"Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Hermann Wohlgschaft
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

In den aktuellen KMG-Nachrichten findet sich auf S. 26-28 eine ausführliche Besprechung des 3. Bandes meiner "Unsterblichen Paare". Die von Christoph F. Lorenz verfasste Rezension ist insgesamt ja sehr positiv und für mich natürlich erfreulich. In einem Punkt aber muss ich dem Rezensenten widersprechen. Was Lorenz zu meiner Interpretation des May-Gedichts für Klara (Bd. 3, S. 91f.) bemerkt, verstehe ich nicht. Dass May das Gedicht wohl auch im Blick auf den bevorstehenden Jahreswechsel 1902/03 schrieb, ist doch völlig nebensächlich, hat mit der Intention meiner Ausführungen überhaupt nichts zu tun und entkräftet meine Gedichtinterpretation m.E. in keiner Weise.
mugwort
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von mugwort »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:In den aktuellen KMG-Nachrichten findet sich auf S. 26-28 eine ausführliche Besprechung des 3. Bandes meiner "Unsterblichen Paare". Die von Christoph F. Lorenz verfasste Rezension ist insgesamt ja sehr positiv und für mich natürlich erfreulich. In einem Punkt aber muss ich dem Rezensenten widersprechen. Was Lorenz zu meiner Interpretation des May-Gedichts für Klara (Bd. 3, S. 91f.) bemerkt, verstehe ich nicht. Dass May das Gedicht wohl auch im Blick auf den bevorstehenden Jahreswechsel 1902/03 schrieb, ist doch völlig nebensächlich, hat mit der Intention meiner Ausführungen überhaupt nichts zu tun und entkräftet meine Gedichtinterpretation m.E. in keiner Weise.

... was mich daran erinnert, dass ich - eigentlich - unbedingt noch einmal über einige Aspekte der "Theologischen Nachbemerkung" (S. 369 ff) diskutieren wollte, insbesondere den Punkt zur Ewigkeitsrelevanz der Geschlechterdifferenz. Komme nur seit Wochen nicht dazu, diesbezüglich meine Gedanken zu sortieren (und "unsortiert blamieren" möchte ich mich hier dann doch nicht ;-))

Viele Grüße
Irmgard
Hermann Wohlgschaft
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Ob sortiert oder unsortiert, das bleibt sich gleich. :wink: In jedem Fall, Irmgard, interessieren mich Deine Gedanken, Deine Meinung sehr. Ich bin gespannt auf Deine Ansichten, speziell zu meiner "theologischen Schlussbemerkung" zu Bd. 3 und ganz speziell zur Geschlechterdifferenz - im Himmel wie auf Erden. :wink:

Viele Grüße
Hermann
Hermann Wohlgschaft
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Inzwischen gibt es (die Amazon-Rezensionen und die Beiträge hier im Forum gar nicht mitgerechnet) ein gutes Dutzend Besprechungen meiner "Unsterblichen Paare", darunter in WELT-Online, in der Zeitschrift "Christ in der Gegenwart" und im Kulturmagazin "Scienzz". Die bisher ausführlichste Rezension findet sich in der literaturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Wirkendes Wort" (Dezember 2016). Verfasser ist Helmut Schmiedt.

Auf sechs engzeiligen DIN-A-4 Seiten geht Schmiedt auf zahlreiche Details aller 3 Bände sehr genau ein - aus der Sicht des Literaturwissenschaftlers natürlich. Schmiedt hat aus dieser Perspektive viel Kritisches anzumerken, gleichwohl ist seine Rezension m.E. sehr hilfreich, in jedem Fall sachlich und ausgewogen, in vielen Punkten auch zustimmend. Mit manchen kritischen Ausführungen Schmiedts bin ich durchaus einverstanden, im Falle einer Zweitauflage würde ich sie gerne berücksichtigen. EINEN Kritikpunkt Schmiedts kann ich freilich kaum nachvollziehen: Dass es über meine Interpretationsansätze hinaus (z.B. zu Goethes "Leiden des jungen Werthers") auch noch weitere sehr interessante Deutungsmöglichkeiten gibt, ist ja selbstverständlich. Wollte ich ALLE möglichen Aspekte sämtlicher von mir besprochenen Kunstwerke auch nur annähernd erschöpfend behandeln, müssten es statt 3 mindestens 30 Bände werden (jeder mit ca. 800 Seiten). Nein, ich bin kein Germanist, kein Literaturwissenschaftler und kein Kulturhistoriker, ich bin nur Seelsorger und Prediger. Folglich geht es mir primär (was auch Schmiedt deutlich benennt) um EINEN Aspekt: die mögliche "Ewigkeitstiefe" der zwischenmenschlichen Liebe einschließlich der Liebe von Mann und Frau.
ewo
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von ewo »

Wenn auch mit einigen Jahren Verspätung nach dem Erscheinen, hier meine Anmerkungen zum Bd. 1 der "Unsterblichen Paare":
„Unsterbliche Paare“ – eine Kulturgeschichte der Liebe
Bd. 1 Von der Antike bis zur Renaissance
Der Titel sagt eigentlich schon alles: „Paare und Liebe“ weisen auf die Zweisamkeit von Menschen, die einander in Liebe als emotionaler Basis verbunden sind; „unsterblich“ bedeutet, dass die beispielhaft ausgewählten und beschriebenen Paare im Gedächtnis der Zeitgenossen und Nachfolgenden dauerhaft lebendig geblieben sind, aber auch in ihrem ureigenen, persönlichen Wesen selbst nicht vergehen, dass ihr Wesentliches in alle Ewigkeit erhalten bleibt; „Kulturgeschichte“ schließlich weist darauf hin, dass der Autor seine These von der „unsterblichen Paar-Liebe“ anhand von kulturellen Äußerungen über einen langen Zeitraum hinweg darlegen will: Im ersten Band immerhin über eine Strecke von mehr als zweitausend Jahren.
Wohlgschaft stellt in der Einleitung die entscheidenden Fragen und beantwortet sie zugleich:
Nach dem höchsten Gut und Sinn des irdischen Daseins: Die irdische Partnerliebe – lieben und geliebt werden.
Ist der Tod das Ende von allem? Liebe im irdischen Leben kann bereits ein Vorspiel für die Liebe in der Ewigkeit sein, die den Tod überdauert und in der Ewigkeit zur höchsten Vollendung gelangt. Partner dürfen hoffen, in Ewigkeit vereint zu bleiben.
Der Autor untersucht anhand literarischer und künstlerischer Äußerungen und Werke über die gesamte Dauer der europäischen Kulturgeschichte, wie die Beschäftigung der Menschen mit die-sen Sinnfragen und wie die Antworten darauf sich entwickelt haben; dabei geht er chronologisch vor, beginnend mit berühmten Paaren der griechischen Mythologie.
Das Paar Medea-Jason als Verkörperung sämtlicher Leidenschaften und Abgründe der menschlichen Existenz, das Götterpaar Zeus-Hera als Karikatur und zugleich Abbild typisch menschlicher Ehe- und Elternpaare einschließlich Ehestreits, Ehebruchs und Versöhnung. Dann die beiden Traumpaare der griechischen Antike: Orpheus-Eurydike und Odysseus-Penelope als Sinnbilder für partnerschaftliche Treue, Liebe und Hingabe. Einzig im Schicksal des Paares Orpheus-Eurydike erscheint ein Verweis auf die Fortdauer der irdischen Liebe nach dem Tod.
Der Griechenland-Abschnitt enthält viele Anekdoten über Ehebrüche des Göttervaters, aber leider fehlen Beispiele realer historischer Paare wie z.B. Sokrates-Xanthippe oder Alexander-Roxane. Hilfreich und vorausweisend sind die Erläuterungen zum Elysium.
Es folgen Beispiele und Ausführungen zu Werken nahezu sämtlicher Dichter der klassisch-römischen Antike von Catull bis Apuleius mit dem Ergebnis, dass römische Dichter zwar gern und ausgiebig über Erotik, Leidenschaften, irdische Liebe und Liebeskummer, jedoch außer bei Tibull und Properz ohne Jenseitsbezug schrieben, wobei für die Letztgenannten Liebe im Jenseits nahezu identisch mit der diesseitigen Liebe zu sein schien. Eine Höherentwicklung der postmortalen Liebe gegenüber der irdischen konnte nicht gefunden werden.
Wie schon im „griechischen“ Abschnitt fehlen auch im „römischen“ Beispiele für reale historische Liebespaare, die durchaus zu finden gewesen wären, z.B. Caesar-Kleopatra, Seneca-Pompeia, Vespasian-Caenis oder Hadrian-Antinoos, wobei zum letztgenannten Paar sogar ein eigenwilliger Jenseitsbezug festzustellen gewesen wäre.

Nach den heidnischen römischen Paaren geht der Autor zu den frühchristlichen über und stellt fest, dass weder im Alten noch im Neuen Testament von Partnerbeziehungen, die über den Tod hinaus in die Ewigkeit reichen, die Rede ist. Einzig das Paar Maria-Josef als einziges biblisches Paar wird als Vorbild für Glauben und Gottvertrauen hervorgehoben. Erst mit der Spätantike er-scheint – namentlich bei Augustinus, dem ein bedeutender Abschnitt gewidmet wird – die Beschreibung einer Paarbeziehung, der unio mystica von Augustinus und seiner Mutter Monica, die echten Jenseitsbezug aufweist: Die irdischen Paarbeziehungen werden demnach im Himmel noch vervollkommnet.
Während des frühen Mittelalters sieht die Datenlage eher dünn aus: Bis auf Karl-der-Große-Hildegard-von-Schwaben und Otto-der-Große-Adelheid, deren Ehen beschrieben werden, aber unbekannt ist, ob sie selbst oder ihre Biografen einen Jenseitsbezug der partnerschaftlichen Verbundenheit sahen, werden keine weiteren berühmten Paare angeführt; erst mit Abaelard-Heloise folgt ein weltberühmtes Paar. Angesichts deren ungewöhnlicher Beziehungsgeschichte gönnen Autor und Leser diesem Paar, „im Himmel in Gott vereint (zu sein) in unvergänglicher Liebe“. Das Mittelalter bietet ansonsten nur noch eher dürftige Hinweise auf eine Fortentwicklung der Jenseitsvorstellungen im Blick auf irdische Partnerliebe: Lediglich der „Klassiker“ Tristan-Isolde gilt als Beispiel für unzerstörbare Liebe, auch nach dem Tode. Berühmte mittelalterliche Dichter und Troubadoure hatten eher irdische Vorstellungen von Liebe und Leidenschaft oder hinterließen jedenfalls wenig über jenseitige Vorstellungen. Ganz und gar irdisch das Nibelungenlied. Hier hätte man sich zusätzlich zu der subtilen und verständnisvollen Interpretation der Kriemhild-Gestalt eine ebensolche der Brünhild gewünscht.
Überhaupt führt Wohlgschaft durchgängig, aber besonders in den Episoden über Spätmittelalter und beginnende Neuzeit einen aufopferungsvollen und streitbaren Kreuzzug für Ansehen, Rechte und respektvolle Würdigung der Frauen: sowohl ihrer Darstellung in den literarischen Werken wie auch der zahlreich zitierten und beschriebenen Dichterinnen und weiblichen Geistesgrößen: Vom verdienstvollen Kapitel über die Beginen, Mechthild von Magdeburg, Chiara de Scifi, besonders Christine de Pizan, bis hin zu diversen Renaissance-Dichterinnen wird immer wieder die Gleichwertigkeit in Partnerbeziehung wie auch Kunst und Literatur betont. Gipfelpunkt ist eine leidenschaftliche Kritik an den Verfehlungen der Kirche gegenüber den Frauen von Augustinus bis heute. In den Abschnitten über Dante, Petrarca und Boccaccio findet und lobt der Autor die lange gesuchte Vorstellung einer auf die Ewigkeit Gottes verweisenden Deutung der menschlichen Partnerbeziehung, der jenseitigen Erfüllung der irdischen Liebe als sinnstiftender Kraft und Inspirationsquelle. Er verbindet die Interpretation der dichterischen Liebes-Lyrik mit deutlicher Kritik an der frauenverachtenden Theologie des Hl. Thomas von Aquin und deren fataler Auswirkung auf die kommenden Jahrhunderte bis heute.
Den krönenden Abschluss des Bandes stellt die Beschreibung von darstellender Kunst und dichteri-schen Werken der sinnenfreudigen Renaissance dar, wobei die Bildbeschreibungen gegenüber den Interpretationen der Dichtung eindeutig die bedeutendere Stellung einnehmen, was den „unsterblichen“ Werken der Maler und Bildhauer der Epoche nur gerecht wird: Das jenseitige Leben als sinnenfreudige Fortsetzung des irdischen, jedoch in himmlischer Glückseligkeit.
Insgesamt bietet die Darstellung Wohlgschafts einen Parforceritt durch beinahe zweieinhalb Jahr-tausende europäischer Literatur und Kunst zum Thema „Liebe“, wobei die eine oder andere Metamorphose oder Mittelalter-Ballade zugunsten realer historischer Beispiele verzichtbar gewesen wäre. Man könnte sich vorstellen, dass gelegentliche Hinweise auf außereuropäische Kulturen eine Bereicherung gewesen wären; aber vermutlich wäre dann der Umfang vollends gesprengt worden. Ohnehin stellt das Thema „Kulturgeschichte der Liebe“ bereits ein Mammutprojekt dar, bei dem notwendigerweise auf Vollständigkeit verzichtet werden und auf repräsentative Darstellung gesetzt werden muss, wenn die Neugier und Spannung beim Leser erhalten bleiben sollen.
Hermann Wohlgschaft
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Re: "Unsterbliche Paare" von Hermann Wohlgschaft

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

Die obige Besprechung von ewo trifft meine Intentionen sehr genau, eine bessere Rezension könnte ich mir nicht wünschen. ewo hat das Buch offenbar sorgfältig gelesen und auch die kleinsten Details richtig verstanden - was mich natürlich sehr freut. Ergänzend noch zwei Hinweise:

1. In meinen „Unsterblichen Paaren“ geht es, wie der Titel schon sagt, in erster Linie um PAAR-Beziehungen, um erotische Liebe, der ich – durchaus provozierend – eine „Ewigkeitsrelevanz“ zuschreibe. (Vorausgesetzt, diese Liebe kommt aus der Tiefe des Herzens und bewährt sich im Leben.) Darüber hinaus bin ich aber überzeugt: JEDE Art von Liebe (auch die Elternliebe, die Kindesliebe, die Freundesliebe, die allgemeine Nächstenliebe, auch die gesunde Selbstliebe, auch die Tierliebe, die Liebe zur Natur und zur Kunst, und vor allem natürlich die mystische Gottesliebe) hat eine „Ewigkeitsrelevanz“ – sofern diese Liebe echt ist und aus der Tiefe kommt. Auch in den „Unsterblichen Paaren Bd. 1“ beschreibe ich ja nicht nur Paarbeziehungen, sondern gehe auch ein auf die mystische Gottesliebe (z.B. bei Hildegard von Bingen, Franz und Klara von Assisi, Hadewijich von Antwerpen, Mechthild von Magdeburg) und die bewundernswerte allgemeine Nächstenliebe (etwa in der Beginen-Bewegung des Mittelalters). Dass ich in den „Unsterblichen Paaren“ die EROTISCHE Liebe besonders betone und ihre mögliche „Ewigkeitstiefe“ unterstreiche, hat vor allem diesen Grund: Im christlichen Milieu wird die körperliche Liebe – von seltenen Ausnahmen abgesehen – eher als unmoralisch verdächtigt. Jedenfalls gilt sie als „weltlich Ding“ (Martin Luther) und wird nicht in Verbindung gebracht mit der Ewigkeit Gottes (während im Alten Testament die erotische Liebe sehr unbefangen gelobt und im „Hohen Lied“ sogar aufs Höchste gepriesen wird). Mir geht es um eine religiöse Aufwertung des Eros – im Protest gegen eine Abwertung dieser Art von Liebe, wie sie im christlichen Kulturraum nicht selten üblich ist.

2. ewo vermisst im 1. Band meiner „Unsterblichen Paare“ eine Besprechung von realen Paaren wie Sokrates-Xanthippe, Caesar-Kleopatra, Seneca-Pompeia oder Hadrian-Antinoos. Für solche Hinweise bin ich sehr dankbar. Sollte es zu einer Neuauflage meiner Bände kommen, werde ich diese Anregung gerne berücksichtigen. Übrigens: In meinem Buch „Große Sterbeszenen der Weltliteratur“ (2018) kommentiere ich u.a. die Beziehung Sokrates-Xanthippe. Und in den Bänden 2/3 der „Unsterblichen Paare“ finden sich reale Partnerbeziehungen in Hülle und Fülle.
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