May-Monographie von Peter Hofmann

mugwort
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von mugwort »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:...

Es gibt einen Glauben, der zur Verständigung einlädt, und einen Glauben, der Intoleranz fördert.

...
Was Karl May uns heute lehrt: Verständigung ist nicht Nachahmung. Nur der, der sich seiner eigenen Werte sicher ist, kann in dem (vermeintlich) Anderen den Seelenverwandten erkennen.

Ich bin gerade tief bewegt von dem unendlichen Respekt, mit dem May als Christ im ausgehenden 19. Jahrhundert seitenlang Suren des Koran zitiert. Dafür würde ich ihm gerne danken. DAS ist wahre Größe. Wahre Toleranz. Im wirklichen Leben so unendlich schwer.

Viele Grüße
mugwort
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Helmut
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von Helmut »

Ich habe vor einigen Wochen bei unserer Kirchenvorstandssitzung zum Beginn das "Begräbnis von Mohammed Emin" vorgelesen.

Helmut
mugwort
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von mugwort »

Helmut hat geschrieben:Ich habe vor einigen Wochen bei unserer Kirchenvorstandssitzung zum Beginn das "Begräbnis von Mohammed Emin" vorgelesen.

Helmut
Und, was hat der Kirchenvorstand dazu gemeint?

Wie wäre es doch schön, wenn wir eines Tages so weit wären wie Kara Ben Nemsi am Grabe Mohammed Emins. Ich fürchte, es ist für beide Seiten noch ein langer, langer Weg dorthin. Eine Koransure in einem christlichen Gottesdienst? Ein Bibeltext in einer Moschee? Also ICH will einfach noch glauben, dass es möglich ist, mag es auch naiv und blauäugig sein. Denn wie heißt es doch so schön in den "Himmelsgedanken":

"Sobald der Mensch sich mit anderen um Gott und Gottes Liebe streitet, hat er ihn und sie verloren."

und im Reisetagebuch - jetzt zitiert nach Sudhoff (Hrsg.), Zwischen Himmel und Hölle, S. 223:

"Wie kein Mensch, kein Volk, kein Land eine eigene Sonne hat, deren Licht und Wärme nur ihm allein gehört, so gibt es auch für keinen Einzelnen und für keine irgendwelche religiöse Gesamtheit einen besondereren Eigentumsgott, mit dem man sich brüsten kann. Diejenige Religion, welche andere von der Gemeinschaft mit Gott ausschließt, hat sich den ihrigen selbst konstruiert, ihre Verkehrung ist nicht Gottes- sondern Götterdienst; sie steht, und wäre es Jahrtausende lang, auf tönernen Füßen, die einst zerbrechen werden!"

Viele Grüße
mugwort
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Helmut
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von Helmut »

mugwort hat geschrieben:
Helmut hat geschrieben:Ich habe vor einigen Wochen bei unserer Kirchenvorstandssitzung zum Beginn das "Begräbnis von Mohammed Emin" vorgelesen.

Helmut
Und, was hat der Kirchenvorstand dazu gemeint?


Viele Grüße
mugwort
Sie waren größtenteils beeindruckt, und es gab keine negativen oder ablehnende Stimmen. Es wurde als aktuell passend bezeichnet.

Helmut
Hermann Wohlgschaft
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

mugwort hat geschrieben: Wie wäre es doch schön, wenn wir eines Tages so weit wären wie Kara Ben Nemsi am Grabe Mohammed Emins.

Helmut hat geschrieben: Ich habe vor einigen Wochen bei unserer Kirchenvorstandssitzung zum Beginn das „Begräbnis von Mohammed Emin“ vorgelesen.

Interreligiöse Feiern sind heutzutage, Gott sei Dank, ohne weiteres möglich. Ein Beispiel aus meinem derzeitigen Umfeld: Im Rahmen der Jubiläumsfeiern anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Bezirkskrankenhauses in Günzburg wurde im Sommer 2015 in der katholischen Klinikkirche (dem größten Versammlungsraum innerhalb des Klinikgeländes) ein interreligiöser Gottesdienst gefeiert. Ein jüdischer Vorbeter sprach einen Psalm aus der hebräischen Bibel, ein muslimischer Imam sang eine Sure aus dem Koran, eine evangelische Pfarrerin las einen Text aus dem Neuen Testament und ich (als Vertreter der katholischen Kirche) hielt eine Ansprache. Zum Abschluss des Gottesdienstes trugen wir gemeinsame Fürbitten vor. Die Kirche war genagelt voll, die Presse berichtete ausführlich.

Der thematische Hintergrund dieser interreligiösen Feier war allerdings sehr traurig: Vom Sommer 1940 bis zum Sommer 1941 wurden ca. vierhundert psychisch kranke Patienten des Bezirkskrankenhauses Günzburg (damals hieß es „Heil- und Pflegeanstalt“) in verschiedenen Vernichtungslagern vergast. Andere ließ man verhungern oder gab ihnen die Todesspritze. Man machte sich zum Herrn über Leben und Tod und entschied, welches Leben lebenswert sei und welches nicht. Die Verantwortlichen wurden später nur teilweise zur Rechenschaft gezogen, manche von ihnen wurden kurze Zeit nach dem Ende des Krieges wieder in ihre früheren Ämter eingesetzt, als ob nichts gewesen wäre.

Mit der interreligiösen Gebetsfeier (die musikalisch von einer herausragenden Harfenistin und einem ebenso hervorragenden Cellisten begleitet wurde) wollten wir ein Zeichen setzen: Alle im Bezirk Schwaben präsenten Religionen und Konfessionen verurteilen jede Form von Unrecht und Gewalt und setzen sich entschieden für Frieden und Humanität ein.

Nach dem Ende des Gottesdienstes wurde im Rosengarten des Bezirkskrankenhauses eine große Gedenktafel errichtet, auf der alle Namen der ca. 400 ermordeten Patienten zu lesen sind. Wenigstens auf diese Art wollten wir symbolisch zum Ausdruck bringen: Jede einzelne Person hat einen Namen und somit eine einzigartige Würde vor Gott und den Menschen. Alle Toten leben weiter im „Gedächtnis“ Gottes, d.h. im „Herzen“ einer universalen, unvergänglichen Liebe. Und die Mörder werden sich zuletzt vor ihren Opfern verantworten müssen. Zuallerletzt aber – so hoffe ich als Christ – werden alle Wunden in einer universalen Vergebung geheilt werden. In seinem letzten Erzählwerk, in „Winnetou IV“, hat Karl May diese Hoffnung visionär ins Bild gebracht.

Viele Grüße
Hermann
Hermann Wohlgschaft
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von Hermann Wohlgschaft »

In den Mitteilungen der KMG Nr. 190/2016 findet sich auf S. 58-60 eine Rezension zu Peter Hofmanns Monographie 'Karl May und sein Evangelium'. Dem Verfasser, Gunnar Sperveslage, stimme ich voll zu. Mein eigener Kommentar zu Hofmanns Aufsatz im Jb-KMG 2015 wird im Jb-KMG 2017 erscheinen und geht - nur ausführlicher begründet - in dieselbe Richtung wie der Beitrag Sperveslages in M-KMG 190.
mugwort
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Re: May-Monographie von Peter Hofmann

Beitrag von mugwort »

Hermann Wohlgschaft hat geschrieben:In den Mitteilungen der KMG Nr. 190/2016 findet sich auf S. 58-60 eine Rezension zu Peter Hofmanns Monographie 'Karl May und sein Evangelium'. Dem Verfasser, Gunnar Sperveslage, stimme ich voll zu. Mein eigener Kommentar zu Hofmanns Aufsatz im Jb-KMG 2015 wird im Jb-KMG 2017 erscheinen und geht - nur ausführlicher begründet - in dieselbe Richtung wie der Beitrag Sperveslages in M-KMG 190.
Ich freue mich schon mal auf das Jahrbuch - auch wenn es bis dahin noch ein wenig dauert!

Falls das hier nicht ohnehin schon alle wissen:

Im Rahmen des Karl-May-Symposiums in Freiburg am 18./19. Februar 2017 ist ein Vortrag von Peter Hofmann zum Thema angekündigt - für Interessierte sicher eine gute Gelegenheit zu einem persönlichen Gedankenaustausch mit dem Autor (und den anderen Teilnehmern natürlich) zu diesem überaus spannenden und facettenreichen Thema.

http://www.karl-may-lebt.de/index.php?s ... detail=616

Viele Grüße
Irmgard
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