Karl May und die Rote Reihe

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Lola
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Karl May und die Rote Reihe

Beitrag von Lola »

Nur eine Beobachtung am Rande. War vorgestern in der Bibliothek wo ich über die "Kurz"geschichtenbände "Winntou und der Detektiv" oder "Hadschi Halef Omar und der Frauenräuber" gestolpert die als "Rote Reihe" vermarktet werden.

Was für mich schon die dritte May verwandte Publikation ist die sich "Rote Reihe" nennt.

Man fragt sich wo die große Faszination einer roten Reihe herkommt. (Obwohl, rein visuell ist es schon sehr ansprechend)
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Helmut
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Beitrag von Helmut »

Die "Rote Reihe" des Verlags "Nymphenburger" gehört zu den Reihen, die "Original"-Karl-Mays in modernisierter Schreibweise herausbringen.
"Winnetou und der Detektiv" entspricht "Auf der See gefangen" (ein sehr füher Roman "Mays"), während der 2. Titel wirklich eine Kurzgeschichtensammlung darstellt.

Helmut

P.S: Das alles kann auf "www.karl-may-buecher.de" nachgesehen werden.
Lola
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Beitrag von Lola »

Und gibt es viele Änderungen? Ich dachte das Problem mit Auf der See Gefangen oder Der Scout ist dass es sich hier noch um einen Prä-Winnetou handelt.

Wie gesagt mein Gedanke drehte sich eher darum dass ja auch Herr Marheinecke eine Serie hat die als Rote Reihe vermarktet wird (link). Und gibt es nicht auch von Parkland eine Rote Reihe?

Ansonsten, ich lese grade den Frauenräuber, eine Sammlung der Marienkalendergeschichten. Da sogar einige inkludiert sind die ich nicht gekannt habe, komme ich durchaus auf meine Kosten :D
Thomas Schwettmann

Beitrag von Thomas Schwettmann »

Wobei - auch abgesehen von der modernisierte Rechtschreibung - die Textfassungen nicht immer wirklich original zu nennen wären. Da gibt es schon ein paar Mikroberbeitungen, so wurde etwa in Tödliches Feuer' (entspricht 'Ein Ölbrand') aus dem allerdings nur lediglich erwähnten 'langen Hilbers' ein 'langer Holbers'.

In 'Winnetou und der Scout' ferner hat das Duo Augustin & Hansen den Ku-Klux-Klan in Texas außen vorgelassen, und das, obwohl die Anzahl der Leser, die dieses Buch lesen, ohne bereits vorher die 'Winnetou II'-Fassung zu kennen, doch wohl sehr gering sein dürfte. Warum also dann so ein Eingriff, fragt man sich, wenn sowie fast jeder Leser weiß, daß die Männer in den Kaputzen vom KKK sind? Subtiler ist da noch die Benennung eines bei May anonymen Apachen in den 'Raben' Tchishuki. Dennoch frage ich mich auch hier, warum? Bearbeiterstolz, eine Eigenkreation untergebracht zu haben?

Das sind allerdings nur einige Abweichungen, die mir nebenbei auffielen, systematisch habe ich Nymphenburger Texte nicht verglichen. da wurde aber bestimmt auch in ganz normale, unauffällige Texte eingegriffen. So machte ich mich einmal daran, nach Wechselwirkungen zwischen den bei den 'Frohen Stunden' abgedruckten Roman 'Auf der See gefangen' und den parallel erschienden Kurzgeschichten zu suchen, z.B. die Ausschlachtung der Firehand-Novelle für 'Der Ölprinz' und dem Eisenbahnüberfall' und dem 'Hide-Spot' in 'Auf der See', das Motiv des Juwelendiebstahls im Roman und in 'Nach Sibirien' , San Francisco als Handlungsort in 'Vom Tode erstanden' und der 'Auf der See', u.s.w. Dabei bediente ich mich der Nymphenburger-Ausgabe und stieß dabei z.B. auch auf die Formulierung 'Kampf mit Piraten', was den einen oder anderen May-Leser ja als Titel einer anonymen Seeräuber-Geschichte aus dem Bändchen der 'Karawanenwürger' bekannt sein drfte. Natürlich hätte May aus dem Kontext heraus eine solch naheliegende Formulierung ohne Kenntnis dieser Geschichte auch unabhängig und selbstständig bilden können. Tatsächlich aber gibt es die Formulierung 'Kampf mit Piraten' aber überhaupt gar nicht bei May, auch hier haben Augustin & Hansen den Text verändert.

Thomas
Lola
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Beitrag von Lola »

*Seufz*
Thomas Schwettmann

Beitrag von Thomas Schwettmann »

Lola hat geschrieben:Und gibt es viele Änderungen? Ich dachte das Problem mit Auf der See Gefangen oder Der Scout ist dass es sich hier noch um einen Prä-Winnetou handelt.
Der Prä-Winnetou ist weniger das Problem. Als May 'Auf der See gefangen für 'Old Surehand II' (KMV: 'Kapitän Kaiman') adaptierte, hat er bei der Winnetou-Figur selber kaum was geändert, ebenso hat er ja auch in der Winnetou-Trilogie den Winnetou der Urfassungen 'Old Firehand/Im fernen Westen', 'Deadly Dust' und 'Im wilden Westen Nordamerikas' allenfalls oberflächlich angepaßt, indem er etwa die Skalpe in der Kleidung gestrichen hat.

Auch bei 'Der Scout' war der Prä-Winnetou'-Aspekt her noch das geringste Problem. Hier geht es einfach darum, daß diese Geschichte von May zunächst als ein erstes Zusammentreffen von Winnetou und dem hier namenlosen Ich-Erzähler geschildert wird, der sich im Gegensatz zu der Old-Shatterhand-Genese in 'Winnetou I' dann auch wirklich wie ein echtes Greenhorn benimmt. Bei der Neufassung in 'Winnetou II' tut dann Old Shatterhand dann Old Death gegenüber so, als sei er ein Greenhorn, das ist alles nicht so überzeugend wie im Original. Jedenfalls ist die Nymphenburger Ausgabe in Ermangelung an andern Ausgaben - wenn man mal von dem Reprint, der Werke-CD und den E-Texten im Internet absieht - als 'Leseausgabe' durchaus geeignet, um diese Version kennenzulernen.

Ansonsten ist hat die 'Rote Reihe' bei May durchaus eine Tradition, die sich schon zu seinen Lebzeiten bildete. Neben den 'Grünen' Reiseerzählungen bei Fehsenfeld erschienen die Jugenderzählungen bei der Union fast alle (bis auf den 'Schwarzen Mustang') einheitlich im roten Outfit.
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