Die Frage von Schmidt kann man ja getrost mit einem satten "Ja" beantworten.
Vielleicht sollte man bei der Suche nach einer Einordnung von Mays Werk davon ausgehen, was er selber wollte und konnte. Er konnte erzählen, unterhalten, belehren (der Lehrer war in ihm immer präsent), rechtfertigen. Als Schauplätze wählte er meistens fremde Länder, in der Hauptsache den vorderen Orient und Nordamerika. Ich denke, das waren Gegenden, die vor der Jahrhundertwende zwar noch weit genug weg und damit exotisch und interessant genug waren, um allein durch die Wahl des Handlungsortes Spannung mitaufzubauen, gleichzeitig hatte man darüber schon gehört oder gelesen, man konnte sich was vorstellen, die Gegenden waren erreichbar.
Er selber hat sich als Märchenerzähler bezeichnet, als Lehrer.
Warum nennt man ihn nicht einfach einen Erzähler! Zeitraum.. - fertig!

Sylvia
marlies

Beitrag von marlies »

Hakawati - wenn man den Syrischen Hakawaties in den ess/drink/(rauch?)-lokalen so zusieht und zuhoert, dann (zumindest ich) kann man sich May vorstellen.
zu Mayism, kommt Hakawati --- (wir koennten hier 'Geschichte' machen!)
Waukel
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Beitrag von Waukel »

Auja, wir kre-ieren (ich trenne dieses Wort gerne, sonst lese ich immer krei-eren, wie ... ) einfach einen neuen Begriff für Mays Werk. Hakawtischer Mayismus oder Hakwatanischer Mayismus. Vielleicht auch Mayismus hakawatensis. Oder...
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rodger
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Beitrag von rodger »

you killin'me
… softly.

;)

Was Arno Schmidts zitierte Kriterien angeht, beweist er einigermaßen schlüssig, dass May NICHT zur „Hochliteratur“ (vorzugsweise auf Kirchtürmen oder in Freiballons zu lesen ?) zu zählen ist.

Die Verkaufszahlen interessieren in der Tat auch nicht. Vielleicht sagt noch jemand Dieter Bohlen (u.v.a. …) hätten mehr „Bedeutung“ als Kafka oder Rilke …

Was er da mit diesen seltsamen „Ehren“ will, der Schmidt, erschließt sich mir nicht.

Interessant ist auch, dass hochintellektuelle Köpfe bei der Beurteilung Mays und seines Spätwerks völlig unterschiedliche Ansichten haben. Bloch liebte die Reiseerzählungen und bezeichnete das Spätwerk wörtlich als „verloren“, Schmidt sah es umgekehrt, „man beschränke sich“, schrieb er, „strikt auf diese beiden“ (Silberlöwe III/IV und A&D).

Und, noch mal zu Hoch & Tief, sehr lesenswert ist „Dichter beschimpfen Dichter“, Haffmans bei Zweitausendeins, was da z.B. so über Goethe zu lesen ist … Es ist doch alles sehr, sehr relativ.
Ob Literatur gut oder schlecht ist, hängt für ihn also davon ab, ob sie ihm schmeckt oder ob sie ungenießbar für ihn ist.
Wenn man sich dann dessen bewusst ist, dass dieses „gut oder schlecht“ natürlich rein subjektiv ist, ist dagegen kaum etwas einzuwenden.

Es gibt Autoren, mit denen kann ich nicht allzu viel anfangen, dazu gehört z.B. neben besagtem Arno Schmidt auch Jean Paul (Gruß an Sandhofer; die Unverträglichkeit zweier Mentalitäten zeigt sich auch darin recht gut …) Ich würde nun nie sagen, Jean Paul, oder wer auch immer, sei „schlecht“, Nein, er liegt mir nur einfach nicht. Anderen liegt May nicht, z.B. meiner Lebensgefährtin, sie hat noch nicht eine Zeile von ihm gelesen, was meiner Wertschätzung (sowohl ihr als auch May gegenüber) indes keinerlei Schmälerung widerfahren lässt …

;)

@Waukel

Den Turnerstickismus wollen wir nicht vergessen ... Vielleicht lade ich eines Tage zur offiziellen Gründungsfeier (lieber wie beim Dinner for one ...). Dann gibt's auch eine kleine Broschüre, aber nicht weinrot, Nein, vielleicht Blau wie die See ...

Kre-iren ... Mäu-schen ist auch so eine Falle. Oder "Nichts, würdiger Herr Direktor" ...

Grüße

Max Plappermann
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