Ludwig II. von Bayern und Karl May

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rodger
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Beitrag von rodger »

abukital hat geschrieben: Die seriöse Geschichtsschreibung kommt nämlich immer mehr davon ab, Ludwig II. als schrecklichen Irren abzuwerten, der nicht mehr Herr seiner Sinne gewesen sei.
Ich hab' das auch nie bezweifelt, daß der nicht "geisteskrank" war.
Karl May ganz offensichtlich auch nicht. Aus dem entsprechenden Kapitel im Original des "Weg zum Glück" meine ich herauszulesen, daß er der offiziellen Version nicht glaubt, auch nicht der vom Freitod. (Irgendwie fällt mir gerade ein, daß wir mit Herrn Moellemann einen Politiker verloren, der egal was man von seinen Ansichten gehalten haben mag, jenseits stromlinienförmiger Taktiererei wenigstens offen seine Meinung gesagt hat)

Nebenbei: daß Angeln weniger blutrünstig als die Jägerei sei, ist auch nur scheinbar so. Man hängt die armen Viecher mal eben am Eisenhaken auf und schneidet ihnen anschließend den Kopf ab. Aber man kommt schön zur Ruhe ...
abukital
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Beitrag von abukital »

Hallo Herr Altherr,
ich wollte, ich hätte eine einfache, kurze Antwort über die wahre Todesursache Ludwigs II.

Sicher ist auf jeden Fall so viel:

Daß ein hervorragender Schwimmer (und das war Ludwig nun mal) im gerade mal brusthohen Wasser einfach so ertrinken kann, ist nur sehr schwer vorstellbar.

Das Obduktionsprotokoll des Königs enthält kurioserweise keine Todesursache, aber auch keinerlei Hinweis darauf, daß bei der Sektion Wasser in der Lunge des Königs gefunden worden wäre (müsste aber, wenn er denn wirklich ertrunken wäre).

Eine Obduktion des ebenfalls tot im See aufgefundenen behandelnden Arztes unterblieb unverständlicherweise völlig, obwohl dessen Assistenzarzt noch darauf hingewiesen hatte.

Merkwürdig ist außerdem, daß die drei während des letzten Spaziergangs des Königs bis zum des Königs und seines Arztes im Park von Schloß Berg patroullierenden Gendarmen übereinstimmend zu Protokoll gegeben haben, "nichts, aber auch gar nichts" gehört zu haben, wobei einer der Gendarmen nach Aktenlage sogar ziemlich nahe am Schauplatz des Geschehens gewesen sein muss.

Kurios wird es ja schon im Vorfeld der Geschehnisse am Starnberger See, nämlich bei der Entmündigung des Königs, die nicht aufgrund persönlicher Untersuchung des Königs vorgenommen wurde, sonder vielmehr aufgrund handverlesener zweifelhafter Aussagen von königlichen Bediensteten. Seltsamerweise wurde für die Durchführung der Entmündigung des Königs auch kein Amtsgericht herangezogen, was auch nach der damaligen Rechtslage eigentlich unabdingbar gewesen wäre.

Sie sehen, es gibt da einige Ungereimtheiten um den Tod des Königs und seines Arztes. Was damals allerdings wirklich passiert ist, das ist anhand der noch vorhandenen Dokumente leider nicht mehr zweifelsfrei feststellbar.
K.A.

Beitrag von K.A. »

Lieber Abukital,

das ist im wesentlichen auch mein Informationsstand zum Tode Ludwig II. und ich empfinde es als Skandal, dass der König ohne Untersuchung und Gerichtsbeschluß entmündigt wurde.

Es lässt sich jedoch vielleicht oder wahrscheinlich dadurch erklären, dass hier ein König zum "Bauernopfer" wurde, nur damit das Ministerium Lutz unbeschadet die politische Krise überstehen konnte, die die Schloßbauten des Königs u.v.m. hervorgerufen hatte.

Dadurch lässt sich das "Komplott" des Ministeriums Lutz erklären, nur verwundert es mich immer wieder, dass sich der renommierte Dr. Gudden dafür hergegeben hat.

Sein Tod dagegen wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Tatsache bleibt für mich jedoch, dass der König nicht "irre" war und wohl ahnte, welches Leben ihn als entmündigter König erwartete. Das Schicksal seines Bruders Otto hatte er ja schon vorher immer vor Augen.
abukital
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Beitrag von abukital »

"nur verwundert es mich immer wieder, dass sich der renommierte Dr. Gudden dafür hergegeben hat."

Genau das ist wirklich erstaunlich. Immerhin war Dr. Bernhard von Gudden damals nicht irgendein unbekannter Feld-, Wald- und Wiesenarzt, sondern eine der großen Kapazitäten in der Psychiatrie, der mit als einer der ersten den gewaltfreien Umgang mit psychisch Kranken propagierte.
Laut eines erst kürzlich wieder aufgetauchten Protokolls hat Dr. von Gudden bei seinem Tod übrigens die erstaunlich hohe Summe von 180 Goldmark mit sich geführt - für damalige Verhältnisse ein kleines Vermögen...

Und er reagierte auffallend heftig, als sein ebenfalls als Psychiater in Schloß Berg anwesender Schwiegersohn den angeblich unheilbaren Geisteszustand des Königs anzweifelte...
K.A.

Beitrag von K.A. »

Natürlich hat Dr. von Gudden heftig reagiert, lieber Abukital.

Es steht wohl außer Zweifel fest, dass Dr. von Gudden sich seines unrechtsmäßigen Tuns bewußt war. Nur - was hat ihn bewogen, sich dafür herzugeben. War er mit Lutz befreundet und anderen Kabinettskollegen oder wünschten gar Mitglieder des Hauses Wittelsbach - diese Theorie habe ich auch schon gelesen - die Abdankung Ludwig II. eventuell auf diesen schon kriminell zu nennenden Wege durchzusetzen? Konnte sich diesen Aufforderungen Dr. von Gudden nicht entziehen? Es bleiben Fragen über Fragen.

Viele Grüße
Kurt
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