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Sonderband 'Unter Volldampf'

Verfasst: 25.11.2010, 11:07
von rodger
Da ist den Verantwortlichen ein wirklich ausgezeichnetes Buch gelungen. Ein gutes Mischungsverhältnis der Anteile Kommentar und Text, zahlreiche reizvolle Illustrationen, überzeugende, detaillierte Recherche, sinnvolle Textauswahl, wirklich gut geschriebene und interessante Begleittexte. Vorbildlich.

Munter wird abwechselnd aus Originalen und Bearbeitungen zitiert, so findet man unter den Quellenangaben z.B. sowohl die HKA und Reprints als auch Bände wie „Im Tal des Todes“ oder „Der sterbende Kaiser“, die ja mit den Originalen wenig zu tun haben, das ist etwas seltsam, stört aber sozusagen nicht weiter.

Bei den längeren May-Texten zitiert man nahezu ausschließlich aus den grünen Bänden, mit einer Ausnahme: im Fall von Winnetou II wäre das auch nicht möglich gewesen, da der im Original geschilderte Eisenbahnüberfall dort gar nicht vorkommt ... Da es sich in diesem Band um das Thema Karl May und die Eisenbahn handelt und nicht primär um Literarisches / Sprachliches, ist das Zugrundelegen bearbeiteter Fassungen ansonsten m.E. akzeptabel.

Gelegentlich wird etwas zuviel Wert auf das Nachweisen von zeitlichen und sonstigen Unkorrektheiten gelegt, darauf kommt es ja gar nicht an, wie z.B. Lion Feuchtwanger in „Vom Sinn und Unsinn des historischen Romans“ überzeugend nachwies. (Feuchtwanger erläutert dort, daß ein Autor gelegentlich sogar absichtlich Angaben über Orte, Zeiten usw. nach eigenem Gusto zurechtbiegt und sieht das mit Recht auch als legitim und gelegentlich durchaus sinnvoll an.)

Selten ist aber die Kombination von Fachwissen und Maybezug so überzeugend herübergekommen: die erläuternden Texte sind trotz detaillierter Sachinformationen nie langweilig (im Gegensatz zu manch anderen Publikationen ...), und auch in wiedergegebenen Anschauungen interessant: so ist z.B. dem Hinweis auf die zeitlose Aktualität von Mays Erzählungen (es ändern sich im Außen nur die Erscheinungsformen, nicht das Wesentliche, nicht die Erscheinungen, nur deren äußere Formen, BMW statt Rassehengst, z.B., wie es an einer Stelle durchaus überzeugend veranschaulicht wird ...) sowie der Bemerkung in Sachen heutiger kulturloser Zeit durchaus zuzustimmen.

Gesamtnote: sehr gut.

*

Kurt (bist Du noch da ?), was sagst Du als Eisenbahnexperte zu dem Buch ?

Re: Sonderband 'Unter Volldampf'

Verfasst: 13.12.2010, 8:32
von rodger
Das geht aber so nicht bzw. ist unschön weil unpräzise / inkorrekt,
In Mays Roman Die Liebe des Ulanen halten sich der Ulanenrittmeister Richard von Greifenklau und sein Wachtmeister Martin Tannert […] (S. 449)
In Mays Roman Die Liebe des Ulanen halten sich der Ulanenrittmeister Richard von Königsau (in der bearbeiteten Fassung: Greifenklau) und sein Wachtmeister […]

So wäre es korrekt gewesen. (In Band 84 steht ja auch so ein Ding, mit Old Firehand statt Old Shatterhand. Auf S. 287. In bearbeiteten Fassungen können sie ja meinetwegen machen was sie wollen, aber in kommentierenden Texten, die sich auf May-Texte beziehen, ist das nicht richtig.)

Re: Sonderband 'Unter Volldampf'

Verfasst: 13.12.2010, 19:20
von Zwockel
rodger hat geschrieben:Das geht aber so nicht bzw. ist unschön weil unpräzise / inkorrekt,
In Mays Roman Die Liebe des Ulanen halten sich der Ulanenrittmeister Richard von Greifenklau und sein Wachtmeister Martin Tannert […] (S. 449)
In Mays Roman Die Liebe des Ulanen halten sich der Ulanenrittmeister Richard von Königsau (in der bearbeiteten Fassung: Greifenklau) und sein Wachtmeister […]

So wäre es korrekt gewesen. (In Band 84 steht ja auch so ein Ding, mit Old Firehand statt Old Shatterhand. Auf S. 287. In bearbeiteten Fassungen können sie ja meinetwegen machen was sie wollen, aber in kommentierenden Texten, die sich auf May-Texte beziehen, ist das nicht richtig.)
Natürlich können auch bearbeitete Texte kommentiert werden und ich denke den meisten Lesern Mayscher Werke ist der Name Greifenklau geläufiger als von Königsau.

Da Sie überhaupt immer mehr zum Liebhaber bearbeiteter Maytexte mutieren, ist ihre Aufregeung für mich, wie so oft, nicht recht nachvollziehbar.

Re: Sonderband 'Unter Volldampf'

Verfasst: 13.12.2010, 19:29
von rodger
Wertester, lesen Sie doch mal richtig. Von Aufregung keine Spur. "Natürlich können auch bearbeitete Texte kommentiert werden", schreiben Sie. Selbstverständlich. Aber dann soll man bitte korrekterweise schreiben "in Band 56" (oder 57. 58, 59), und nicht mitteilen, in der "Liebe des Ulanen" gebe es einen Greifenklau. Da gibt's keinen, und insofern ist das einfach eine Fehlinformation. Um nichts anderes geht's. Selbst wenn die bearbeitete Fassung mir besser gefiele als das Original, würde ich darauf Wert legen, daß Informationen doch bitte korrekt sein sollen. Es hat nichts mit Aufregung, Stänkerei oder sonst etwas zu tun.

Re: Sonderband 'Unter Volldampf'

Verfasst: 13.12.2010, 19:38
von rodger
Man würde ja (hoffentlich ...) auch nicht schreiben, am Ende von Karl Mays "Der Weg zum Glück" 'kriegen sich' Leni und Anton, nur weil sie das in Band 67 tun ... Wenn man schriebe, in GW Band 67 Der Silberbauer kriegen sie sich, wäre das völlig in Ordnung.