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Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:01
von Kurt Altherr
Das habe ich keineswegs jetzt persönlich genommen. Für mich sind diese Fakten und deren Zusammenhänge sehr wichtig.

Das Du das etwas abwertest wurde ja von einer Lady aus dem deutschen Osten damit begründet, dass Du ich in Sachen Fakten und Daten nicht so auskennst - eine Ansicht die ich nicht teile, da ich dich ja als hervorragenden Kenner in Sachen Karl May halte.

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:09
von rodger
Kurt Altherr hat geschrieben:Das Du das etwas abwertest wurde ja von einer Lady aus dem deutschen Osten damit begründet, dass Du ich in Sachen Fakten und Daten nicht so auskennst
Wann und wo ? Erzähl' mal ... :lol:

Falls ich mal über die schreibe, (falls es die gleiche ist an die ich just denke) dann schreibe ich so daß man nicht merken muß daß sie gemeint ist. (Aber derzeit ist mir das Sujet etwas fad ...) (Über Fedor Mamroth, Münchmeyer und David Lindsay habe ich ja auch schon geschrieben ...) :lol: (So etwa vergleichbar á la Feuchtwanger, wenn der über sich selber schreibt denken die Leut' ja auch er schreibt über Goya ... :wink:) (Nachtrag: das kann man jetzt wieder mal bestens mißverstehen, sehe ich gerade ... Nein, ich habe seinerzeit bei Mamroth, Münchmeyer und Lindsay nicht mich selber gemeint)

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:18
von rodger
@Sascha Schneider.

Im "Tradingpost-Online-Shop" des Karl-May-Museums gibt es zwei weitere Publikationen, einmal

"Sascha Schneider - Ein Maler für Karl May" von Hans-Gerd Röder für günstige 9,90 € (habe ich mir soeben bestellt; Preis (zum Vergleich) bei Amazon: 31 €)

sowie

"Sascha Schneider & Karl May - eine Künstlerfreundschaft", eine Broschüre für 2,50 €.

Die hatte ich bereits, dort habe ich gerade auf S. 13 Folgendes gefunden (zum Holzstich "Eins ist not"):

"Schneider spürte wohl, daß die ans Kreuz geschriebene Inschrift: "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", die Parole, die am Anfang der bürgerlichen Entwicklung ins Morgenrot einer künftigen freieren Gesellschaft wies, im entwickelten kapitalistischen System der Jahrhundertwende zur Phrase erstarrt war. Deshalb schwingt sich der lästernde affenartige Teufel hinter den vor rauchenden Fabrikschloten predigenden Jesus an das Kreuz", wozu mir natürlich die hier kürzlich besprochene Frage wieder einfiel, ob es sich bei dem Bildhintergrund des Bildes zu Winnetou I um Fabrikschornsteine handeln mag.

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:31
von markus
Man beobachtet es des öfteren, wenn einer etwas für unwichtig hält was ein anderer für wichtig hält, wird er schnell (in der Beziehung) als dumm bezeichnet. Etwas dümmeres als diese Ansicht gibt es gar nicht 8) .

Weiter gehts mit dem tapferen Schneiderlein :wink: .

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:38
von rodger
markus hat geschrieben:Man beobachtet es des öfteren, wenn einer etwas für unwichtig hält was ein anderer für wichtig hält, wird er schnell (in der Beziehung) als dumm bezeichnet. Etwas dümmeres als diese Ansicht gibt es gar nicht
"Schön sprach er" ...

"Beide Spielführer" ... (Schiedsrichter, ermahnend, bei einem Fußballspiel des VfL Oldenburg an der Alexanderstraße, so vor ca. knapp vierzig Jahren, so überzeugend gesprochen daß in Erinnerung geblieben ...)

Ja, anstatt sich zu ergänzen, schlagen sie sich [sozusagen] die Schädel ein, so sind sie, die Menschen ... womit wir wieder bei Sascha Schneider wären, nämlich dem Deckelbild zu Winnetou I.

8) :wink:

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 15:49
von markus
Jenau. Übrigens, by the way, Oldenburg. Schau doch mal ins Paralleluniversum, Knautschzonenmäßig, Schlämmermäßig... :wink: :mrgreen:

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 10.10.2009, 17:27
von rodger
In der oben erwähnten 2,50 € - Broschüre sind übrigens auch kleine Interpretationshilfen zu den Schneider-Deckelbildern der Reiseerzählungen zu finden (S. 51 ff.)

Und eine interessante Nachbetrachtung seitens Schneider (in einem Brief 1917) lesen wir auf S. 54: "Es ist dann auch so zur großen Verwunderung von May gekommen, der in meinen Zeichnungen eine vollgültige bildnerische Interpretation seiner Tendenzen erkannte: Das Publicum schüttelte den Kopf und konnte sich den Zusammenhang zwischen Buch und Bild nicht erklären."

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.10.2009, 15:10
von StefanS
Wo wir schon bei den Publikationen über Sascha Schneider sind: Im Karl-May-Shop gibt es auch noch einen (bestimmt) sehr interessanten Reprint von Schneiders "Mein Gestalten und Bilden" (1912, womöglich auch Bezüge zu seinen Werken für May) und "Über Körperkultur" (1914). Den Plan für die erstgenannte Broschüre äußert Schneider schon Ende 1909 in einem Brief an Klara May (S. 290). Falls er sich danach nicht mehr anders entschieden hat, beabsichtigte er anscheinend, darin eine Art künstlerisches Programm zu entwerfen und die "Auferstehung des Fleisches, in dieser geschätzten Welt schon" zu predigen.

Bild

http://www.karl-may.de/frame.htm?http:/ ... B&nr=60650

Das kleine Büchlein von Hans-Gerd Röder, das Rüdiger erwähnt hat, kann ich übrigens nur empfehlen, allein der farbigen Bilder wegen, die allerdings höchstens zur Hälfte May-Bezug haben ... auch das von May so geschätzte Hohe Sinnen ist (leider über eine Doppelseite) dabei.

LG
Stefan

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.10.2009, 21:21
von rodger
Vielen Dank für den Hinweis, das werde ich mir dann wohl auch noch bestellen ...

"Mein Gestalten und Bilden" (das dürfte ja wohl einem May-Titel 'nachempfunden' sein ...) hatte ich mir länger vorgestellt; wenn das ganze Büchlein nur 40 Seiten hat und da auch noch andere Aufsätze und Bilder drin sind, dürfte es sich vom Umfang her in Grenzen halten ... Die Sache mit der Körperkultur interessiert mich weniger, von Bildhauerei, Malerei usw. verstehe ich eh nichts, aber die autobiographische Schrift interessiert mich, da ich Schneider in seiner Eigenschaft als Denker, als schriftlich sich mitteilender, weltanschaulich sich äußernder, mittlerweile sehr interessant finde.

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.10.2009, 21:24
von rodger
Das schon erwähnte Auge auf dem Bild zu 'Old Surehand' ist mir heute im Hildegard von Bingen - Film wieder begegnet, so 'klein ist die Welt' ... :wink:

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 16.10.2009, 23:42
von rodger
Wir rätselten und mutmaßten ja hier über die rauchenden Schlote auf dem Deckelbild zu Winnetou I, bemühten Industrialisierung und Geisterschmiede. In dem vortrefflichen bereits erwähnten Buch "Zwischen Max Klinger und Karl May" von Annelotte Range, in dem zum Teil ausführliche Interpretationen zu den einzelnen Deckelbildern zu lesen sind, heißt es dazu, daß es sich um die Opferaltäre aus der biblischen Szene handele (vgl. Genesis; bevor es zum Brudermord kommt, bringen Abel und Kain Opfer dar), und die unterschiedlichen Rauchfahnen ein seit dem Mittelalter tradiertes Motiv seien, die "Annahme beziehungsweise Verwerfung des Opfers" (jenun ...) zu illustrieren.

Die Beschäftigung mit diesem Band kann einem die Zeichnungen wirklich näher bringen. Auch das Bild zu Winnetou II z.B., mit dem ich ursprünglich nicht allzu viel anfangen konnte, leuchtet mir jetzt völlig ein.

Der Band "Ein Maler für Karl May" ist übrigens im Tradingpost Online Shop des Karl May Museums leider vergriffen.

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 26.10.2009, 18:07
von rodger
„Jedes Volk hat nicht nur das Recht, sondern auch die volle Kraft, sich auszuleben. Und jedes Volk hat die heilige Pflicht, andere Völker sich ausleben zu lassen. Aber der Teufel der Hab- und Selbstsucht, welcher sich in das Paradies eingeschlichen hatte, um den Menschen aus dem Glücke desselben heraus in das von ihm selbst beherrschte Elend zu locken, hat nicht bloß diesem einen Kain gegen diesen einen Abel die Keule in die Hand gedrückt, sondern ist, zum Brudermorde reizend, an den Thronen und in den Hütten aller Zeiten und aller Völker ein finsterer Gast gewesen und schleicht sich auch durch unsere Gegenwart. Und wie es das Heiligste auf Erden, die Verehrung Gottes war, aus welcher damals die egoistische, liebeleere Faust des Mörders den scheinbaren Grund zu dem Verbrechen zog, so hat von Anfang an bis auf den heutigen Tag jeder Opfernde seinen Altar für den einzigen gehalten, der Gott gefallen müsse. Wo sind die Statten, deren wohlgefälliger Opferduft geradeauf zum Herrn gestiegen ist? Und wer zahlt die angeblichen heiligen Orte, deren schwerer, dunkler Rauch nicht zum Himmel steigen konnte, sondern verderbenbringend weithin auf die Länder fiel? So lange die Erde steht, hat das Heilige dem Unheiligen, die Menschenliebe der Eigensucht, die Zivilisation der Rücksichtslosigkeit als Vorwand gedient, und ich suche vergeblich nach einem sanften, frommen Abel unter den Völkern, den nicht irgend ein Kain gehindert hätte, sich auszuleben. Wer kann die materiellen Summen und die geistigen Reichtümer berechnen, welche für die Menschheit ungehoben blieben, weil Kulturformen von der Erde verschwunden sind, welche nicht nur trotz, sondern gerade wegen ihrer Eigenart für die Allgemeinheit gewiß unermeßlich viel geleistet hätten, wenn es ihnen erlaubt worden wäre, sich bis zur Vollendung ihrer Aufgabe zu entwickeln!“

steht in "Und Friede auf Erden" und paßt auch zu diesem Bild (Deckelbild zu Winnetou I von Sascha Schneider, kürzlich in diesem Thread besprochen).

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.11.2009, 17:30
von Suse
Hallo und Guten Tag wünsch ich….

Ich habe mich gerade neu registriert und das liegt eigentlich nur an dem Maler Sascha Schneider. Ich habe da nämlich mal eine Frage. Und zwar folgendes führt mich in dieses Forum und ich hoffe mir kann jemand helfen…

Ich habe gestern in der Bildzeitung einen Artikel gelesen über Karl May und Sascha Schneider und dazu gab es ein paar Bilder die man sich anschauen konnte. Das erste Bild zeigte Karl May und Sascha Schneider und das zweite Bild zeigte genau zwei Bilder von Sascha Schneider in der Karl May Villa.
So und nun zu meiner Frage….
In der Villa sieht man ein Bild von einem Mann nackt in Ketten… und ich dachte mir, dass Bild kennst Du doch und stellte fest das wir genau dieses Bild bei uns zu Hause haben, seit dem ich denken kann. (wie ich jetzt weiß heißt es „Das Gefühl der Abhängigkeit“)

Dieses Bild ist nicht in Öl sondern in Brauntönen, und stammt aus der Zeit um 1900 sowie der Rahmen. Ich kann leider die Datierung nicht richtig (vll 1903???) erkennen, da ich sonst den Rahmen öffnen müsste. Es könnte eine Kohlezeichnung sein oder ein Kupferstich? Hat da irgendjemand eine Ahnung?
Unser Bild sieht genau so wie dieses aus:

http://aboq.org/pics/schneider/abhaengig.jpg

und hat auch wie unten im Bildrand einmal rechts die Unterschrift und Datum und links irgendetwas was ich nicht so recht erkennen kann.

Weiß denn jemand von Ihnen ob, es da eine Auflage gab? Oder weiß hier vll jemand irgendwas darüber?

Es würde mich wirklich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte.
Mein Vater erzählte mir dass dieses Bild aus Wiesbaden stammt und wie gesagt bis heute wussten wir nicht wer dieses Bild gemalt hat.

Vielen lieben Dank
Mit freundlichen Grüßen
suse

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.11.2009, 19:16
von JennyFlorstedt
Hallo!

Sascha Schneider hat das Bild zumindest zweimal gemalt. Die farbige Fassung ist von 1920. Die ältere von 1893.

Viele Grüße

Jenny

Re: Sascha Schneider

Verfasst: 11.11.2009, 19:28
von rodger
@Suse (nördlich von Hamburg gibt's auch eine, ich weiß aber nicht ob Du das bist ...)

Was willst Du eigentlich genau wissen ? Ob es Kohlezeichnung oder Kupferstich ist und von wann genau ? (Und was meinst Du mit der Auflage ?)

Das weiß ich alles nicht ...

Ich nutze aber die Gelegenheit gerne, ein wenig über das Bild zu plaudern, es ist nämlich eines, das mich schon immer überzeugt hat. Zu anderen Bildern Schneiders habe ich den „Draht“ erst viel später bekommen.

Abhängig kann man von allerhand sein, von Genußmitteln wie Alkohol oder Nikotin, von Tabletten, von Partner oder Partnerin ... von Eltern ... Süchte gibt es darüberhinaus allerhand, mittlerweile auch Begriffe, die es zu Schneiders Zeit vermutlich noch nicht gab, Spielsucht, Sexsucht ...

Darüberhinaus gibt es die m.E. überzeugende These daß ein typischer Suchtmensch halt an sich süchtig ist, die jeweilige Sucht, der er anhängt, also austauschbar ist ... jemand der zunächst vierzig bis achtzig Zigaretten am Tag raucht und danach als er es aufgegeben hat die Süßigkeiten in sich hineinstopft z.B. ... Oder einer spielt jahrelang den ganzen Tag Schach und steigt irgendwann auf Internet um ...

Und diese Haltung, diese Schwäche in ihrer ganzen Erbärmlichkeit (das klingt hart, ist aber 'moralisch' ganz wertungsfrei gemeint) & Unautonomität hat Schneider m.E. sehr schön zum Ausdruck gebracht in diesem Bild.

Und das Deckelbild zu „Am Rio de la Plata“ ist gleichsam das Komplementärbild (von Schneider auch so gesehen, wie ich kürzlich las): der Mensch kann natürlich stärker werden als seine Süchte & Defizite, sich ihrer bewußt annehmen und sie in den Griff bekommen, über sie hinauswachsen ...

Ich habe früher immer gedacht die Sache mit den Schneiderbildern sei, was Karl May betrifft, als eine Marotte eines alternden Mannes anzusehen, der den Bezug zur Realität ein wenig verliert ... Mittlerweile sehe ich das ganz anders. Das paßt schon alles, nur vermittelt sich das halt nicht immer so unmittelbar ...