the late great karl may

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jimmydean
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the late great karl may

Beitrag von jimmydean »

hallo,
ich will ja nicht schon wieder eine spätwerk-debatte anzetteln, kann es durchaus verstehen, wenn es leute gibt denen das spätwerk gefällt...
mir persönlich hat es (vielleicht mit ausnahme von "ardistan / dschinnistan") nie so wirklich gefallen, das ganze passt zwar ganz gut in die "fin de siecle"-stimmung der damaligen epoche, bin aber auch nie der große strindberg-fan gewesen...
für mich wäre allerdings auch mal interessant, sich auszumalen, wie sich das werk von may weiterentwickeln hätte können, wenn er nicht auf diese schiene begeben hätte (die ja auch klar durch seine persönlichen probleme - prozesse, scheidung usw. - forciert wurde)...
mir scheint ja, daß die wildwest-geschichte eigentlich so ziemlich fertig erzählt war (im schlußteil von "satan und ischariot" machen sich doch schon ziemliche längen bemerkbar) und auch der orientteil weitgehend abgeschlossen ist...
bleibt für mich eigentlich nur noch, daß vielleicht einige parts der kolportageromane ausbaufähig gewesen werden : ich denke da vor allem an den "verlorenen sohn"; gerade in diesen sozialkritischen schilderungen lag eine stärke von may und da hätte man noch einiges machen können (also eher gerhart hauptmann als strindberg)... wäre zwar wahrscheinlich nicht an die klasse eines zola oder balzac herangekommen, trotzdem für mich eine nicht uninterressante überlegung...

lg,
robert
K.A.

Beitrag von K.A. »

Die Frage nach "was wäre wenn", verliert sich in Spekulationen und führt zu keinem Ergebnis.

Wir wissen, was Karl May nach 1900 geschrieben hat und wissen ferner, dass sein Versuch 1907 mit "Abu Kital" auf die alte Erzählschiene zurückzukehren, nach wenigen Manuskriptseiten gescheitert ist.

Lediglich mit "Winnetou IV" erreicht der Autor teilweise seinen alten Erzähstil zurück und schuf damit ein schönes Abschlußwerk der früheren Reiseerzählungen mit Old Shatterhand und Winnetou.

Mit seinen "Baustein-Aufsätzen" hat der Mitarbeiter des KMV, Otto Eicke, versucht, wie man die von Karl May nicht vollendeten Werke bzw. anders geschriebenen Arbeiten Mays hätte beenden oder ändern können. Das ist sehr reizvoll zu lesen, verliert sich aber in wenig hilfreichen Spekulation.

Die Fakten über Karl Mays Spätwerk liegen auf dem Tisch und sind so zu akzeptieren wie sie nun mal sind.

Von den Kolportageromanen wollte Karl May verständlicherweise allenthalben nichts mehr wissen und auch die beiden erzgebirgischen Dorfgeschichten aus dem Jahre 1903 "Das Geldmännle" und "Sonnenscheinchen" sind gänzlich anders geraten als die frühen Dorfgeschichten.

Nach 1900 war für Karl May der Weg im alten Stil zu schreiben völlig verbaut und vom ihm auch nicht mehr gewollt.
Ralf Grosskurth
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Re: the late great karl may

Beitrag von Ralf Grosskurth »

jimmydean hat geschrieben:[...]
mir scheint ja, daß die wildwest-geschichte eigentlich so ziemlich fertig erzählt war (im schlußteil von "satan und ischariot" machen sich doch schon ziemliche längen bemerkbar) und auch der orientteil weitgehend abgeschlossen ist...
[...]
Das wird mit Sicherheit auch in Teilen dadurch bedingt gewesen sein, daß der "Wilde Westen" um die Jahrhundertwende bereits gar nicht mehr so wild war.
Insbesondere standen durch Telegraphie und schnelle Dampfer nun entsprechende Kommunikationsmöglichkeiten zur Verfügung, so daß die "black box" des unbekannten Kontinents als "Schatzkästlein" nicht mehr oder kaum noch zu nutzen war.

Letztlich ist alles Spekulation, aber ich vermute, KM hätte, so er denn in der Tradition seiner Reiseerzählungen geblieben wäre, sich zunehmend auf den immer noch unbekannten Orient verlegt.
Mit freundlichen Grüßen,

Ralf Grosskurth
K.A.

Beitrag von K.A. »

In der Tat hat Karl May zwischen "Weihnacht" 1897 und "Winnetou IV" 1909/10 keinen in den USA oder Mexiko handelnden Text verfasst und sich auf den Orient, China und Sitara . das nach Thomas Schwettmann im östlichen Iran zu suchen ist - beschränkt.

Den Thesen von Ralf Grosskurth kann ich in jeder Beziehung zustimmen, Karl May war sich dieser Tatsache wohl bewußt, wenngleich bei näherer Betrachtung, der im Herbst 1908 angesiedelte Text von "Winnetou IV" durchaus auch 20 Jahre früher handeln könnte. Zusehr war May auch im Winter 1909/10 dem alten Westen, den "dark and bloody grounds" verhaftet.
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