Ausstellung und Vortrag in Bietigheim

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rodger
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Ausstellung und Vortrag in Bietigheim

Beitrag von rodger »

Im Stadtmuseum Hornmoldhaus in Bietigheim-Bissingen (bei Stuttgart) wird derzeit (noch bis zum 7. Januar 2007) eine Ausstellung "Karl May - Indianer - Fantasie und Wirklichkeit" gezeigt, in der vor allem jede Menge hübsch anzusehende Buchausgaben Karl Mays zu bewundern sind.

Innerhalb des Rahmenprogramms hielt Dr. Hermann Wohlgschaft am 16.11. einen Vortrag über "Leben und Werk Karl Mays" mit anschließender Gesprächsrunde. Rund ein Dutzend Zuhörer (mit recht hohem Expertenanteil) hatten sich eingefunden. Hermann Wohlgschaft sprach – kurz – über Karl Mays Leben und ging dann insbesondere auf die Winnetou-Trilogie ein. Dabei entwickelte er unter anderem den interessanten Gedanken, dass Karl May bei der Zusammenstellung der verschiedenen Textteile zur Buchausgabe durch die Anordnung (Reihenfolge) der Erzählungen, Einschübe und Änderungen sehr bewusst etwas ganz Neues aus diesen alten Texten gemacht habe, mit klarer Zielrichtung und nicht immer für jedermann erkennbarem „roten Faden“; das Ganze sei als eine Art Entwicklungsroman zu sehen, und es ginge eben auch, wie es schon in Wohlgschafts dreibändiger Biographie steht, sozusagen um die Kunst des rechten Lebens und des rechten Sterbens. Die Trilogie sei als Ganzes eben mehr als die Summe ihrer Teile. Interessant, einleuchtend und bedenkenswert.

Bei der anschließenden Gesprächsrunde traten dann zunächst Karl-Heinz Eckardt und später Ekkehard Bartsch ganz eindeutig in den Vordergrund, Wohlgschafts Part reduzierte sich zunehmend auf den des Moderators und Stichwortgebers, was einerseits schade war, denn schließlich war man ja eigentlich seinetwegen gekommen, andererseits auch durchaus reizvoll, weil die genannten Herren viel und interessant zu erzählen hatten. (Trotzdem: schon ein wenig bedauerlich daß der eigentliche "Herr im Ring" dieses Abends sich hier allzu widerstandslos das Heft so aus der Hand nehmen ließ).

Unter anderem ging es dann auch um das Thema Bearbeitungen, das ja bei ernsthafter Beschäftigung mit Karl May geradezu zwangsläufig immer wieder aufkommen muß. Auch hier erwies sich Ekkehard Bartsch, der ja wirklich den Eindruck eines wandelnden Karl-May-Lexikons erweckt, dem zu jedem Stichwort, jeder Jahreszahl usw. gleich allerhand interessantes einfällt, als differenziert und kundig argumentierender Fachmann, dem es offenbar um einen gewissen Ausgleich, um Sachlichkeit zu tun ist und dem zuzuhören sich durchaus lohnt.

Ein interessanter Abend, dem die wenigen Zuhörer bis zum Schluß der insgesamt gut zweieinhalb Stunden mit Interesse und Aufmerksamkeit folgten.
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