Im Wald und Feld

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rodger
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Im Wald und Feld

Beitrag von rodger »

Klingt irgendwie nicht richtig, nicht ? Es heißt zwar durchaus "Im Wald" und auch "im Feld", aber bei beiden zusammen dann doch eher "In Wald und Feld" ... Es sei denn man will die Dinge gleichsetzen, noch ein Beispiel, "In Cafe und Restaurant" setzt das eine vom andern ab, "Im Cafe und Restaurant" meint deren Gleichsetzung.

"Am Marterpfahl und Pranger" fiel mir im HKA-Band "Mein Leben und Streben" auf ... Ich denke es müsse "An Marterpfahl und Pranger" heißen ... Aber schon im Handbuch steht im Text zu "Mein Leben und Streben" (von Wollschläger) "Am" ... Gleichsetzung dürfte seitens May nicht gemeint gewesen sein, also daß der Marterpfahl gleichzeitig der Pranger sei, sondern eher diese beiden Dinge als Ähnliches, aber mit verschiedenen Schwerpunkten ... Am (Mayschen) Marterpfahl geht es um die (seelischen) Schmerzen und am (dito) Pranger mehr um die Rufschädigung ...

"An" ist m.E. eindeutig vorzuziehen. Interessant wäre zu wissen, ob bei der Nennung des Titels durch May es "An" oder "Am" hieß, also ob die kleine Gschlampertheit schon bei ihm auftauchte oder erst später bei Wollschläger u.a. ...
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Wolfgang Sämmer
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Wolfgang Sämmer »

Wenige Wochen nach dem verheerenden Ausgang des Charlottenburger Prozesses führte Egon Erwin Kisch ein Interview mit Karl May, das am 15. Mai 1910 in der „Bohemia“ veröffentlicht wurde:
"Ich schreibe jetzt ein Buch, worin ich nichts leugne und meine Gefängnisstrafen schildere." – "Darf man wissen, wie das Buch heißen wird?" – "Der Titel lautet: 'Am Marterpfahl und Pranger."

Eben diese Titelvariante verwendet May auch in einem Brief an seinen Drucker Felix Krais. Am 13. Mai 1910 schrieb er ihm:
Sehr geehrter Herr Kommerzienrath!
Herr Fehsenfeld wird Ihnen den Anfang zu "Am Marterpfahl und Pranger" geschickt haben.

(Vgl. Karl May: Briefwechsel mit Friedrich Ernst Fehsenfeld. Zweiter Band: 1907 – 1912. Mit Briefen von und an Felix Krais u. a. Hrsg. v. Dieter Sudhoff und Hans-Dieter Steinmetz. Karl May’s Gesammelte Werke und Briefe; Bd. 92. Karl-May-Verlag, Bamberg und Radebeul 2008, S. 266)
Beste Grüße in die Runde!
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rodger
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von rodger »

Besten Dank für die Aufklärung. (Ich war zu faul zum Suchen ...)

Also hat May entweder

a.) doch die Gleichsetzung gemeint, also daß der Marterpfahl gleichzeitig auch der Pranger sei, dann paßt das "Am"

oder aber

b.) er war in Sachen Sprachgefühl für einen Moment mal nicht ganz auf der Höhe.

:D
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Doro
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Doro »

Seltsam, nachdem Du die Schwerpunkte Seele (seelische Schmerzen) und Rufschädigung (Scham, in gewisser Weise ?) selbst definiertest.

Rufschädigung stellt alles in Frage. worüber mensch sich oftmals wahrnimmt, was erhebliche Selbstzweifel hervorruft. Die Fragestellung, ist was Wahres an der Anschuldigung, warum tut mensch mir das an, was habe ich getan, dass ich dies verdiene etc.... Die Erschütterung der Grundfesten von Status, den gerade ein KM so nötig hatte, aufgrund seiner Lebensgeschichte. Das Aufwühlen und Hervorzerren von Geschehnissen, die er längst hinter sich gelassen zu haben glaubte, auch dadurch, dass er dafür bereits zur Rechenschaft gezogen wurde.
Er kam an den Pranger und damit gleichzeitig an den Marterpfahl, weil das eine das andere auslöste und bedingte.
Irgendwie schleicht sich grad noch der Gedanke in mich, dass er vllt. selbst gar keinen Frieden mit sich geschlossen hatte und immer noch Schuldgefühle hatte, deshalb wurde ihm damit sozusagen der feste Boden (auf dem er sich zu stehen glaubte) unter den Füßen weggezogen.
Grade in der der damaligen Zeit war Integrität, zumindest nach aussen, wesentlich, mehr als Authentizität. Möglicherweise auch ein Grund warum er auch immer wieder über Männer mit 'offensichtlich' weissen Westen und dunklen Seelenabgründen schrob. Oppositionell dazu Figuren, wie zum Beispiel ein Sam Hawkins, kein Frack aber ein Herz aus Gold...

Hmmm. das wieder mal typisch verschwurbelt, ich sollte es doch lassen...
8)
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rodger
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von rodger »

Doro hat geschrieben: Rufschädigung stellt alles in Frage. worüber mensch sich oftmals wahrnimmt, was erhebliche Selbstzweifel hervorruft.
Naja das kommt darauf an ... ob einer stark genug ist solches an sich abprallen oder auch abperlen zu lassen ... es gehören immer zwei dazu zum Verletzen oder Verunsichern, der Boden muß sozusagen bereitet sein damit es "funktioniert" ... Karl May war wohl schwach genug, um sich getroffen zu fühlen, schade eigentlich, mehr innere Stärke wäre ihm zu wünschen gewesen ... :D
Die Fragestellung, ist was Wahres an der Anschuldigung, warum tut mensch mir das an, was habe ich getan, dass ich dies verdiene etc....
Reflektion kann nicht schaden ... unabhängig davon ob die andere Seite, seien es mehrere, öffentliche Meinung o.ä., Zeitungsgesinnungsbündelung usw. oder auch ein einzelner, nur verletzten wollte oder es ihr [auch ...] um die Sache ging ...
Irgendwie schleicht sich grad noch der Gedanke in mich, dass er vllt. selbst gar keinen Frieden mit sich geschlossen hatte und immer noch Schuldgefühle hatte, deshalb wurde ihm damit sozusagen der feste Boden (auf dem er sich zu stehen glaubte) unter den Füßen weggezogen.
Der glaubte niemals auf festem Boden zu stehen, wie die zahlreichen Salzseen, Sümpfe, Abstürze usw. trefflich dokumentieren ... was ihm freilich völlig bewußt war. Diese Dinge im Werk sind ja Ausdruck bewußter Auseinandersetzung mit so etwas.
Grade in der der damaligen Zeit war Integrität, zumindest nach aussen, wesentlich, mehr als Authentizität.
Das hat sich nicht geändert ... [Kann es, mit Verlaub, sein daß Du nicht wirklich "Integrität" meinst sondern eher so etwas wie den "schönen Schein" ?]
Möglicherweise auch ein Grund warum er auch immer wieder über Männer mit 'offensichtlich' weissen Westen und dunklen Seelenabgründen schrob. Oppositionell dazu Figuren, wie zum Beispiel ein Sam Hawkins, kein Frack aber ein Herz aus Gold...
Ja, sowas hat er gern gemacht. Wobei die Realität ja noch ein bissel komplizierter ist ... da finden wir sowohl anständige und integre Leute in feinen Anzügen als auch Gauner und Halunken, und unter den schlabbrig gekleideten ebenfalls alle Möglichkeiten ...
Hmmm. das wieder mal typisch verschwurbelt

ich sollte es doch lassen...
Bissel mehr Selbstbewußtsein, ja ?

:lol:

Man kann es aus anderen Gründen lassen, z.B. weil es einem zu blöd wird mit all' den Ignoranten oder man die Sinnlosigkeit und Vergeblichkeit erkennt usw., aber nicht aus Selbstzweifel, wenn dazu wie in Deinem Fall kein Anlaß besteht ...

8)
Helmut Prodinger
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Helmut Prodinger »

"mensch" klingt noch uebler als "man/frau". Ich bin ja ein Freund des 19. Jahrhunderts und finde wenig Wohlgefallen an modernen Wendungen. Klar ist aber, dasz ich der aussterbenden Species angehoere und "den andern" die Zukunft gehoert.
Rene Grießbach
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Rene Grießbach »

rodger hat geschrieben:
Doro hat geschrieben: Rufschädigung stellt alles in Frage. worüber mensch sich oftmals wahrnimmt, was erhebliche Selbstzweifel hervorruft.
Naja das kommt darauf an ... ob einer stark genug ist solches an sich abprallen oder auch abperlen zu lassen ... es gehören immer zwei dazu zum Verletzen oder Verunsichern
...
... eigentlich sogar drei.
Der, der die Rufschädigung vornimmt, der, gegen den es gerichtet ist
und der bzw. die vielen, die das rufschädigende Verhalten oder Gerede für bare Münze nehmen und ihr eigenes Verhalten dementsprechend ausrichten.
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Doro
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Doro »

Helmut Prodinger hat geschrieben:"mensch" klingt noch uebler als "man/frau". Ich bin ja ein Freund des 19. Jahrhunderts und finde wenig Wohlgefallen an modernen Wendungen. Klar ist aber, dasz ich der aussterbenden Species angehoere und "den andern" die Zukunft gehoert.
Mensch ist hier völlig wertfrei aber nicht neutral gemeint und schließt mich mit ein. Ich finde es aussagekräftiger als man (mag ich ebenso wenig wie nett ;-) ).
Schade, dass Sie es so negativ besetzt wahrnehmen. Das mit der Zukunft seh ich allerdings differenziert :-)
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Doro
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Doro »

Rene Grießbach hat geschrieben: .... eigentlich sogar drei.
Der, der die Rufschädigung vornimmt, der, gegen den es gerichtet ist
und der bzw. die vielen, die das rufschädigende Verhalten oder Gerede für bare Münze nehmen und ihr eigenes Verhalten dementsprechend ausrichten.
Jow, letzteres find ich sogar ganz schlimm, wenn nicht hinterfragt wird.
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Re: Im Wald und Feld

Beitrag von Doro »

rodger hat geschrieben: Naja das kommt darauf an ... ob einer stark genug ist solches an sich abprallen oder auch abperlen zu lassen ... es gehören immer zwei dazu zum Verletzen oder Verunsichern, der Boden muß sozusagen bereitet sein damit es "funktioniert" ...
Wer is schon immer stark und auch noch genug ;-) stimmt, es gehören immer zwei oder, wie René treffend bemerkte, sogar drei dazu, aber es spielt neben ganz vielen, ganz persönlichen Faktoren, wohl auch die Tagesform eine Rolex.
Karl May war wohl schwach genug, um sich getroffen zu fühlen, schade eigentlich, mehr innere Stärke wäre ihm zu wünschen gewesen ... :D
In gewissen Sinne hatte er sie in soweit, dass er nicht in eine tiefe Depression fiel (zumindest mir nicht bekannterweise)
Reflektion kann nicht schaden ... unabhängig davon ob die andere Seite, seien es mehrere, öffentliche Meinung o.ä., Zeitungsgesinnungsbündelung usw. oder auch ein einzelner, nur verletzten wollte oder es ihr [auch ...] um die Sache ging ...
Auch wenn es jemandem nur um die Sache geht, kann sowas einen Orkan im Seelen-Leben eines andern (des Betroffenen) auslösen (Da war doch mal was mit dem Schlag von Schmetterlingsflügeln... Ursache/Wirkungsprinzip) ;-)
Der glaubte niemals auf festem Boden zu stehen, wie die zahlreichen Salzseen, Sümpfe, Abstürze usw. trefflich dokumentieren ... was ihm freilich völlig bewußt war. Diese Dinge im Werk sind ja Ausdruck bewußter Auseinandersetzung mit so etwas.
Stimmt, jetzt wo Du's sagst :D
Das hat sich nicht geändert ... [Kann es, mit Verlaub, sein daß Du nicht wirklich "Integrität" meinst sondern eher so etwas wie den "schönen Schein" ?
Ja so meinte ich, deshalb die Floskel 'zumindest nach aussen' :-)
Ja, sowas hat er gern gemacht. Wobei die Realität ja noch ein bissel komplizierter ist ... da finden wir sowohl anständige und integre Leute in feinen Anzügen als auch Gauner und Halunken, und unter den schlabbrig gekleideten ebenfalls alle Möglichkeiten ...
Oh yes! Deshalb mag ich seine Firguren, weil alles dabei ist, wie im richtigen Leben :-D
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