Winnetous Testament und andere Spin Offs

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Lola
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Winnetous Testament und andere Spin Offs

Beitrag von Lola »

Nach dem ich die einige der erwähnten Spin Off Bücher gelesen habe, würde ich gerne auch darüber reden (*Rundumblick*). Oder jedenfalls meine Meinung dazu kundtun.

Ich habe Winnetous Testament I-III sowie die ersten beiden Kurzgeschichten Bände ("Winnetou" und "Scharlieh") sowie die Oase des Scheitans und Die Häuptlingstochter erstanden.

Ich werde mal mit den Anthologien beginnen da mir das Kurzgeschichtenformat sehr entgegenkommt, vor allem da hier der "ist interessant" Faktor auf jeden Fall höher als der "lohnt es sich es zu lesen" Faktor, weil ja die Geschichten kurz und die Autoren divers sind.

Winnetou Anthologie

Der Nebenbuhler von Willy Hübert: Ich muß zugeben dass ich die "Scharlih" Anthologie vor der Winnetou Anthologie gelesen habe und etwas weniger beeindruckt war. Auch in diesem Band habe ich die Geschichten von Frau Lakey und Frau Laroche vorgezogen. Als ich mich endlich dazu bequemte den Nebenbuhler zu lesen war ich zuerst ein wenig verwirrt, dann jedoch habe ich gelacht, gelacht und noch mehr gelacht. In diese Solo-Winnetou Geschichte (also, kein OS) kommt Winnetou in eine etwas ungewohnte Situation die er auf recht ungewöhliche Art meistert. Wie gesagt, ich habe sehr gelacht. Sicher eine der positivsten und unerwartetsten Überaschungen. (Obwohl ich mich immer noch frage warum Winnetou mit den Sioux auf so gutem Fuß stehen würde :shock: )

Ribanna von Elke Lakey: Ach das ist vielleicht eine süße Geschichte. Sie wirkt zwar wie eine leichte Kreuzung zwischen dem Film und der Buchversion der Ribannageschichte (und passt in keine Version so wirklich hinein), aber mir hat der Stil und die Geschichte so gut gefallen dass ich das gern vergebe. Nett wenn man was Romantisches mit bekannten Charaktären lesen will. Rein stilistisch würde ich mich freuen noch mehr von dieser Autorin zu lesen.

Winnetous Geschichte von Jutta Laroche: Wieder eine Geschichte die mir gut gefallen hat. Der Anfang der Geschichte (eine Gespräch zwischen Tatellah Satah und Winnetou) taucht glaube ich genau so in der Testament Serie auf aber es ist eine sehr wirkungsvolle Szene, also habe ich mich nicht daran gestört. Mir haben die eingeführten Charaktäre (Sam und die schwangere Bessie) und deren Weiterentwicklung ausnehmend gut gefallen. Sehr sympathisch.
Auch die Grundproblematik (die Beziehungen zwischen Indianern und Schwarzen) spricht mich an und wurde interessant gelöst.

Der einäugige Häuptling von Reinhard Marheinecke: Dies ist eine typischere Winnetou/OS Westerngeschichte wo ich besonders den Anfang etwas uninspirierend fand. Allerdings gewinnt das Ganze beim großen Endzweikampf (definitiv das Highlight) etwas an Pfeffer.

Die Rächer des Südens von Torben Schumacher: Diese Geschichte fand ich ein wenig eintönig/stereotyp, blablaba, böse Banditen, entführtes Mädchen, wenig Neues (was nicht unbedingt schlecht bedeuten soll :shock: ). Da gibt es nichtmal Pluspunkte dafür dass das betreffende Mädchen Sophie heißt ;D Positiv möchte ich nur die Präsenz von Sam Hawkens vermerken.

Feuerwasser von Michaela Sedlatzek: An diesem Punkt fange ich an mich zu fragen ob Frauen einfach lieber Frauen lesen. Denn auch dies ist eine Geschichte die mir sehr positiv aufgefallen ist. Die Materie ist fast ein bißchen zu realistisch und düster für einen Karl May aber was mich eingenommen hat ist die einfühlsame und überzeugende Beschreibung der Freundschaft zwischen Winnetou und OS. Davon würde ich gerne mehr sehen. Sehr berührend und gute innere Logik der Geschichte.

Winnetou und Abraham Lincoln von Martin Tillenberg: Ich persönlich stehem ich ja weniger auf Treffen zwischen erfundenen und historischen Personen (obwohl dies ja kein echtes Treffen ist). Dies ist keine Ausnahme. Die Geschichte hat mich einfach nicht vom Hocker gerissen. Aber wems gefällt...


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Scharlih

Am Nil von Rolf Dernen: Teilweise ein stilistisch ein wenig trocken, aber die Grundidee (Mädchenraub, Wahrsager) sehr abenteuerlich. Eine der amüsanteren reinen Abenteuergeschichten. Auch der gute Lindsay taucht auf, aber nicht unbedingt in einer tragenden Rolle.

Scharlih von Jutta Laroche. Gut gemeint, aber im allgemeinen wenig beeindruckende Geschichte (für mich jedenfalls). Es wirkte ein wenig als ob es der Grundgeschichte (mit vielen Nebencharaktären) gut getan hätte wenn sie auf Buchlänge ausgewälzt worden wäre. Ansonsten eher mau. Als einzigen Pluspunkt würde ich die positivere Behandlung der chinesischen Arbeiter (als direkter Kontrast zu Halbblut) verbuchen. Abgesehen davon => Überspringbar.

Ein Tag voller Erinnerungen von Deborah Emrath: Hier ist vor allem zu bemerken dass Halef als Erzähler dieser Geschichte fungiert. Eine Sache (bekannte Charaktäre aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten) die ich immer schon sehr gern hatte. Leider wirkt Halef ein wenig konfus so dass ich mich beim besten Willen nicht auf den "Plot" der Geschichte besinnen kann. Leider ist Halef eine Figur der man sehr schwer gerecht werden kann. Ich bin mir nicht vollständig sicher ob es hier geglückt ist, aber die guten Ansätze sind auf jeden Fall da. Ausreichend amüsant.

Der Namenlose von Michaela Sedlatzek: Wieder eine sehr gut durchdachte Geschichte von Frau Sedlatzek. Und das von mir die normalerweise langes meditieren über die Lebensweise der Indianer eher langweilig findet. Interessante, gut gezeichnete Charaktäre. Einziges Malus dass man vielleicht bemerken könnte ist dass die Geschichte eine große Eigendynamik hat sodaß man nicht unbedingt das Gefühl hat dass OS wirklich die Hauptperson ist.

Im Schatten des Halbmondes von Reinhard Marheinecke: Solide, vielleicht etwas kurz geratene (im Verleich zum Potential) Abenteuergeschichte. Durchaus lebendig mit sehr May'schen Augenblicken. Gerade der Anfang erinnert sehr an die Szene wo KBN und Halef die Leiche des Galingre in Durch die Wüste finden. Obwohl, langsam könnten einem die Mädchenraubgeschichten auf den Wecker gehen :)
Cornelia Seitz

Beitrag von Cornelia Seitz »

Hi Lola,

es ist natürlich schön, wenn dir die meisten Geschichten gefallen haben.

Dennoch, es bleibt immer der herbe Beigeschmack, dass hier die Figuren Karl Mays, die dieser sich mühsam erdacht und in vielen Jahren, nicht ohne Mühe, weiterentwickelt hat, recht munter kopiert werden.

Gewiß, schon 1923 gab es den ersten Sündenfall mit Franz Kandolfs "In Mekka" aber jetzt munter drauflos fabuliert und man fragt sich unwillkürlich, wie konnte der Karl-May-Verlag dies zulassen.

Da lobe ich mir doch eher Edmund Theil, der auch den Stil Karl Mays gewollt kopierte, aber immerhin eigene Figuren entwarf, die in der Nachfolge Kara Ben Nemsis und Halefs standen.

LG Cornelia
Lola
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Auf zum zweiten Teil

Beitrag von Lola »

Winnetous Testament von Jutta Laroche

Ich besitze die ersten 3 Teile der Testamentserie.

Teil eins behandelt Winnetous Kindheit, Geburt, Namensgebung, seine Jugendfreunde, Tod seiner Mutter, Begegnung und Verlust von Ribanna an Old Firehand, Klekhi-Petra und endet mit dem Abenteuer bei dem Intschu-tschuna die Silberbüchse und Winnetou Rey, den Vater von Iltschi und Hattatitla erhält.

Teil zwei spannt den Bogen vom Ende von Teil I bis zur Blutsbrüderwerdung von Winnetou und OS. Abgesehen von den Geschenissen von Winnetou I wird auch die Geschiche um den Tod Ribannas erzählt.

Teil drei behandelt den Tod von Intschu Tschuna und Nscho-Tschi und die Konflikte die Winnetou austragen muß als er OS gegen seine skeptischen Stammesbrüder verteidigt. (weiters einige Nebengeschichten)

Weiters sollte erwähnt werden dass von 200 bis 250 Seiten Buch oft nur um die 100 Seiten Winnetous Erzählung ist. Der Rest ist Rahmenhandlung (OS in Winnetou IV liest die Bücher und ist betroffen) oder kleine Anekdoten die OS zum besten gibt. Ich gebe zu dass ich diese Teile in der Regel überspringe. Die einzige zu der ich mich durchringen konnte ist die Episode als Winnetou fast seine Silberbüchse verliert.

Was gibts zu sagen

Auf der Schattenseite

Wollen wir die negativen Seiten gleich mal aufs Parkett bringen. Der Stil ist mir oft zu wenig deskriptiv und etwas zu schnell. Bei vielen Szenen hätte ich gerne mehr Details gehabt und viele Beziehungen (besonders Winnetou/Klekhi-petra) bleiben hohl weil sie erzhält anstelle von geschildert werden. Viele potentiel interessante Szenen oder Geschichten werden nur erwähnt und somit fehlt den Beziehungen der lebendige Flair. (ohwohl da kann man sich immer noch drauf ausreden dass hier nun mal "Winnetou" schreibt und der halt einen simpleren Schreibstil hat als OS. Aber es muß ja nicht sein, oder?) Auch werden viele May'sche Episoden bei denen mich eigentlich Winnetous Blickwinkel interessiert hätte zu schnell übersprungen.

Etwas rein Technisches dass mich sehr gestört hat, in erster Linie weil es unugewohnt war und deshalb den Lesefluß durchbricht ist die Art die Dialoge zu formieren.

Zum Beispiel ein Gespräch zwischen Intschu-tschuna und Klekhi-Petra:

"Im Pueblo wohnen?" Mein Vater lächelte. (Intschu-tschuna)
"Das ist nicht die Art der Mescaleros." (Intschu-tschuna)
"Es spricht einiges dafür, sesshaft zu sein", bemerkte Klekhi-Petra. (Klekhi-Petra)
"Bauern müssen sesshaft sein. Die Mescaleros sind keine Bauern." (Intschu-tschuna)

Generell kommt es immer wieder vor dass ein Dialog folgende Struktur hat.

"Blablababla" sagte X.
"Blablabla 2"

Wobei immer noch X spricht. Ich bin das eher so gewohnt:

"Blablababla" sagte X. "Blablabla 2"
"Blablablab 3" (jetzt spricht der Dialogpartner)

Grade bei Gesprächen wo die Positionen der Charaktäre nicht so klar sind hatte ich kurze Momente der Verwirrung darüber wer grade spricht.

Auch bin ich mir manchmal im Unklaren darüber wen Winnetou nun wirklich anspricht. Große Teile des Testaments wirken so als wären sie direkt und nur für OS geschrieben (auch spricht Winnetou OS mehrmals direkt an und fragt ihn gewissermaßen nach seiner Meinung). Dann fallen wieder Stellen auf wo Winnetou über OS schreibt als würde dieser nicht grade eben diese Zeilen lesen.

Als keinen Stilbruch empfand ich auch die Stelle als Winnetou (anscheinend zum Zeitpunkt des Schreibens) mal eben schnell eine kleine Umfragen unter seinen Freunden startet um sie zu fragen was sie denn von ihm als Kind hielten. :shock: Das ist zwar sehr informationsträchtig aber wirkst doch etwas befremdlich.

Auf der Sonnenseite

Besonders positiv fällt auf dass die Autoren offensichtlich ihren May gut kennen und das auch gerne zeigen. Wo es nur geht werden kleine Verweise auf erwähnte Begebenheiten und Figuren von Karl May eingestreut. Dinge die das Fanherz einfach höher schlagen lassen.

Weiters sehr positiv ist dass es viele kleinere Figuren und Episoden gibt die anscheinend so gut passen dass ich selbt im Karl May Figurenlexikon nachgeschlagen habe weil ich mir nicht mehr sicher war ob es diese Figuren echt bei Karl May gibt, oder ob sie neu hinzugefügt worden sind. Wenn man zwischen May und neu kaum noch unterscheiden kann dann ist das doch ein echtes Kompliment an den Erfinder 8) [Beispiele sind Lysander, der Skalpjäger Adam oder der Name Itisha/Singen]

Die Figuren

Für mich ist das Herzstück einer Geschichte immer die Figuren und deren Beziehungen. Natürlich genieße ich auch gut geschriebene und spannende Abenteuer und Kämpfe but gute Charaktermomente sind ein viel einfacherer Weg sich in mein Herz zu schreiben.

Winnetou/Intschu-tschuna: Intschu-tschuna ist meiner Meinung nach einer der bestgezeichnetsten Charaktäre. Er wirkt einfach grundsympathisch und inspirierend. Die beziehung zu seinem Sohn ist sehr glaubhaft (Ich nehme mal an wegen der vielen Episoden und Abenteuer die die beiden gemeinsam erleben) und rundherum interessant. Definitiv eines der Highlights für mich.

Winnetou/Ribanna: Auch dies ist eine Beziehung die mich sehr übnerrascht hat. Vor allem weil sie ganz anders dargestellt wird als ich sie mir immer vorgestellt habe. Auch hier ein Kompliment an die Autorin dass die Geschichte sehr glaubhaft, vielschichtig und überzeugend wirkt obwohl ich mir die Geschichte nie so vorgestellt hätte. (da es sich ja um eine Winnetou Serie handelt macht es Sinn dass die Liebesgeschichte etwas romantischer und ausgeweiteter dargestellt wird als im Original, und dennoch passt sie ohne große Widersprüche in das May'sche Originalgerüst)

Winnetou/Klekhi-Petra: Dies ist eine Beziehung wo ich mir mehr Details gewünscht hätte. Es wird oft erwähnt dass die beiden Gespräche zu diesem und jenem Thema haben aber diese werden in den seltensten Fällen wirklich gezeigt. Es gibt grade mal zwei tiefere Dialogszenen die mir in Erinnerung geblieben sind (als Klekhi-Petra Winnetou darum bittet ihm gute Argumente gegen des Martern zu geben und als Klekhi-Petra losreitet um Winnetou von einem Überfall auf einen Siedlertrek aufzuhalten). Aber grade die früheren Stufen der Beziehung als diese erst entsteht und aufgebaut wird kommen mir blaß vor und es wird nicht wirklich befriedigend erklärt warum Klekhi-Petra gerade Winnetou als das Objekt seiner Liebe auserkoren hat oder warum Winnetou so bereitwillig auf ihn höhrt oder warum die Apatschen Klekhi-Petra so sehr schätzen. Auch viele von den erwähnten Konflikten mit den Apatschen hätte ich gerne miterlebt anstatt nur die Berichteform von ihnen zu bekommen.

Winnetou/Nscho-Tschi: Diese Beziehung wird als sehr innig und rührend geschildert (Böse Zungen könnten sich über die Szenen mokieren wor Nscho-tschi andeutet dass sie anstatt einen Mann zu nehmen lieber auf ewig bei ihrem Bruder bleiben möchte; Ich persönlich habe mich nicht daran gestört, aber auffällig war es schon ;D). Aber auch hier habe ich ab und zu das Problem dass die fast zu innig wirkt im Vergleich zum Aufbau. Irgendwie findet lange keine nennenswerte Interaktion statt und dann gleich eine große emotionale Szene. Ich hätte mir ein paar mehr kleine Szenen gewünscht um das Ganze ein wenig plastischer zu machen. Dennoch gibt es ein paar tolle Momente, zum Beispiele die Gespräche der Geschwister über Liebe und Ribanna; insbesondere die Szenen wo Winnetou verspricht dass er dafür sorgen wird dass sie aus Liebe heiraten darf, und dass sie sich so lange Zeit lassen kann wie sie will.
Hier findet auch eine der wenigen direkten Abweichungen von May statt die mir aufgefallen ist, nähmlich die Todesszene von Nscho-tschi die leicht anders ist als im Original.

Pferde: Ja die Pferde kriegen ihren eigenen Punkt. Der Stammbaum von Iltschi und seinem Bruder wird aufgerollt und das ganze ist weit weniger langweilig als es klingt. (wieder, ich bin eine Person die schon als Kind keine Pferde mochte, also wenn ich sage dass ich die Pferdegeschichten trotzdem interessant fand heißt dass schon was)

Winnetou/Jugendfreunde: Als Nebenhandlung gibt es auch die Biographien von Winnetous Spielkamaraden (insbesondere die Namensgebungen). Durchwegs unterhaltsam und gefällig. Hier gibt es auch viele tragische Geschichten die mir jedoch sehr zusagen. Gut hat mir auch die Veränderung des Beziehungen gefallen als Winnetou in der Stammeshierarchie steigt und als schließlich OS den Plan betritt und auf mannigfaltigeweise in Konkurrenz zu Winnetous älteren Freunden tritt.

Winnetou/Old Firehand: Wirkt ein wenig distanziert. Firehand wird in erster Linie als Intschu-tschunas Freund dargestellt. Ich hätte mir wenigstens eine kleine Abenteuer/Jagdepisode zwischen Winnetou und Firehand gewünscht die besser erklärt warum Winnetou Firehand so achtet.

Winnetou/Tatellah-Satah: Eine der besten und interessantesten Beziehungen, besonders durch den Aufbau durch viele Streitgespräche.

Winnetou/Die Bleichgesichter: Das Buch schafft es sehr gut einen jungen Winnetou zu zeichnen der ursprünglich den Weißen mißtraut, ja sie sogar haßt. Aber sowohl seine Gefühle als auch seine Wandlung machen Sinn und sind gut untermauert. Es hat mir gut gefallen da es viele Punkte berührt über die ich mir zuvor nicht viele Gedanken gemacht habe. Außerdem wertet dies Winnetous Entscheidung OS zu seinem Blutsbruder zu machen auf indem wir sehen dass dies durchaus nicht eine klare und einfache Sache für Winneotu ist.

Lieblingsepisoden (nur solche die nicht auf May beruhen):
Definitiv die Geschichte um den erhalt der Silberbüchse (sie ist das Geschenk eines dankbaren Haciendabesitzers der von den Apatschen gerettet wird), die Skalpjäger Adam Episode (Winnetou, auf dem Weg zu Ribanna trifft auf einen todeskranken weißen Skalpjäger und bleibt bei ihm bis zu dessen Tod, trotz seines inneren Widerstrebens), die Geschichte mit den Höhle der Menschenopfer, Winnetous Reise mit Lysander, die kleine Episode um eine Vergewaltigung und deren Auswirkungen in der indianischen Gesellschaft und auch die zarte Geschichte um Dahtiye, Winnetous Haushälterin gewissermaßen.


So.....

Hat irgendwer sonst die Testamentbücher gelesen? Oder ist das eher so dass man sie nicht liest weil sie nicht wirklich mit May vergleichbar sind? Irgendwelche Kommentare? Gibt es irgendwelche großen Faux Pas die ich übersehen habe?
Lola
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Beitrag von Lola »

Cornelia Seitz hat geschrieben:Hi Lola,

es ist natürlich schön, wenn dir die meisten Geschichten gefallen haben.
Ich muß zugeben dass ich mich daran gestört habe dass eignetlich keiner versucht hat den May'schen Stil auch nur ein bißchen nachzuahmen. Warum die meißten Geschichten einfach viel trockener und einfach nicht vergleichbar sind. Es gab viele Momente wo ich mir gedacht habe dass May das einfach ganz anders geschrieben hätte, anderer Spannungsaufbau, reißerische Dialoge, ausgiebigere Beschreibungen, gefühlvoller allgemein (eine gewisse Emotionalität ist schließlich fast Stilmittel bei May).

Es gibt viele Ideen die ich gut finde, aber der Schreibstil überzeugt mich noch bei weitem nicht.
Da lobe ich mir doch eher Edmund Theil, der auch den Stil Karl Mays gewollt kopierte, aber immerhin eigene Figuren entwarf, die in der Nachfolge Kara Ben Nemsis und Halefs standen.
Ich habe das besagte Buch zwar nicht gelesen, aber ich kann mich erinnern dass ich die Idee von irgend welchen Ahnen eher unheimlich fand. :lol:

Aber wenn sie sagen dass es gut ist glaube ich ihnen gerne.
Dennoch, es bleibt immer der herbe Beigeschmack, dass hier die Figuren Karl Mays, die dieser sich mühsam erdacht und in vielen Jahren, nicht ohne Mühe, weiterentwickelt hat, recht munter kopiert werden.

Gewiß, schon 1923 gab es den ersten Sündenfall mit Franz Kandolfs "In Mekka" aber jetzt munter drauflos fabuliert und man fragt sich unwillkürlich, wie konnte der Karl-May-Verlag dies zulassen.
Ich frage mich ob es nicht eine Rolle spielt dass man es allein rechtlich nicht verbieten kann (Urherberrecht erlischt 70 Jahre nach dem Tod des Autors). Möglicherweise ist es also ein Fall von guter Miene zum bösen Spiel. (man verleiche wie sich andere Autoren gegen sogennannte Fan Fiktion wehren)

Andererseits wenn man Abwandlungen und Verhuntzungen der May'schen Figuren ablehnt würde das auch zum Beispiel die Karl May Festspiele betreffen die in der Regel ja auch (wie die Filme) die Geschichten nach Bedarf und Gegebenheiten bearbeiten und umändern.

Auch möchte ich das Ganze nicht als niedere Beweggründe sehen, da es mir zweifelhaft erscheint dass die Autoren mit den besagten Büchern wirklich das große Geld machen.
Cornelia Seitz

Beitrag von Cornelia Seitz »

Aber, aber, Lola, als "niedere Beweggründe" der Autoren möchte ich das absolut nicht gesehen wissen, zumal der Seniorchef des Karl-May-Verlages, Lothar Schmid, dies toleriert.

LG Cornelia
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rodger
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Beitrag von rodger »

Lola hat geschrieben: Ich muß zugeben dass ich mich daran gestört habe dass eigentlich keiner versucht hat den May'schen Stil auch nur ein bißchen nachzuahmen.
Ich glaube, sie versuchen es teilweise schon, aber sie können es nicht. Ich könnte es auch nicht. In seinen Büchern ist die SEELE Karl Mays, das ist etwas ganz eigenartiges, das kann ich nicht definieren und auch nicht anders ausdrücken, ich weiß nur, daß es einzigartig ist und man es nicht nachmachen kann. Ansatzweise vielleicht, dem guten Kandolf, den ich so gut nun keineswegs finde, sind da in "Allah il Allah" z.B. manchmal ein paar ganz nette Dinge gelungen. Aber eben nur ansatz- und stellenweise.

Ist schon verrückt im Leben, die einen versuchen, einen Stil nachzumachen, die anderen, den ureigenen Stil zu verändern, und, wie heißt es so schön bei Brecht über die Pläne "Geh'n tun sie beide nicht".
Gast

Beitrag von Gast »

Zu diesem Thema von mir nur eine Anmerkung: wenn Lola schreibt, daß es ihr
zweifelhaft erscheint dass die Autoren mit den besagten Büchern wirklich das große Geld machen.
so zweifelt sie zu Recht. Die Autoren der hier erwähnten Bücher machen nicht einmal kleines Geld. Es ist schlicht und ergreifend Spaß an der Freud, Selbstausbeutung oder wie immer man es nennen möchte.

Herzliche Grüße

Rolf Dernen
Lola
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Beitrag von Lola »

Ich habe die Sache mit dem Geld nur erwähnt weil es ja doch irgendwie um die "moralische" Grundlage geht. Ob es ok ist die Figuren von jemand anders zu nehmen und einfach loszufabulieren.

Es ist ja ein Unterschied ob man sagt dass man die Geschichten einfach soviel schwächer als May findet und sie deshalb nicht liest. Oder ob man allgemein sieht dass man so etwas gar nicht schreiben bzw versuchen sollte.

Mir geht es da eher um den Schaden. Zum Beispiel wenn die Gefahr besteht dass man die neuen Bücher mit den älteren verwechselt (was ja bei den Kandolf'schen Schriften möglich wäre) und zb dann eine schlechtere Meinung von May hat würde ich das als Schaden sehen. Oder wenn es darum ginge sich Arbeit zu ersparen und vorgefertigte Charaktäre nimmt um Geld zu machen (was man zum Beispiel einigen Karl May Filmen vorwerfen könnte, dass sie einfach das May Label draufgepappt haben in der Hoffnung auf mehr Zuschauer).

Ich gebe zu dass ich an diesen Spin-Offs (oder auch nur FanFiktion) besonders interessant finde wo die Autoren ihre Schwerpunkte legen. Schließlich hat jeder der ein Buch liest ein anderes Bild vor Augen. Er nimmt sich das mit was ihm am meißten liegt. Ich finde es interessant zu sehen wie andere Menschen gewisse Geschichen oder Charaktäre empfunden haben und was sie sich aus der May Lektüre mitgenommen haben (oder auch was ihnen gefehlt hat). Gewissermaßen wie ein Zerrbild des ursprünglichen Werkes.

Die Frage ist hat bloß inwieweit sie es schaffen für sich selbst amüsant oder lesenswert zu sein. Abgesehen von dem "Wie sehen andere Leute ihren May" Faktor.
Ich glaube, sie versuchen es teilweise schon, aber sie können es nicht. Ich könnte es auch nicht. In seinen Büchern ist die SEELE Karl Mays, das ist etwas ganz eigenartiges, das kann ich nicht definieren und auch nicht anders ausdrücken, ich weiß nur, daß es einzigartig ist und man es nicht nachmachen kann. Ansatzweise vielleicht, dem guten Kandolf, den ich so gut nun keineswegs finde, sind da in "Allah il Allah" z.B. manchmal ein paar ganz nette Dinge gelungen. Aber eben nur ansatz- und stellenweise.

Ist schon verrückt im Leben, die einen versuchen, einen Stil nachzumachen, die anderen, den ureigenen Stil zu verändern, und, wie heißt es so schön bei Brecht über die Pläne "Geh'n tun sie beide nicht".
Kandolf ist ein gutes Beispiel für einen Autor der sich anscheinend große Mühe gegeben hat nah am Stil Mays zu bleiben (Teilweise sicher notgedrungen da Teile von ihm direkt in die May'schen Bücher eingefügt wurden, da ist es ja klar dass der Stilwechsel so klein wie möglich ausfallen muß). Natürlich hat er es auch nicht geschafft. (Unter anderem scheint mir dass ihm vor allem die Fähigkeit zum May'schen Humor gefehlt weswegen er sich daran weniger versucht hat). Aber er war näher dran.

Es erscheint mir nur seltsam das ganze als Tribut und Würdigung von May anzupreisen und dann den May'schen Stil außer acht zu lassen.

Ich will ja auch von keinem Verlangen den persönliche Stil aufzugeben Aber Stil ist nicht gleich Stilmittel. Ein Autor lernt ja auch gewisse Techniken, genau wie ein Sänger oder Schauspieler. Angefangen bei simplen Dingen wie dass Dialoge angeblich Geschichten lebendiger machen (hat jedenfalls meine Grundschullehrerin behauptet), dass man kurze Sätze verwenden soll, dass man auffällige Wörter nicht zu oft nahe beieinander verweden soll... Meiner Meinung nach sollte es übrigens auch "Gesetze" gegen mehr als zwei Rufzeichen in einer Textpassage geben. Wenn mir so etwas unterkommt möchte ich das betreffende Buch gleich zuschlagen und aufgeben.

Das sind Stilmittel die man einsetzten kann oder nicht. Eine Eigenart vom May scheint zu sein dass er sehr viel durch Dialoge ausdrückt. Oder dass er Erwartungen schürt in dem er uns gleich von Anfang an sagt was passieren wird, egal ob er uns am Anfang von Winnetou I erzählt dass Winnetou ein ach so toller und besonderer Mensch war, über 100 Seiten bevor der das erste mal auftritt, oder ob er uns gleich von Anfang an zu verstehen gibt das Rattler (oder auch Tangua) ein böser und roher Mensch ist und wir eigentlich nur mehr warten wie sich die Bedrohung, die von ihm ausgeht, äußern wird. Oder dass der Erzähhler und/oder die Nebencharaktäre lang und breit erkären warum etwas schwer, gefährlich oder unmöglich ist nur um den Helden das ganze lässig meistern zu lassen. Im allgemeinen ist es so dass besonders der Ich Erzähler die Situation andauernd einschätzt und kommentiert und uns somit eine viel persönlichere Perspektive gibt. Zum Beispiel wenn er nicht nur beschreibt wie etwas aussieht sondern auch wie es auf den Ich Erzähler wirkt.

Ich gabe zu dass das bloß meine Eindrücke als komplett nicht-schreibender Mensch sind. Aber ich denke dass man viel gewinnen könnte wenn man May vom rein stilischen Blickwinkel aus liest und analysiert und sich überlegt warum er manche Dinge so schreibt wie er sie schreibt.

Sicher gibt es bei May auch Dinge die nicht kopierbar sind, ganz einfach weil sie bei jedem anderen lächerlich wirken würden (grade die erwähnte Emotionalität und der Humor sind solche Dinge). Aber sich nach anderen zu orientieren und sich zu verbessern muß ja nicht gleich heißen dass man seine eigene Identität aufgibt. Sonst dürften wir ja alle nie dazulernen.

______________

Bei der angerissenen Diskussion auf der anderen May Forum hatte ich den Eindruck dass mir zu verstehen gegeben wurde dass ich die Bücher erst lesen sollte bevor ich darüber rede. Nun das habe ich getan.

Wie steht es mit den anderen? Könnte ich vielleicht ein paar alternative Ansätze zum besseren (oder auch schlechteren) Verständnis bekommen? Was für andere Eindrücke gibt es noch?
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